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Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Titel: Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen
Autoren: Boje Verlag
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»Weil du nämlich der König der Tiere bist. Das haben sie im Radio gesagt, und was sie im Radio sagen, das stimmt auch.«
    »Jetzt steh doch erst mal auf, man kann dich ja kaum verstehen.«
    Der Bär sprang auf: »Ja, stell dir vor, alle halten dich für den König der Tiere. Auf der ganzen Welt. Nur wir wissen wieder mal nichts davon. Da sieht man mal, in welcher Provinz wir hier wohnen.«
    »Blödsinn!«, befand der Löwe. »Wenn ich ein König wäre, dann wüsste ich das doch. Außerdem: Warum soll gerade ich das sein?«
    »Na, weil du doch so groß und stolz bist. Und weil du so majestätisch schreiten kannst, sagen sie im Radio.«
    »Schreiten?«, fragte der Löwe.
    »Na, gehen, verstehst du? Elegant gehen.«
    Der Löwe dachte nach. Groß. Stolz. Majestätisch. Ja, genau das war er.
    »Probier doch mal die Krone auf«, sagte der Bär.
    Die Krone passte sehr gut. Wackelte nicht, fiel beim Gehen nicht runter.
    »Bitte entschuldige mich jetzt«, sagte der Löwe. »Muss einen Spiegel suchen.«
    Schon war er verschwunden und das Unglück nahm seinen Lauf.
    Der Löwe fand sich nämlich so großartig mit der tollenGoldpapierkrone, dass er sich sofort für den Allergrößten hielt. Er glaubte augenblicklich alles, was ihm der Bär erzählt hatte: Er war der König, jawohl, das war er! Der König der ganzen Welt!

    Und er begann, die anderen Tiere entsprechend zu behandeln. Er verlangte, dass ihn alle mit »Eure Majestät« anredeten und sich vor ihm verbeugten.
    Zunächst machten das alle lachend mit, weil sie an einen Scherz glaubten. Aber als der Löwe nur noch herumsaß und Befehle gab, begannen sie sich zu ärgern. Vor allem ärgerten sie sich über den Bären, weil er dem Löwen diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte.
    Der Bär verteidigte sich nach Kräften: »Was denn für ein Floh? Ich sehe keinen Floh! Sieht hier irgendjemand einen Floh?«
    Aber er wusste selbst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sein Freund war nicht mehr wiederzuerkennen. Er ließ sich von vorne bis hinten bedienen und wurde faul wie ein lackiertes Stück Holz.
    Die Leute sagten jetzt nicht mehr: »Typisch Bär!«, sondern »Dummer Bär!«, und einer sagte sogar: »Total bescheuerter Bär!« Das war gemein und überhaupt nicht richtig.
    Und dennoch wusste der Bär ganz genau, dass er etwas unternehmen musste. Er war schuld daran, dass sein Freund sich so verändert hatte. Jetzt musste er den Floh auch wieder entfernen. Aber wie? Der Löwe war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Er behandelte den Bären nicht mehr wie einen Freund, sondern wie einen Diener. Er sagte nicht mehr: »Hallo, lieber Bär, was wollen wir unternehmen?«, sondern: »He, Untertan! Besorg mir was zu essen!«
    Als der Bär sich am Abend schlafen legte, war sein Herz schwer.
    Er grübelte noch lange und warf sich von einer Seite auf die andere, bis er endlich einschlief.
    Als er am Morgen erwachte, dachte er: Morgenstund hat Gold im Mund , und schon im nächsten Augenblick hatte er eine blendende Idee.
    Er stand sofort auf, machte die kleine Bärenwäsche und ging aus dem Haus, um den Löwen zu suchen.
    Er fand den »König der Tiere« auf einer Wiese, wo er gerade Schreitübungen machte. Das richtige Schreiten ist für einen König natürlich besonders wichtig. Das will täglich geübt werden.
    Als der Löwe den Bären sah, blieb er stehen: »Was willst du, Untertan?«
    »Nix Untertan«, sagte der Bär. »Du bist nicht mehr der König der Tiere. Hab ich gerade im Radio gehört.«
    »Was sagst du da?«, brüllte der Löwe.
    »Genau das. Habe gehört, der König wird jedes Jahr neu gewählt. Jetzt ist jemand anderes dran.«
    »Aber einen König kann man doch nicht einfach absetzen«, sagte der Löwe, jetzt schon etwas leiser.
    »Doch. Heutzutage schon. Ein König kann nicht einfach machen, was er will. Sondern das Volk sagt, was er machen will. Und wenn das Volk sagt, wir wollen einen anderen König, dann ist das so!«
    Der Löwe kratzte sich am Kopf: »Und wer ist der neue König?«
    »Eine Königin«, korrigierte ihn der Bär. »Die Feldmaus.«
    Der Löwe war echt geschockt. Er setzte sich, dachte zwei bis drei Minuten nach, flüsterte: »Du, Bär? Du bist doch mein Freund, nicht wahr?«
    »Hm«, sagte der Bär.
    »Das bleibt doch unter uns, okay? Die Feldmaus als Königin der Tiere ... Wenn die das erfährt, das gibt ein Unglück. So ein kleines Tier ... nein, das geht nicht. Soll ich mich etwa vor einer Feldmaus verneigen und sie Majestät nennen? Unmöglich! Wir müssen
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