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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition)
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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verebbte, wurde dünner, schwächer. Schließlich verebbte er, hallte nur noch in Bartolomeos Ohren nach. So viel Entsetzen hatte er noch nie zuvor in der Stimme eines Menschen gehört. Schaudernd schlang er die Arme um seinen Körper.
    Schließlich erhob sich Bartolomeo. Auf eingeschlafenen Füßen humpelte er auf die reglos daliegende Gestalt zu. In einiger Entfernung blieb er stehen, nicht sicher, ob es ungefährlich war, sich ihr weiter zu näheren.
    Doch auch aus der Entfernung sah er im schwachen Licht der Laterne das kleine, unscheinbare Loch im Rücken des Handschuhs, den der Mann trug. Ein weiteres klaffte in der Wange, dicht unter dem Auge. Erneut rieselte ein kalter Schauer Bartolomeos Rücken hinunter. Es gab immer zwei Seiten der Medaille, jedes Heilmittel konnte zum Gift werden. Nun stand fest, dass Jacopos mechanische Insekten dabei keine Ausnahme darstellten.
    »Eine Feder«, hatte der Uhrmacher gesagt. »Eine Feder macht den Unterschied.«
    ***
    Es war beinahe Herbst in Spanien, als Bartolomeo die Nachricht von der Schlacht erreichte. Leonardo Loredans Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, Papst Julius II. hatte den Kirchenbann über Venedig ausgesprochen, und das Heer der Stadt war bei Agnadello auf das der Liga von Cambrai getroffen. Venedig besaß die technische Überlegenheit, doch an diesem Tag hatten Musketen, Panzerfahrzeuge und Katapulte die Stadt im Stich gelassen, waren teilweise in den Händen der Soldaten zerfallen.
    Jacopos Pläne kamen Bartolomeo in den Sinn, die er in den Spalt zwischen den Ziegelsteinen gesteckt hatte in der Hoffnung, seine Erpresser damit zufriedenzustellen. Auch die Nachricht auf seinem Kopfkissen: Wir sind nicht an Spielzeug interessiert. Offensichtlich hatte man doch noch herausgefunden, wozu das Spielzeug zu gebrauchen war. Wütend ballte Bartolomeo die Hände zu Fäusten. Für nichts und wieder nichts hatte er damals beinahe einen Freund getötet. Nur weil die Herren von der Liga offensichtlich nicht die schnellsten Denker waren.
    Mit grimmiger Befriedigung nahm Bartolomeo einige Wochen später die Nachricht zur Kenntnis, dass Venedig noch lange nicht geschlagen war.

 
     
    Lucas Edel
     
    Der Schlüssel
 
 
    Normalerweise ging Signora Lucia di Palanti in die Kirche ihrer Namenspatronin am Rio della Crea. Am zweiten Sonntag nach Ostern im Jahre 1548 jedoch entschied sie sich nach reiflicher Überlegung dafür, ihre Gebete innerhalb der Mauern von Santa Maria dei Miracoli zu sprechen. Die anstehenden Arbeiten flehten nach einem Wunder.
    Die Eucharistiefeier lag in ihren letzten Zügen, und das Volk atmete schwer.
    Der Segen donnerte durch das Kirchenschiff, wie der Befehl eines Kapitäns zum Ablegen.  Nacheinander verschwanden die feisten  Priester mit ihren Messdienern im Weihrauchdunst und Signora Lucia bekreuzigte sich. Sie erhob sich, glättete ihren Rock und zupfte den Goller über ihrem Dekolleté zurecht. Sie konnte die Blicke der Männer auf ihrem Körper spüren und genoss es.
    Wie Wasser aus einem umgekippten Kelch strömten die Menschen an die frische Luft. Mit gekonntem Nachdruck bahnte sich Signora Lucia den Weg durch die Menschenmenge aus der Kirche auf die nahegelegene Piazza.
    Sie hatte das Gefühl, als ob zwischen den vielen Kirchgängern immer wieder dasselbe Gesicht aufblitzte. Ein Jüngling mit schwarzen Locken, fest in seinen Mantel gewickelt. Sanfte Augen, wie die eines unschuldigen Rehs, verfolgten sie.
    »Lucia!«
    Signora di Palanti schreckte aus ihren Gedanken hoch. Eine Frau, deren Mieder sich um ihren weitläufigen Leib schmiegte, versperrte ihr den Weg.
    »Chiara?« Lucia fasste sich erschrocken an die Brust. Ihre Jugendfreundin ergriff  ihr Handgelenk und sagte eindringlich: »Ich hörte von Sara, dass du heute hierherkommen würdest.«  Sie spähte verschwörerisch um sich
    »Hast du ihn bemerkt?« Lucia sah hastig zwischen die Menschen, die an ihnen vorbeischritten. »Ja, er geistert hier herum. Ich würde mich wohler fühlen, wenn er sich mir stellen würde.«
    »So ein Feigling. Hör zu, mein Giuseppe kommt gleich zu dir.«
    Die beiden Frauen lächelten sich bedrückt an.
    »Ich danke dir. Ich wüsste nicht, wie ich das ohne euch …«
    »Ruhig, er ist hier. Da, rechts von mir. Sieh nicht hin.«
    Lucia wurde ruhiger. »Lass ihn nur kommen. Ich weiß, was ich ihm sagen werde.« Chiara fixierte sie mit verkniffenen Lippen  und sagte: »Geh schnell nach Hause. Ich versuche, ihn abzulenken.«
    Nach einem kurzen Kuss riss
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