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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Atlantis, zum Beispiel.«
    Nestor lächelte traurig, wandte sich kurz ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann sagte er leise: »Nicht, dass es ihnen deshalb besser ergangen wäre … Aber diese Gussform … Wenn ihr nicht diejenigen wart, die sie gefunden haben, wer war es dann?«
    »Es war Penelope«, antwortete Jason.
    Nestor sah aus, als hätte er soeben einen Stromschlag erlitten.
    »Sie ist als Erste ins Labyrinth hinuntergestiegen«, fuhr Jason fort. »Aber als wir da hingekommen sind, war sie schon weg. Zumindest haben wir sie nicht mehr angetroffen.« Er wühlte in seinem Rucksack herum und zog schließlich einen Umschlag heraus. »Das hat sie für dich zurückgelassen«, flüsterte er und gab Nestor den Umschlag.
    In diesem Augenblick verstummten alle Vögel im Park gleichzeitig.
    Alle Tiere im Gebüsch erstarrten.
    Eine tödliche Stille senkte sich herab.
    Eine absolute Stille, die bewirkte, dass sie sich alle zur Bucht von Kilmore Cove umdrehten.
    Die Stille hielt noch ein paar Sekunden lang an. Dann trat an ihre Stelle ein ohrenbetäubendes Dröhnen.
    Gleich darauf hörten sie Schreie, Hupen, das Heulen von Sirenen.
    Die beiden Brandstifter schnellten hoch. »Wir waren es nicht«, beteuerten sie.
    Rick fuhr sich mit der Hand durchs Haar und brachte kein Wort heraus. Und gleich darauf rannten sie alle los.
    Alle außer Nestor, der mit dem Umschlag in der Hand stehen geblieben war, so als ob das, was um ihn herum geschah, ihn nichts anginge.
    Er hielt den letzten Brief seiner Frau in den Händen.
    Er atmete tief durch und begann zu lesen.
    Lieber Ulysses,
    wenn Du diese Zeilen liest, dann bedeutet das, dass die Dinge nicht so gelaufen sind, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich weiß, dass ich Dir einige Erklärungen schuldig bin. Ich hoffe, dass Du mir verzeihst, wenn diese Erklärungen nicht so klar und einfach ausfallen, wie Du es gerne hättest. Und wenn sich herausstellen sollte, dass mein Verdacht grundlos ist.
    Weil das am einfachsten ist, will ich hier mit diesem Verdacht anfangen.
    Ich fand immer, dass in der Gruppe des Großen Sommers etwas nicht stimmte. Misstöne, die ich jedoch nicht genauer bestimmen konnte. Es war, als versuche sich einer von uns anders darzustellen, als er in Wirklichkeit war. Ich möchte gleich klarstellen, dass ich damit nicht Peter meine, der sich in die falsche Person verliebt hatte und aus Liebe den dümmsten aller Fehler beging.
    Ich spreche nicht von einem »Verräter«. Diese Be zeichnung wäre übertrieben und trifft nicht auf das zu, was diese Person tat. Ich meine jemanden, der mit dir nicht ganz einer Meinung war. Jemand, der verdeckt gegen dich arbeitete und der das Geheimnis der Türen nicht ergründen wollte. Ja, ich glaube, das ist die beste Beschreibung für das, was ich meine.
    Und weil ich für diesen Verdacht keinerlei Beweise hatte, habe ich es vorgezogen, ihn für mich zu behalten, anstatt mit dir darüber zu sprechen.
    Warum ich ein Mitglied der Gruppe zu verdächtigen begann? Überleg doch mal: Niemand wird mich jemals davon überzeugen können, dass Leonards Unfall keine Falle war.
    Eine Falle, die jemand uns allen stellte, um uns loszuwerden.
    Deshalb habe ich begonnen, eigene Nachforschungen zu betreiben. Ich habe Peter gesagt, dass ich mich um den kleinen Heißluftballon kümmern würde, den er für die Höhlen entwickelt hatte. Bevor ich zu meiner Reise aufgebrochen bin, habe ich bei Pater Phoenix gebeichtet. Aber ich habe weder ihn noch Peter in meine Pläne eingeweiht. Und wenn sie Dir nichts erzählt haben, dann nur, weil ich meine Absichten verborgen gehalten habe, damit ihr mir nicht folgt. Es war mir lieber, Du würdest glauben, dass ich bei einem Sturz von den Klippen gestorben bin als bei der Umsetzung eines verrückten Plans.
    Ich wollte in die Klippen stürzen, nicht von den Klippen. In die Tiefen unserer Klippen hinein.
    Wir wussten beide, dass das Geheimnis der Türen zur Zeit unter dem Ort verborgen liegt, den wir zu unserer Heimat gemacht haben.
    Und ich habe die Neugier einfach nicht mehr ausgehalten, Ulysses. Was war dort unten, in der Tiefe? Tiefer unten, als wir jemals vorgedrungen waren?
    Ich habe in der Dunkelheit furchtbare Stunden verbracht. Ich glaube, dass ich während des Abstiegs eingeschlafen bin. Ich hatte Angst, dass es irgendwann keine Luft für mich zum Atmen mehr geben würde oder dass Kälte oder Hitze ab irgendeinem Punkt unerträglich werden würden, aber nichts davon trat ein. Schließlich
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