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überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights

überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights

Titel: überSINNLICHE Nächte - überSINNLICHE Nächte - Wild Nights
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unglücklicher Zufall gewesen war, an dem Luc keine Schuld trug, wusste Tia, dass er sich immer schuldig fühlen würde, weil er Camille Mason getötet hatte.
    Er raubte einem jungen Mädchen seine Mutter. Einem wunderbaren Mann nahm er die Gefährtin und beendete das Leben dieser lebhaften, jungen Frau viel zu früh. Tia beugte sich vor und küsste ihn. Luc schlang seine Arme um ihre Schultern und hielt sich an ihr fest, als wäre Tia seine Rettungsleine.
    »Wir überlegen uns was«, sagte Tia. »Ich bin nicht sicher, was genau, aber wir müssen doch irgendwas unternehmen.«
    Luc nickte. »Du hast recht. Aber für den Moment musst du erst mal eine Klasse Hosenscheißer unterrichten, und ich muss auch zur Arbeit. Wir haben beide einen ziemlich erfüllten Tag da draußen in der Welt, bevor unser Leben wieder spannend wird.« Spielerisch küsste er sie auf die Nase. »Vergiss nicht, meine süße Chanku. Wir wollen heute Nacht mit den Jungs über den Mount Tam laufen. Heute ist Vollmond.«
    Der Mond warf ein gespenstisches Licht über die westlichen Ausläufer des Mount Tamalpais und schickte seinen silbrigen Schimmer über das Meer, das sich nicht weit vom Fuß des Bergs bis in die Unendlichkeit erstreckte. Die Lichter von San Francisco glühten im Süden unter einem klaren, wolkenlosen Himmel. Fünf Wölfe versammelten sich auf einer kleinen Lichtung an der südwestlichen Flanke des Bergs. Ihre Augen glommen im Mondenschein wie Sterne.
    Vier der Wölfe rangen miteinander. Unter dem dunklen Fell der Männchen spielten die schlanken Muskeln. Scharfe Zähne blitzten im Dunkeln auf, sie bissen einander und wehrten die Angriffe der anderen ab. Ihr Kampf war jetzt vielleicht noch Spiel, aber die Kraft, die in jeder ihrer geschmeidigen Bewegungen lag, wies nur zu deutlich darauf hin, was passieren mochte, wenn aus Spiel Ernst wurde.
    Die einsame Wölfin stand in einiger Entfernung. Sie war kleiner und zartgliedriger. Ihre Züge waren feiner als die ihrer männlichen Gefährten, obwohl auch sie selbstbewusst wirkte. Sie schien es zu genießen, die Wölfe beherrschen zu dürfen. Tia setzte sich auf ihre Hinterläufe und beobachtete Luc, Tinker, AJ und Mik, die das nächtliche Ritual durchliefen, wer von ihnen das Alphamännchen war.
    Natürlich übernahm irgendwann immer Luc die Führung. Tinker blieb treu an seiner Seite. Mik und AJ, die seit vielen Jahren Liebhaber waren, unterwarfen sich gewöhnlich Luc, ohne allzu großen Widerstand zu leisten.
    Luc gehörte selbstverständlich für immer zu Tia. Die Liebe und die Rangordnung im Rudel waren eine wunderbare Kombination.
    Tia jaulte einmal, drehte sich um und rannte den Weg hinauf. Die Rauferei hörte sofort auf, und die Männchen schlossen sich ihr wie selbstverständlich an. Dies war der Moment, den sie am meisten liebte. Jetzt spürte sie die Freiheit. Sie liefen als Chanku durch die Wälder, jagten hin und wieder ein Stück Wild oder ein Kaninchen. Die klare, saubere Nachtluft umspielte ihr Fell. Sie verlor sich völlig im Gemeinschaftsgefühl ihres Rudels.
    In diesen Nächten schwanden meist ihre menschlichen Sorgen und rückten in den Hintergrund. Sie waren kaum mehr als das ferne Brausen der Autos auf dem nahen Freeway. Die Zunge hing ihr aus dem Maul, und sie wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Nur mühsam hielt Tia ein freudiges Heulen zurück, das vielleicht die Einheimischen darauf aufmerksam machte, dass sich Wölfe im Wald herumtrieben. Sie beschleunigte ihr Tempo und rannte in die Dunkelheit.
    Tia liebte die Nacht aus vollem Herzen. Sie liebte die Freiheit der Chanku und die Freiheit, an der Spitze des Rudels zu laufen.
    Zumindest unter normalen Umständen.
    Heute Nacht lief Tia den anderen jedoch weit voraus. Ihr Herz hämmerte, ihre Chankuaugen suchten nach Gefahr. Ihr menschlicher Verstand weigerte sich, loszulassen. Dem Ruf der Wildnis trotzend machte sich die Frau Sorgen um ihren Vater.

2
    Sie liefen mehr als eine Stunde lang. Fünf Wölfe im Mondlicht. Aber dann hob Tia plötzlich den Kopf. Mit offenen Augen und weit geöffneter Schnauze blieb sie stehen. Luc! Ich muss zu Dad! Sofort!
    Was ist passiert? Luc kam schlitternd neben Tia zum Halten. Seine scharfen Klauen wirbelten trockene Erdbrocken hoch. Sie wirkte verzweifelt. Ihre Ohren waren angelegt. Sogar ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt, als würde etwas oder jemand sie bedrohen.
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass irgendwas Schreckliches vor sich geht. Ich muss sofort zu ihm.
    Luc nickte
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