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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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wurde Malte achtzehn.
    Heute Abend war Malte ein Mann.
    Bis gerade eben.
    Das Wort »Schlüpfer« jedenfalls lässt Swantje wieder einen Schritt zurückweichen. Schnell und lieb verabschiedet sie sich mit einem Kuss auf die Wange, einem Freundschaftskuss wie immer; einem Kuss, wie man ihn kleinen Jungs gibt, die überall dreckige Schlüpfer herumliegen haben. »Schlüpfer«, die Mutter musste »Schlüpfer« sagen. Ein Wort, das sofort Bilder von braunen Streifen und pubertären Wichsflecken aufkommen lässt. Nicht »Shorts«, nicht »Boxer«, nicht einmal »Unterhosen« konnte sie sagen … es musste »Schlüpfer« sein.
    Was meint die Wissenschaft? ➙ »Beim Drang, wider besseres Wissens genau das Falsche zu äußern, stehen sich in der Psyche der Person zwei widerstrebende Kräfte entgegen«, so Prof. Meinfried Mosch vom Institut für manierliche Mütterforschung (IfmM) in Meinerzhagen. »Da ist zum einen die Frau , die weiß, dass sie die Situation nicht stören und der sich anbahnende Kuss des Sohnes Priorität haben sollte. Da ist zum anderen die Mutter , die pragmatische Überlegungen grundsätzlich über alles stellt.« Frauen wissen um die Bedeutung der Romantik. Mütter denken selbst dann noch an das Einsammeln dreckiger Schlüpfer, wenn die Bomber schon über der Nachbarschaft fliegen. »Dieses sogenannte Pragmatismusprimat«, so Professor Mosch weiter, »ist ein spezieller Effekt der allgemeinen Mutterschaftsdebilität.«
    Der Kuss, den Malte heute, am ersten Tag seines Lebens als Mann, einheimsen wollte, stellt er sich eine halbe Stunde später allein im Bett unter dem Dachbodenfenster vor und sorgt dafür, dass Mutter in der zwei Etagen tiefer grollenden Waschmaschine definitiv ein dreckiger Schlüpfer fehlt.
    •Der 18. Geburtstag
    Alkoholpegel: ★ ★ ★ ★ ★
    Drama ★ ★
    Erotik: ★ ★
    Spaß: ★ ★ ★
    Was man erwartet
    Sex. Während die postpubertären Freunde um einen herum die komplette Umgebung in Schutt und Asche sowie ihre eigenen Körper in Kotze und Nudelsalat legen, bleibt man selbst cool und charmant und startet spätnachts im Mondlicht mit dem Kuss aller Küsse in ein neues Leben.
    Was tatsächlich passiert
    Die eigene Mutter zerstört auf den letzten Metern eines perfekten Abends die sorgsam aufgebaute Männlichkeit auf der Suche nach dreckigen Schlüpfern. Wenig später kramt man im Dunkeln nach den Taschentüchern.
    Was man tun sollte
    Beherzt und mutig die Schere zücken und am 18. Geburtstag tatsächlich die Nabelschnur zu den Eltern durchtrennen. Freundinnen und Freunde an einen geheimen Ort einladen, zu dem alle Sauf- und Salzzeug mitbringen. Für den Kuss mit Swantje eine lauschige Nische am Bach aussuchen, da bei plätscherndem Wasser die Romantik grundsätzlich gelingt.
    Typischer Song
    »Tage wie diese« von Die Toten Hosen
    Typisches Getränk
    Fassbier

Der Kegelausflug
    Der Kegelausflug ist das Fest des Lärms. Eine Feier der Schlaflosigkeit und der alles andere als ruhigen Kugel. Eine Klassenfahrt der Erwachsenen. Ungünstig ist nur, dass man sich immer zwei Mal trifft …
    »Du bist doch auch so ’n Ferkel, oder? Du Ferkel, du!«
    Udos Stimme ballert über das allgemeine Gemurmel und Gelächter wie ein Kanonenschuss. Der Kegelklub füllt das gesamte Bordbistro des Intercity ohnehin schon mit Leibern und Lärm, aber sein Organ wuchtet sich auf den akustischen Brabbelberg oben drauf. Er weiß allerdings gar nicht mehr, wovon er überhaupt redet und warum er vor einer Minute angefangen hat, Richard ein Ferkel zu nennen. Ist auch egal, denkt er, es ist einfach witzig. »Du elendes Ferkel, du!«, poltert er noch mal durch die Runde. Seine Stimme ist so laut wie eine Vuvuzela und der Udo-Schall kann nirgendwo hin. Die Bahnangestellten haben bereits Stöpsel in den Ohren. Der Zugführer warnt den jeweils kommenden Bahnhof vor der Durchfahrt eines Kegelklubs. Es kann schließlich sein, dass einer der Kegler, sobald der Zug steht, das Fenster öffnet. Die austretende Lautstärkelawine würde daraufhin die Wartenden auf dem Bahnsteig umknicken wie der Orkan Kyrill die deutschen Waldfichten. Nichts auf der Welt ist lauter als deutsche Kegelklubs in Zügen. Flakfeuer und Sirenengeheul sind eine Vogelstimmen-CD dagegen.
    Die Reisenden, die im Bordbistro an den Tischen sitzen, kauern sich mit angezogenen Knien zusammen und pressen ihre Fäuste gegen die Ohren. Sie können nicht weg, da die Kegler sämtliche Sitzbänke mit ihren riesigen Reisetaschen und Rollkoffern versperrt
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