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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation
Autoren: John Brunner
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müssen! Du hast dich in bezug auf die Ursache der Visionen geirrt. Das sind keine Erinnerungen an die Vergangenheit, das sind Mitteilungen, und ich habe eine erhalten, die den Weg zur Lösung des Rätsels weist! Wir müssen die Energiezufuhr an den Kortex drosseln!«
    »Aber das ist unmöglich!« protestierte Maxall heftig. »Wir sind davon abhängig; er kontrolliert alle Maschinen. Wenn wir die Stromversorgung unterbrechen, verhungern und erfrieren wir. Dann sind wir verloren!«
    »Aber die Energiezufuhr muß gedrosselt werden. Nicht unterbrochen, sondern nur verringert! Versteht ihr denn das nicht?« Conrad schüttelte verzweifelt den Kopf über die Begriffsstutzigkeit der beiden. »Hört zu, ist ein Irrer verrückt, während er schläft?«
    »Was?« Yanderman riß verblüfft die Augen auf.
    »Ist ein Irrer verrückt, während er schläft? Ich glaube es nicht. Er ist dabei aber auch nicht tot, deshalb bringt man ihn nicht um, wenn man ihn in Schlaf versetzt.« Conrad starrte die Decke der Hütte an. »Ich weiß eigentlich alles, aber ich ... ich muß es erst ordnen. Ich glaube, daß es möglich ist, die Energiezufuhr so zu drosseln, daß der Kortex nur sehr wenig Strom erhält – genügend, um die Maschinen in Gang zu halten, aber nicht genug, um ... Oh, kein Wunder, daß ihr mich nicht versteht.« Er griff sich an den Kopf. »Das Wichtigste habe ich nämlich noch gar nicht erwähnt.
    Also, diese ... diese Denkmaschine unter der Kuppel – sie entspricht in ihrem Aufbau dem menschlichen Gehirn. In einer bestimmten Denkebene erledigt sie Routineangelegenheiten, die sich mit dem Atmen eines Menschen vergleichen lassen; und dabei irrte sie sich nie, hörte nie auf und verbraucht nur verschwindend wenig Energie. Aber wenn sie in der anderen Ebene arbeitet, in der die wichtigen Entscheidungen getroffen werden, verbraucht sie alle zur Verfügung stehende Energie. Und wenn sie nicht eine bestimmte Mindestmenge Strom erhält, ist sie sozusagen bewußtlos.
    Und auf dieser höheren Denkebene ist der Kortex – von lichten Momenten abgesehen – seit vierhundertundsechzig Jahren hoffnungslos verrückt, denn damals wurde es von der Krankheit befallen, gegen die diese Wüste geschaffen wurde.«

 
23
     
    Zunächst herrschte ein ungläubiges Schweigen. Maxall starrte Conrad neugierig an, während er vorsichtig seine erste Frage formulierte.
    »Woher weißt du das alles? Ich meine ... warum glaubst du, daß das stimmt?«
    Conrad stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sah, daß der Alte ihm wenigstens Gehör schenken wollte, anstatt seine Ideen in Bausch und Bogen als Unsinn zu verdammen. Er schloß die Augen und lehnte sich in die Kissen zurück.
    »Ich werde es euch zu erklären versuchen, aber ich muß mich dabei beeilen, weil uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Draußen ist es heute sonnig, und die Batterien laden sich schnell auf. In meinem Kopf schwirren eine Unmenge Vorstellungen durcheinander, die ich selbst noch kaum begreife.« Er bedeckte die Augen mit einer Hand, während er langsam und zögernd nach den Worten suchte, die er für seine Erklärung benötigte.
    Den wichtigsten Punkt zuerst: alle Visionen, die er, Granny Jassy und andere gehabt hatten, waren keine paraphysikalischen Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie stellten Mitteilungen dar.
    Und die Bedeutung dieser Mitteilungen blieb in jedem Fall gleich: Hilfe!
     
    *
     
    Zu einer Zeit, als die Erdoberfläche mit gigantischen Städten bedeckt war, in denen zwanzig und mehr Millionen Menschen lebten, hatte sich hier und gleichzeitig auch auf anderen Planeten ein schwer zu lösendes Problem ergeben. Die Zahl der Menschen, die andere Welten besuchen wollten – aus Langeweile, Unrast, Lebenslust oder Neugier –, war so stark angewachsen, daß die zur Verfügung stehenden Geräte diesen Strom nicht mehr bewältigen konnten. Von Anfang an war der gesamte Verkehr von Denkmaschinen kontrolliert worden, weil die Menschen dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen wären. Und jetzt erwiesen sich auch die Denkmaschinen als unzulänglich.
    Deshalb war der organochemische Kortex entwickelt worden: ein künstlich erzeugtes Gehirn, das die Fähigkeiten des menschlichen Geistes mit der unermüdlichen Zuverlässigkeit einer hochwertigen Maschine verband.
    Ein solcher Kortex wurde in der Station A installiert und kontrollierte von da ab sämtliche Vorgänge in diesem größten Zentrum für interstellaren Transport, das auf der Erde existierte. Aus dem Raum unterhalb der
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