Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Titel: Übersetzt du noch oder verstehst du schon?
Autoren: Bernd M. Samland
Vom Netzwerk:
bei dem (in Deutschland nicht werksseitig vertriebenen, aber weltbekannten) Modell MUSTANG. Egal, ob man den Namen amerikanisch oder deutsch ausspricht, bei dieser Modellbezeichnung weiß jeder Autointeressierte, wo er herkommt und wofür er steht; nämlich: für Detroit, American way of life und vielleicht auch für Roadmovies und den Wilden Westen.
    Derart identitätsstiftend kann ein Name wie MONDEO niemals sein.
    ♦ ♦ ♦
    FEEL THE DRIVE
    ODER: HEIZEN, BIS DER ARZT KOMMT

    Wegen seiner offensichtlichen Ähnlichkeit zum FORD-Claim ist der Spruch „Feel the drive“ in die Betrachtung eingeflossen, obwohl das Unternehmen dahinter kleiner ist und der Spruch nicht Teil der großangelegten Studie war. Es handelt sich bei dem Unternehmen um WEBASTO, eine urdeutsche Firma aus der Nähe von München, die sich seit 1901 in Familienbesitz befindet und besonders bekannt für ihre Auto-Standheizungen ist. Für eben diese Standheizungen wirbt die Firma, vor allem in Autozeitschriften.
    Aber was will uns das Unternehmen damit eigentlich sagen? Eine Umfrage vor einem Autohaus soll darüber Auskunft geben. Leider können die meisten der Befragten (immerhin achtzehn von 31) nicht genau sagen, was damit gemeint ist. Die häufigste, etwas banal klingende Antwort lautete:
Fühle die Fahrt
    Das ist zwar nicht völlig falsch, aber kaum gemeint. „Drive“ hat viele Bedeutungen, die zum Teil auch schon auf dem Weg sind, die deutsche Sprache zu erobern, zum Beispiel im Sinne von „viel Drive haben“, was in der Regel so viel bedeutet wie „viel Schwung besitzen“. Ähnliches ist hier wohl auch gemeint. Offen bleibt jedoch, ob damit der Schwung der heißen Luft aus der Standheizung bezeichnet werden soll oder der Schwung des Unternehmens, den man fühlen soll.
    Wer jetzt glaubt, dass WEBASTO von FORD inspiriert worden ist, einen solchen Claim zu nutzen, liegt falsch. WEBASTO war schon im Jahr 2000 und damit deutlich eher mit diesem Spruch am Markt. – Doch weg von den Gefühlen, hin zu der Welt der Grenzen und Explosionen.
    ♦ ♦ ♦
    EXPLORE THE CITY LIMITS
    ODER: WO GELÄNDEWAGEN EXPLODIEREN KÖNNEN

    OPEL war vor dem Zweiten Weltkrieg in puncto Automobil mit großem Abstand Marktführer in Deutschland. Nach dem Krieg gab es bekanntermaßen den kometenhaften Aufstieg von VOLKSWAGEN, aber wenn überhaupt jemand den Wolfsburgern diese Position hätte streitig machen können, dann war es OPEL. 1972 lag OPEL mit einem Marktanteilvon 20,4 Prozent vor VOLKSWAGEN; im Jahre 2010 allerdings erreicht OPEL nur noch magere 7,5 Prozent, während VOLKSWAGEN mit 21,3 Prozent weiter unangefochten an der Spitze liegt.
    Gründe für diese Entwicklung gibt es viele. Und da heute wesentlich mehr Automarken in Deutschland angeboten werden als 1972, kommt auch der Werbung eine wichtigere Rolle zu, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe einzufangen. Man muss kein Experte sein, um feststellen zu können, dass OPEL ein Imageproblem hat, zumal seine Produkte bei Tests durchweg gut abschneiden und in Einzelfällen sogar die des Konkurrenten VOLKSWAGEN übertreffen. Da ja Claims einen wichtigen Beitrag zur Imagebildung leisten sollen, lohnt ein näherer Blick darauf. Zunächst ist auch hier zwischen dem Marken-Claim und Produkt-Claims zu unterscheiden.
    Bei den Marken-Claims agieren die meisten Automobilisten recht konservativ. BMW benutzt seit 1969 den Spruch „Freude am Fahren“ und Audi seit 1971 „ Vorsprung durch Technik“ . OPEL wechselte da schon häufiger und trat 1990 mit dem – ja irgendwie bekannt erscheinenden – Spruch „Freude durch Technik“ an die Öffentlichkeit. Dabei blieb es aber nicht. Es folgten:
Wir haben verstanden (1994)
Frisches Denken für bessere Autos (2002)
Entdecke Opel (2007)
Wir leben Autos (2009)
    Ein häufiger Wechsel, jedoch immer in Deutsch. Bei den Claims für einzelne Modelle wich Opel aber schon 2006 von der deutschen Sprache ab. Der OPEL ANTARA, um den es hier geht, ist ein sogenannter SUV (Sports Utility Vehicle = ziviler Geländewagen). Er wird nicht in Deutschland hergestellt, sondern in Südkorea. Diese Tatsache wird nicht verschwiegen,aber auch nicht sonderlich stark kommuniziert. Schließlich muss sich das Modell am deutschen Markt gegen den technisch baugleichen und optisch sehr ähnlichen CHEVROLET CAPTIVA durchsetzen, der ebenfalls aus der GENERAL-MOTORS-Familie (dem OPEL-Mutterkonzern) stammt, von denselben Bändern in Südkorea läuft und in Deutschland billiger als der OPEL ANTARA angeboten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher