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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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denn da hinter dem Tor?«, grummelte er.
    »Bitte, mach schon auf!«, drängten Rick und Jason.
    »Ja, gleich, gleich … aber die beiden Herren?« Ihm fielen die zerrissenen und verschmutzten Anzüge der beiden Männer auf. In einer knappen halben Stunde sollte Malarius Voynich das Mausoleum besichtigen. Es würde alles andere als leicht sein, eine passende Erklärung für die Anwesenheit der drei Teenager und der beiden lädierten Herren zu finden.
    »Nestor, das sind die Gebrüder Schere«, stellte Jason sie vor.
    »Sie sind Brandstifter«, fügte Rick hinzu.
    »Ja, aber wir bereuen alles, was wir getan haben«, be teuerte der mit den Locken.
    »Und wie!«, bekräftigte der Blonde.
    Nestor zögerte.
    »Sei unbesorgt«, versuchte Jason ihn zu beruhigen. »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Das Leben?«
    Nestor schloss endlich das Tor auf. Es bewegte sich quietschend auf seinen Angeln. Anita, Rick und Jason quetschten sich hindurch, sobald der Spalt breit genug war, und umarmten Nestor vor lauter Erleichterung.
    »Wir sind zu Hause! Wir sind zu Hause!«
    Für ihn, der immer so zurückhaltend und förmlich war, war die Umarmung ein richtiger Schock. Seit vielen Jahren schon hatte ihn niemand mehr umarmt. Seit Penelope von den Klippen gestürzt war. Er kam sich wie ein Großvater vor, und das gefiel ihm nicht. Es erinnerte ihn daran, wie alt er schon war. Ein müder, kauziger alter Mann.
    Dieses Gefühl hatte er in seinem Leben bisher nur ein einziges Mal gehabt: an dem Tag, an dem er beschlossen hatte, die Villa Argo zu verkaufen.
    »Also, erzählt ihr mir jetzt mal, wie ihr hierhergekommen seid?«, meinte Nestor, als sie gemeinsam den Gang wieder hinaufgingen.
    Die drei sahen sich an, weil sie nicht wussten, wo sie anfangen sollten.
    »Das haben wir Julia zu verdanken«, meinte Rick dann. »Sie hat mich davon überzeugt, dass Jason in Gefahr schwebt.«
    »Und dadurch ließ er sich schließlich davon überzeugen, durch die Elfenbeintür zu gehen und das Labyrinth zu betreten«, erzählte Jason weiter.
    »Wo er gerade noch rechtzeitig kam«, ergänzte Anita.
    »Es war eine wahrhaft dramatische Schlacht«, mischte sich der Lockenkopf ein.
    »Auch wenn das Ungeheuer, kaum dass es die Flammen sah, flüchtete«, sagte der Blonde und ließ seinen Schirm herumwirbeln.
    »Und dann? Wie habt ihr es geschafft hierherzukommen?«, fragte Nestor, kurz bevor er im schwachen Schein der Laternen den kleinen Heißluftballon entdeckte.
    Er zuckte zusammen. »Ich kenne diesen Ballon …«
    »Er wurde von Peter konstruiert«, erklärte Jason. »Wir haben ihn dort unten gefunden.«
    »Dort unten?«
    »Unten, am Boden des Felsspalts.«
    Nestor schüttelte den Kopf. »Diese Schlucht hat keinen Boden.«
    »Doch, den hat sie. Es ist das Labyrinth«, entgegnete Anita. »Das Labyrinth liegt unter allen erträumten Orten und verbindet sie miteinander. Die Türen …«
    Doch Nestor hörte nicht mehr zu. »Wir … wir waren damals hier hinuntergestiegen. Es gab keinen Boden, es ging immer tiefer hinunter …«
    Anita, Jason und Rick wechselten fragende Blicke.
    »Ich brauche jetzt erst einmal frische Luft«, meinte Jason.
    Draußen ließen sie sich erleichtert ins Gras fallen.
    Alle drei waren über und über mit Schlamm beschmiert und todmüde. Und irgendwie kamen sie Nestor erwachsener vor als vor ihrer Abreise. Er wollte sie gerade fragen, was sie jetzt vorhatten, als Jason ihm zuvorkam. Er nahm ihn beiseite, damit die Gebrüder Schere nicht sehen konnten, was er machte, und zeigte Nestor den Metallkasten, an dem sich Anita im Ballonkorb den Kopf gestoßen hatte. Jason öffnete ihn. In der Mitte war eine Hohlform eingearbeitet, von der eine schmale Rinne zum Rand des Kastens verlief.
    Es war eine Gussform.
    »Wo habt ihr das gefunden?«, brachte Nestor nach dem ersten Schreck heraus. In Wirklichkeit glaubte er, die Antwort bereits zu kennen.
    »Es gehörte den Erbauern der Türen«, antwortete Jason. »Erkennst du den Griff dieses Schlüssels wieder?«
    »Es sind drei Schildkröten«, murmelte der alte Gärtner.
    »Genau. Das hier ist die Gussform für den ersten Schlüssel. Und für sein Schloss.«
    »Und wo habt ihr sie gefunden?«
    »Nicht wir haben sie gefunden«, erwiderte Jason. »Wir haben nur das gefunden, was von ihren Werkstätten übrig geblieben ist. Es ist so gut wie alles zerstört worden.«
    »Von wem denn?«
    »Von denen, die glaubten, die Türen würden zum Untergang der erträumten Orte führen. Von den Bewohnern von
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