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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition)
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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als angebracht war.
    Kaum hatten sie den Palazzo verlassen, als erneutes Schwindelgefühl Jacopo erfasst. Er biss die Zähen zusammen, versuchte es zu ignorieren. Doch schließlich taumelte er und Bartolomeo musste ihn stützen.
    »Das Gift hat deinem Körper viel Wasser entzogen. Du musst etwas trinken.«
    »Sobald wir in meiner Werkstatt sind, werde ich deinem Rat folgen. Vorausgesetzt, du bestehst nicht darauf, mir einzuschenken.«
    Bartolomeos Miene verhärtete sich, doch er schwieg für den Rest des Weges.
    ***
    Es war bereits dunkel, als Bartolomeo Jacopos Werkstatt wieder verließ. In der Rechten hielt er die Tasche, die seine wichtigsten Besitztümer enthielt. Mit der Linken umklammerte er ein schmales, papierumwickeltes Päckchen. Jacopos Geschenk, das allein an die Bedingung geknüpft war, dass er Venedig noch in dieser Nacht den Rücken kehrte. Wenn es tatsächlich sein Leben rettete, wollte er das gerne tun. Er konnte nach Frankreich gehen, Spanien, vielleicht sogar England. Egal wohin er sich wandte, es würde nicht lange dauern, bis er es wieder zu Ansehen und Reichtum gebracht hatte. Ein fähiger Arzt war überall gern gesehen, und es war nicht das erste Mal, dass er weit reiste.
    Wieso Jacopo ihm allerdings geholfen hatte, entzog sich seinem Verständnis. Bartolomeo hätte sicherlich kein Mitleid für jemanden übrig gehabt, der zuvor noch versucht hatte, ihn zu vergiften. Es war ein unangenehmes Gefühl, in der Schuld eines Mannes zu stehen, den er beinahe getötet hätte. Vorausgesetzt, Jacopos Plan funktionierte.
    Bartolomeo konnte nicht behaupten, dass er vollständig verstand, was der Uhrmacher getan hatte. Stärkere Federn sollten dafür sorgen, dass die mechanischen Insekten nun eine Weile im aufgezogenen Zustand verharren konnten, bevor man sie freiließ. Und die anderen Veränderungen, die Jacopo vorgenommen hatten ... Nun, er konnte nur beten, dass sie wie versprochen funktionierten. Behutsam umschlossenen Bartolomeos Finger das Päckchen in seiner Hand. Nicht zu fest, damit er seinen kostbaren Inhalt nicht beschädigte.
    Es schien ihm wie eine Ewigkeit, bis der Geruch des Meeres immer stärker wurde, bis er das Rauschen der Wellen hören konnte. Das alte Lagerhaus, das der gesichtslose Mann ihm genannt hatte, war ein dunkler Schatten in der Nacht, denn in diesem Viertel brannten nicht viele Laternen. Die rechte Ecke der Nordwand, zwischen dem sechsten und dem siebten Ziegel von unten. Dort hatte er auch die Pläne für Jacopos Maschinen hinterlassen. Er tastete sich dorthin vor, schob das schmale Päckchen zwischen die Steine. Dann trat er zurück und sah sich um, versuchte mit Blicken die Dunkelheit zu durchdringen. Eigentlich war es nun an der Zeit, sich auf den Weg zum nächsten Stadttor zu machen. Doch er würde sich nicht sicher fühlen, wenn er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, wie es geschah.
    In der Nähe standen einige Kisten. Noch einmal blickte Bartolomeo sich um, konnte keinerlei Bewegungen in den Schatten entdecken. Dann huschte er hinter die Kisten, kauerte sich nieder. Hoffentlich würde er nicht allzu lang warten müssen. Die frühen Aprilnächte waren noch empfindlich kühl.
 
    Ein schabendes Geräusch schreckte ihn auf. War er eingedöst? Bartolomeo blinzelte, schlang zitternd die Arme um seinen Körper. Er spürte seine Füße kaum mehr, doch er wagte es nicht, sich zu bewegen. Nur den Kopf reckte er knapp über den Rand seines Verstecks, spähte in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte. Da!
    Die Gestalt war nicht mehr als ein Schatten im spärlichen Licht des Mondes, der hinter einer Wolke hervorlugte. Doch sie machte sich eindeutig an der Mauer des Lagerhauses zu schaffen. Angestrengt versuchte Bartolomeo die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen, mehr zu erkennen. In diesem Moment glitt die Abdeckung einer Laterne schabend auf, und ein schwacher Schein fiel auf das verdreckte Kopfsteinpflaster. Hände machten sich an einem schmalen Päckchen zu schaffen. Papier riss. Bartolomeo hielt den Atem an.
    Zuerst war es nur ein Zischen wie Luft, die zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurchströmt. Ein leiser Fluch. Dann kam Bewegung in die Gestalt. Sie sprang auf, klopfte sich hektisch ab. Der Fluch wurde lauter, ging über in einen Schrei. Immer schriller hallte er durch die Nacht. Die Gestalt warf sich herum, versucht etwas zu entkommen, vor dem es kein Entkommen gab. Nach wenigen Schritten fiel sie auf die Knie, krümmte sich zusammen. Der Schrei
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