Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Geld
und andere Werte!
    Django war ein stämmiger Kerl von 20
Jahren, sein Gesicht nicht häßlich, aber etwas grob. Trotz seiner Jugend hatte
er bereits eine lange Laufbahn als Einbrecher hinter sich. Aber er war schlau
und geschickt — daher null Vorstrafen.
    Natürlich hieß er nicht Django. Getauft
war er anders. Doch das interessierte ihn nicht. Django! Aus — nichts anderes!
    Er trug gern schwere Stiefel, mit denen
sich harte Tritte austeilen ließen. Im übrigen kleidete er sich wie eine
Mischung aus Rocker, Chaot, Skinhead und Penner — jedenfalls sah er nicht aus
wie ein Azubi ( Auszubildender ) im Grand Hotel-Service oder ein
freiwilliger Helfer beim Stadtpfarramt.
    Genau wie er — äußerlich — liefen auch
seine Kumpel herum: Eddi und Skin. Aber die waren jetzt nicht in der Nähe. Denn
obwohl sie als Trio ein gefürchteter Verein waren, hatte doch jeder sein
Spezialgebiet, dem er sich allein widmete.
    Django richtete sich etwas auf.
    Durchs Gebüsch konnte er den Wendeplatz
überblicken. Die Herzroder Allee endete hier. Hinter Django begann das
Waldgebiet, wo zwar morgens und abends die Jogger hecheln, aber ansonsten die
Einsamkeit vorherrscht.
    Seit gestern beobachtete Django die
Villa dort drüben. Sie gehörte einem gewissen Dr. Otto Weißberger. Daß der als
Sammler von Goldmünzen einer der Größten sei, hatte Django — rein zufällig — in
der Zeitung gelesen.
    Also, das ist doch was! dachte er.
Außerdem will er verreisen, hat er gesagt, zu der Oma, die auf der anderen
Seite wohnt.
    Er hatte belauscht, wie die beiden sich
über die Straße hinweg unterhielten. Die Oma, die mit ,liebe Frau Sauerlich’
angeredet wurde, war hochbetagt, und der ,liebe Dr. Weißberger’ sicherlich
keinen Tag jünger. Schwerhörigkeit ist da meistens im Spiel; und sie hatten
auch tatsächlich eine Lautstärke angeschlagen, die Oldies, daß im weiteren
Umkreis jedermann unterrichtet war.
    Plärrt in die Gegend, daß er verreist,
dachte Django, fährt aber nicht ab. Soll ich hier ewig hocken?
    Im selben Augenblick verflog sein
Unmut.
    Ein Taxi näherte sich, bog in
Weißbergers Einfahrt und verschwand hinter der Hecke.
    Er haut ab, dachte Django.
    Wenig später rollte das Taxi auf die
Straße zurück. Der Alte saß im Fond.
    Und die Einfahrt bleibt offen, dachte
Django, damit’s aussieht, als wäre jemand zu Hause. Hahah!
    Er wußte: Wer sich dem Haus von der
Waldseite her näherte, wurde von niemandem gesehen.
    Hinter den Büschen bewegte er sich bis
zum Zaun.
    Dort verharrte er, geduckt. Seine Aufmerksamkeit
galt wieder der Straße.
    Abermals näherte sich ein Wagen. Er
hielt vor dem gegenüberliegenden Haus. Eine Gruppe Jugendlicher — drei Jungs
und ein Mädchen — stieg aus. Auch der Fahrer verließ den Mercedes. Gepäck wurde
aus dem Kofferraum genommen, und die Nachwuchstypen redeten aufgeregt
durcheinander.
    Django verlor das Interesse. Er hatte
Besseres vor.
    Als er dann um die Weißberger-Villa
schlich, wartete eine kalte Dusche auf ihn.
    Der Alte hatte vorgesorgt. Eine
Alarmanlage sicherte sein Eigentum.
    Django entdeckte die Vorrichtung, als
er in die Fenster blickte. Auf der Innenseite der Scheiben waren
Glasbruchmelder angebracht: Geräte, kleiner als eine Streichholzschachtel.

    Aber sie lösen Alarm aus, sobald eine
Scheibe zerbricht.
    Django blieb auf der Terrasse stehen.
Durch die Äste eines Fliederbusches sah er zu Weißbergers unmittelbaren
Nachbarn hinüber. Das Haus war etwa 50 Meter entfernt.
    Es wurde bewohnt von zwei Alten, die
noch nicht ganz so alt waren: Eduard und Martha Bilk. So jedenfalls stand’s auf
dem großen, kupfernen Namensschild vorn an der Pforte.
    Django grinste. Er hatte eine Idee.
Geduckt lief er zur Rückseite, wo er sich über den Zaun schwang. Er folgte
einem Pfad, der in den Wald hinein führte.
    Eine Weile mußte er suchen. Aber dann fand
er die tote Krähe, über die er vorhin fast gestolpert war.
    Sie lag dicht beim Weg, ein gewaltiger
Vogel, äußerlich in gutem Zustand. Sie sah aus, als wäre sie noch nicht lange
tot.
     
    *
     
    Begeisternd! dachte Tim. Dieser
Empfang! Das ist ja die netteste Oma Europas. Mindestens! Sie empfängt uns, als
hätte sie vier Enkelkinder und nicht nur Willi — als einziges.
    Rosalinde Sauerlich war eine Dame — vom
Silberhaar bis zu den noch rüstigen Füßen. Sie sah so vornehm aus, daß niemand
in ihrer Gegenwart zu gähnen oder fluchen wagte. Aber ihre Noblesse (Würde) hatte nichts Steifes, schüchterte niemanden ein.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher