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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Päckchen ab, und wenn unsere Stadt diesem Angriff standhält, wird es der letzte sein, den sie erleidet. Wir kehren in die Wirklichkeit zurück, Voynich.«
    Der Mann sah sie verständnislos an. Sie beschränkte sich darauf, seine Handgelenke zu drücken und ihm dann einen kleinen Schlüssel an einem Silberkettchen zu übergeben.
    »Dort auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist eine schmale weiße Tür«, erklärte sie. »Es war die Werkstatt meines verstorbenen Mannes. Ich war schon lange nicht mehr da, doch … wenn ich mich richtig erinnere, müssten noch seine Jagdgewehre darin sein. Ich habe sie nie benutzt, aber ich glaube, dass sie noch funktionieren. Die Patronen sind in den Schachteln unter den Gewehren. Falls Sie sie brauchen. Jetzt gehen Sie schon, schnell!«
    Voynich wich einen Schritt zurück. »Und Sie? Kommen Sie nicht mit?«
    Die alte Lehrerin verneinte. »Damen meines Alters brauchen etwas länger, um sich ausgehfertig zu machen, Mister Voynich. Gehen Sie schon mal vor, ich komme nach, sobald ich kann.«
    Irgendetwas am Klang ihrer Stimme ließ bei Voynich den Verdacht aufkommen, dass sie in Wirklichkeit gar nicht die Absicht hatte, das Haus zu verlassen.
    Marius Voynich aber wollte nicht mehr länger warten. Mit dem Päckchen unter dem Arm lief er die Treppe hinunter. An der Garderobe im Erdgeschoss schnappte er sich einen Schirm und einen Rucksack, in dem er den Schuhkarton, das Manuskript und Morice Moreaus Notizbuch verstaute. Dann riss er die Haustür auf. Er sah sofort die weiße Tür, von der die Lehrerin gesprochen hatte, öffnete den Schirm und ging darauf zu.
    Er dachte an Miss Stella, die am vergangenen Abend so nett über sein Manuskript gesprochen hatte und deren Worte ihm viel bedeuteten. Dass sie ihn nun aber mit diesem Päckchen losschickte, schien ihm nicht so recht zum gesunden Verstand zu passen, den er inzwischen von der alten Dame gewöhnt war.
    Er blieb ganz plötzlich stehen.
    Am anderen Ende der Gasse war ein großer Affe aufgetaucht. Er hatte einen Säbel in der Hand und trug ein um den Kopf gewickeltes Tuch, wie ein Pirat.
    »Das kann doch gar nicht sein«, murmelte Marius Voynich unter seinem Schirm.
    Der Affe hob den rostigen Säbel und stieß ein lautes Grunzen aus.
    »Jetzt reicht es aber wirklich!«, schrie ihn der Chef der Brandstifter an. »Du willst mich angreifen? Dann komm nur her!«
    Er senkte den Schirm, drehte den Griff und löste so eine gewaltige Flamme aus.

Kapitel 5
Die Piratenaffen
    »Komm mit, los!«, zischte Jason seiner Schwester zu.
    »Mama und Papa«, flüsterte sie zurück und zeigte auf das Auto, aus dem sie herausgesprungen waren. »Mama und Papa sind noch da drin!«
    Jason zerrte an ihrem Arm. »Sie kommen schon allein zurecht! Sie sind nicht verletzt.«
    Er drückte sie gerade noch rechtzeitig auf den Boden und sie verstummten. Zwei bucklige Gestalten liefen die Küstenstraße entlang. Hinter den Sträuchern der Straßenböschung versteckt, sahen Jason und Julia sie auf das Auto zugehen.
    »Jason!«
    »Pscht!«
    Doch das Rauschen des Regens, das Klatschen der Wellen gegen die Klippen und die Kanonenschüsse übertönten alles andere.
    »Es sind Affen«, murmelte Julia, nachdem sie eine Weile den eigenartigen Gang der beiden Gestalten beobachtet hatte.
    »Aber der da ist keiner«, raunte Jason und zeigte auf einen stämmigen Mann, der neben dem Auto aufgetaucht war.
    Er war dunkelhäutig und in Lumpen gekleidet, trug aber auffällige goldene Ohrringe. Um seinen Hals hing ein Lederband, auf dem große Raubtierzähne aufgefädelt waren. Es sah ganz so aus, als erteile er den Affen Befehle.
    »Glaubst du … Werden sie ihnen wehtun?«, fragte Julia. Sie bekam so große Angst um ihre Eltern, dass ihr Herz wie wild zu klopfen begann.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jason, machte aber ein besorgtes Gesicht. Er versuchte, die Situation einzuschätzen, doch die Kälte, die ihm unter Pulli und Schlafanzug gekrochen war, hinderte ihn daran, sich zu konzentrieren. Wenn doch nur Rick bei ihnen wäre …
    Piraten. Affen. Eine Brigantine mit schwarzen Segeln, die ihre Kanonen auf die Villa Argo und Kilmore Cove abfeuerte. Und jetzt der Angriff der Affen, dem ihre Eltern nun ausgeliefert waren.
    Für dieses Problem gab es nur eine Lösung: Sie brauchten Hilfe. Und zwar sofort.
    Im Schutz der Sträucher schlug Jason den Weg nach Kilmore Cove ein.
    »Wohin gehen wir?«, flüsterte Julia, die ihm gefolgt war. »Wir können Mama und Papa nicht im Stich
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