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Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen

Titel: Typisch Bär! - Geschichten zum Vorlesen
Autoren: Boje Verlag
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Löwen.
    »Ein Apfel kommt selten allein«, grüßte ihn der Bär fröhlich.
    »Aber wer«, sagte der Löwe, »wer von uns beiden ist denn ein Apfel? Niemand, siehst du. Ein Apfel kommt auch nicht, nicht mal zu zweit oder zu dritt. Ein Apfel fällt höchstens, wenn er reif ist, vom Baum. Dann aber allein.«
    »Das ist doch nur ein Sprichwort«, sagte der Bär sanft. Diesem Löwen musste man aber auch wirklich alles erklären.
    »Ich habe mich erkundigt«, erwiderte der Löwe. »So ein Sprichwort gibt es gar nicht. Du hast da wohl was Falsches gehört.«
    »Ach ja?«, fragte der Bär. »Und bei wem, wenn ich fragen darf, hast du dich erkundigt?«
    »Bei Luise.«
    »Bei Luise?«
    »So ist es.«
    Der Bär war beeindruckt, und das sah man ihm an. Luise war die Freundin des Löwen, und sie war ziemlich klug, obwohl sie kein Radio besaß.
    Aber was war jetzt mit dem Sprichwort? Hatte das Radio ihn etwa belogen? Sein Radio?
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte der Löwe. »Vielleicht hast du dir das Sprichwort nur falsch gemerkt, ganz sicher sogar. Irgendwas verwechselt oder so.«
    Die Angelegenheit war dem Bären peinlich.
    Er sagte ernst: »Lieber Freund, ich danke dir für dieses nette Gespräch. Muss jetzt nach Hause. Habe zu tun.«
    Der Bär machte sich auf den Heimweg. Sein Sprichwort – falsch? Haha! Unmöglich! Wie sollte es denn sonst lauten? Vielleicht Ein Apfel kommt immer allein oder Ein Apfel fällt nach oben oder Zwei Äpfel sind noch keine Fußballmannschaft?
    Blödsinn , dachte der Bär.
    Am nächsten Tag war er sich nicht mehr sicher, ob Luise wirklich unrecht hatte. Er beschloss, dass die Sache mit den Äpfeln ein für alle Mal ein Ende haben sollte. Es wurde Zeit, einen anderen Lieblingssatz zu finden. Er betrachtete seinen Zettelberg und suchte sich ein anderes Sprichwort heraus, das dort bereits ein Jahr oder länger herumlag.
    Zufrieden mit seiner Entscheidung, machte er sich auf einen kleinen Erkundungsgang in die nähere Umgebung. Er wollte erkunden, ob sich da oder dort ein paar Brombeeren finden ließen.
    Als er später eine Ente mit ihren acht Kindern traf, sagte er beiläufig: »Ein Unglück fällt nicht weit vom Stamm.«
    »Typisch Bär!«, schnatterte die Ente und glitt leise plätschernd in den Tümpel, in dem sie wohnte.
    Die kleinen Enten – kaum ein paar Wochen alt – folgten ihr, schön eine nach der anderen. Sogar sie schnatterten mit ihren hellen Stimmchen: »Typisch Bär!«
    »Dumme kleine Federtiere«, murmelte der Brillenbär. »Aber was will man schon erwarten von solchen, die im Wasser leben und kein Radio und keine Sprichwörter besitzen? Die haben ja nicht mal Pranken.«
    Er verzog sein Brillenbärengesicht, drehte sich um und schlurfte nach Hause.

Ihre Majestät, die Feldmaus
    Der Bär hörte allerlei in seinem Radio. Manchmal war der Empfang so schlecht, dass er nur die Hälfte verstand, aber das machte eigentlich nichts. Lieber nur die Hälfte hören als gar kein Radio!
    Das war sein Leitspruch. Sein Motto. Um nicht zu sagen: sein Lebensinhalt.
    Allerdings, die Antenne war wirklich von der einfachen und kurzen Sorte.
    An bewölkten Tagen konnte es passieren, dass nur Pfeifen und Rauschen aus dem kleinen Kasten kam. Das ging dem Bären dann schon ein wenig auf die Nerven, denn er hatte ein ziemlich feines Gehör und konnte hässliche Geräusche nicht leiden.
    Einmal aber hörte er etwas so Aufregendes, dass er sofort aufsprang und das Radio ganz nah ans Ohr hielt, um bloß nichts zu verpassen. Da drin erzählte gerade jemand davon, dass der Löwe als der König der Tiere bezeichnet wird, weil er so groß und so stolz ist.

    Man stelle sich vor: sein Freund, der Löwe! Ein König!
    Das musste er ihm sofort erzählen. Zufällig hatte der Löwe auch gerade Geburtstag und so bastelte der Bär ihm eine Königskrone als Geschenk. Aus Goldpapier. Sah gut aus.
    Er ging zum Löwen, warf sich vor ihm auf den Boden und rief: »Guten Tag, Löwe, Majestät! Ich gratuliere dir ... äh, Euch zum Geburtstag. Bitte nehmt dieses bescheidene Geschenk von mir an!«
    »Was machst du denn da unten auf der Erde?«, fragte der Löwe. »Gestolpert? Oder hast du was verloren?«
    Der Bär sah kurz auf, reichte dem Löwen die Krone und senkte sofort wieder den Blick. Er dachte, dass das einem König gegenüber so richtig wäre.
    Der Löwe beschnüffelte das glänzende Geschenk eine Minute lang und sagte schließlich: »Du, sag mal, Bär, was ist denn das?«

    »Das ist eine Krone«, antwortete der Bär.
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