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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König
Autoren: Bernard Cornwell
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Schildwall. »Männer von Cent!«, rief ich dort vom Sattel aus. »Euer Aldermann war ein Verräter seines Landes und seines Gottes! Die Dänen haben ihm den Thron von Cent versprochen, aber wann haben die Dänen je ein Versprechen gehalten? Sie wollten, dass ihr für sie kämpft, und nachdem ihr das getan hättet, wollten sie sich eure Frauen und Töchter holen, um sie zu schänden! Und Æthelwold haben sie den Thron von Wessex versprochen, aber glaubt auch nur einer von euch, dass er länger als einen Monat auf diesem Thron sitzen würde? Die Dänen wollen Wessex! Sie wollen Cent! Sie wollen unsere Felder, sie wollen unsere Frauen, sie wollen unser Vieh, sie wollen unsere Kinder! Und heute Nacht haben euch diese verräterischen Hunde in eurem Lager überfallen! Warum? Weil sie beschlossen haben, dass sie euch nicht brauchen! Sie haben genügend Männer, also hatten sie beschlossen, euch zu töten!«
    Vieles von dem, was ich sagte, entsprach der Wahrheit. Ich sah an den centischen Reihen entlang, den Schilden und Speeren und Äxten und Schwertern. Ich sah unruhige, verängstigte Mienen. »Ich bin Uhtred von Bebbanburg«, rief ich, »und ihr wisst, wer ich bin und wen ich schon getötet habe. Ihr kämpft nun an meiner Seite, und alles, was uns gelingen muss, ist, diese verräterischen Hunde so lange in Schach zu halten, bis unser König bei uns ist. Er kommt!« Ich hoffte, dass es wirklich so war, denn wenn nicht, dann würde dieser Tag mein Todestag werden. »Er ist schon ganz nahe«, rief ich, »und wenn er da ist, werden wir diese Dänen abschlachten wie die Wölfe die Lämmer zerfleischen. Ihr!« Ich richtete meinen Finger auf einen Priester. »Warum kämpfen wir?«
    »Für das Kreuz, Herr«, sagte er.
    »Lauter!«
    »Für das Kreuz!«
    »Osferth! Wo ist dein Feldzeichen?«
    »Ich habe es, Herr«, rief Osferth.
    »Dann zeig es uns!« Ich wartete, bis Osferths Kreuz vor die Mitte unserer Linie getragen worden war. »Das ist unser Feldzeichen!«, rief ich, deutete mit Schlangenhauch auf das verkohlte Kreuz und hoffte dabei, dass mir meine eigenen Götter verzeihen würden. »Heute kämpft ihr für euren Gott, für euer Land, für eure Frauen und eure Familien, denn wenn ihr verliert«, ich hielt kurz inne, »wenn ihr verliert, dann wird all das ebenfalls für immer verloren sein!«
    Und dann hob hinter mir, bei dem Haus am Fluss, der grollende Donner an. Die Dänen schlugen ihre Speere und Schwerter an ihre Schilde, ließen den Kriegsdonner erschallen, den Lärm, der den Mut des tapfersten Mannes sinken lassen kann, und es war an der Zeit, vom Pferd zu steigen und meinen Platz im Schildwall einzunehmen.
    Der Schildwall.
    Er verbreitet Furcht und Schrecken, es gibt keinen grauenvolleren Ort als den Schildwall. Es ist der Ort, an dem wir sterben und an dem wir siegen und an dem wir uns unser Ansehen erwerben. Ich berührte meinen Thorshammer, betete, dass Edward kam, und machte mich zum Kampf bereit.
    Im Schildwall.
    Ich wusste, dass die Dänen versuchen würden, hinter uns zu kommen, aber dafür brauchten sie Zeit. Sie mussten entweder um das Marschland herum oder mitten durch das sumpfige Gelände, und keines von beiden dauerte weniger als eine Stunde, vermutlich zwei. Ich hatte einen Boten auf der Straße zurückgeschickt, der Edward suchen und ihn zur Eile drängen sollte, denn seine Truppen waren die einzigen, die verhindern konnten, dass uns die Dänen einkreisten. Und wenn die Dänen versuchten, einen Bogen um uns zu schlagen, bedeutete das zugleich, dass sie mich an Ort und Stelle festhalten wollten, also konnte ich mit einem Angriff von vorne rechnen, während ein Teil ihrer Truppen unterwegs war, um uns von hinten in die Zange zu nehmen.
    Und wenn Edward nicht kam?
    Dann war dies der Ort, an dem ich sterben würde, an dem sich Ælfadells Prophezeiung erfüllen würde und an dem ein Mann den Ruhm für sich beanspruchen würde, Uhtred getötet zu haben.
    Nur langsam kamen die Dänen näher. Kein Mann genießt den Kampf im Schildwall. Niemand wirft sich hastig in die Umarmung des Todes. Vor sich sieht man die überlappenden Schilde, die Helme, das Blitzen der Äxte und Speere und Schwerter, und man weiß, dass man in die Reichweite dieser Klingen vorrücken muss, an den Ort des Todes, und es braucht Zeit, um dazu den Mut zusammenzuraffen, um das Blut in Wallung zu bringen, bis die Vorsicht vom Rausch des Tötens überwältigt wird. Deshalb trinken die Männer vor der Schlacht. Meine eigenen Leute hatten kein
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