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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation
Autoren: John Brunner
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unbegreifliche Art von Erinnerung, denn er hat nichts vergessen, sondern kann sich auch die kleinsten Einzelheiten wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Und er erinnert sich an alles gleichzeitig. Schließlich wurde er dazu geschaffen, um Hunderte von gleichzeitig ablaufenden Vorgängen innerhalb von Sekundenbruchteilen zu kontrollieren und ... Ach, was soll ich noch weiter erzählen? Du versuchst ja nicht einmal zu begreifen, was ich sage! Habe ich nicht recht?«
    Er stützte den Kopf in die Hände.
    Plötzlich bewegte Nestamay sich unerwartet in ihrer Ecke. Sie trat an den Tisch heran und stellte sich neben ihren Großvater. »Du solltest dich wirklich schämen«, stellte sie mit leiser Stimme fest.
    »Was?« Der Alte drehte sich empört nach ihr um.
    »Ich habe gesagt, daß du dich schämen solltest!« wiederholte das Mädchen. Sie hatte Mut gefaßt, und ihre Stimme klang fester. »Du hast mich alles gelehrt, was du selbst gelernt hast, aber trotzdem habe ich von dir nie eine Erklärung zu hören bekommen, die alle bekannten Tatsachen miteinander verknüpfte. Conrads Lösung klingt logisch. Vielleicht ist auch sie falsch, aber trotzdem müssen wir es damit versuchen. Du hast selbst gesagt, daß es so nicht mehr lange weitergehen kann. Wenn du verzweifelt genug warst, um Jasper immer wieder vor einer Strafe zu schützen, bis eine Bestrafung unvermeidlich war, weil du unsere Überlebenschancen nicht verringern wolltest, dann müßtest du jetzt zumindest den Mut aufbringen, Conrads Vorschlag durchzuführen!«
    Sie hob stolz den Kopf, als der Alte sie wütend anstarrte.
    Nach einer langen Pause schien Maxall sich endlich überwunden zu haben, obwohl er noch immer zögerte.
    »Aber ... aber wir wissen doch gar nicht, wie wir die Energiezufuhr drosseln können – falls wir das wirklich sollen.«
    »Ich weiß es«, warf Conrad ein.
    Die anderen sahen wieder auf ihn.
    »Ich weiß, wie es gemacht wird«, wiederholte Conrad. »Der Kortex hat schon immer gewußt, was hätte getan werden müssen. Er kann es eben nur nicht ohne Hilfe von außen tun.«

 
24
     
    Die Bewohner der Siedlung hatten sich schweigend hinter Conrad versammelt. Auf ihren Gesichtern zeigten sich Zweifel, Mißtrauen und in einigen Fällen sogar Angst. In der ersten Reihe standen die erschöpften Männer und die müden Frauen, die ihr ganzes Leben nur damit verbracht hatten, gemeinsam in Arbeitsgruppen Routinearbeiten zu erledigen, das übermäßige Wachstum der Pflanzen zu verhindern, nützliche Gegenstände aus der Station ans Tageslicht zu fördern und die Schäden zu beseitigen, die jedes Ding auf seiner Flucht hinterlassen hatte. Hinter ihnen standen die Mütter mit ihren Kindern und starrten Conrad neugierig, aber doch ohne Hoffnung in den Augen an.
    In diesem Augenblick wurde es Conrad zum erstenmal völlig klar, daß das Leben und die Existenz dieser Menschen von ihm abhing. Die Verantwortung dafür lag ausschließlich bei ihm – und niemand, kein Mensch konnte ihm diese schwere Last von den Schultern nehmen. Ihr aller Leben hing an einem dünnen Faden, der aus seiner behaupteten Einsicht in die Geheimnisse der Station bestand. Conrad erschrak innerlich, als er darüber nachdachte, wie fürchterlich es sein müßte, diesen Menschen wegen eines Versagens Rede und Antwort stehen zu müssen.
    Aber dann erinnerte er sich wieder an den Hilferuf, der ihm noch immer in den Ohren gellte, und spürte, daß er zwar keinen wirklichen Grund zu übertriebener Hoffnung, aber auch nicht zur Verzagtheit hatte. Er holte noch einmal tief Luft und warf Yanderman einen fragenden Blick zu.
    »Alles in Ordnung«, bestätigte Yanderman. Er zögerte, kam dann näher zu Conrad heran und wandte sich mit absichtlich leiser Stimme an ihn. »Bist du ganz sicher, daß alles so klappt, wie du es dir vorstellst?« erkundigte er sich.
    »Du hast dich doch früher auch auf meine Visionen verlassen«, antwortete Conrad fast beleidigt. »Wir sind sogar zu unserem Marsch durch die Wüste aufgebrochen, ohne daran zu zweifeln, daß wir dort Wasser finden würden, wo ich es vorhergesagt hatte.«
    »Aha, wenn du dich also jetzt geirrt hast, dann bin ich auf jeden Fall daran schuld.« Yanderman zeigte allerdings sofort, daß diese ironische Feststellung nicht ernst gemeint war, denn er lächelte Conrad aufmunternd zu. »Kopf hoch, mein Junge, es wird schon schiefgehen!« Er klopfte ihm auf die Schulter und drehte sich dann nach den anderen Männern um, die neben den Hitzestrahlern
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