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TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg
Autoren: John Brunner
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noch eine Frage der Zeit.“
    Lautlos und außerhalb der Reichweite der feindlichen Detektoren hatte sich die freundlichen Fremden mit ihren Schiffen langsam um das Sonnensystem herangearbeitet. Jetzt gaben die meisten sich plötzlich zu erkennen. Die feindliche Flotte schmolz hinweg wie Eis im heißen Sonnenschein.
    Magwareet jubelte, als er sah, was geschah.
    Plötzlich sah er erstaunt auf, als ihm jemand eine Erfrischung zu dem Platz brachte, an dem er saß. Erst jetzt bemerkte er, daß die Schlacht schon seit neun Stunden tobte.
    Die Person, die ihm die Erfrischung gebracht hatte, war ein Junge, kaum mehr als zehn Jahre alt – einer derjenigen, die einen wichtigen, wenn auch kleineren Platz im Roten Plan hatten. Als er Magwareet sich vom Bildschirm abwenden sah, wagte er es, mit heller, eifriger Stimme eine Frage zu stellen.
    „Wie steht es, Koordinator?“
    „Gut!“ antwortete Magwareet lächelnd.
    Die weiterhin zerstreuten Reste der feindlichen Flotte zogen sich schnellmöglich außer Reichweite in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Magwareet ließ ihnen so lange Zeit, bis sie sich sicher fühlten, und erst dann deckte er seine Karten auf.
    In jenen neun Stunden hatten sich sechzigtausend Schiffe mit eingeschalteten Abschirmungen auf die Rückseite der feindlichen Angriffsflotte geschlichen. Als die Überreste der feindlichen Flotte jetzt bereits zwischen ihnen waren, zeigten sie sich. Sie waren jetzt dem Feind mindestens in einem Verhältnis von drei zu eins überlegen und vollendeten den Kampf.
    Sie vernichteten den Feind völlig.

 
21.
     
    Eine ganze Zeitlang glaubte Red, auf das Universum wie auf eine ebene, breite Straße hinabzusehen, die unter ihnen vorbeijagte. Dann erinnerte er sich, daß dies nicht möglich war, und sein Hirn rebellierte. Er stellte die Gegenwart des WESENS in seinem Kopf fest, das ihn stützte und stärkte.
    Es war etwas an dieser Berührung – Berührung? Dies traf wohl am ehesten zu. Er spürte es genau so, wie wenn er die Form einer Skulptur abschätzte, ehe er daran zu arbeiten begann. Es war etwas Weibliches daran.
    Und dann verstand er.
    Artesha.
    „Ja, Red, ich bin das WESEN. Das ist ein Wissen, das ich vor mir selbst verbergen mußte, ehe ich entdeckte, was ich war.“
    „Wie …“
    „Indem ich bestimmte Datenspeicher isolieren und sie davontreiben ließ, als die Gefahr bestand, daß ich das Wissen erwerben würde, bevor es mir wirklich zustand.“
    „Aber …“
    „Ich bin nicht mehr in der Zeit, Red! Das ist kein Paradoxon, denn dadurch, daß ich zu dem wurde, was ich bin, wuchs ich in vier Dimensionen. Danach – als es für mich nie mehr ein ,Danach’ geben sollte – warum sollte ich da nicht mein früheres Ich beherrschen? Schließlich hatte ich dies, soweit es mein früheres Ich anbelangt, bereits getan.“
    „Aber dann –“, Reds Gedanken rasten – „dann haben Sie ja keinen Existenzzweck mehr! Sie haben nichts als die Gegenwart!“
    „Genau, es gibt für mich kein ,Nachher’ mehr. Sie sind jetzt ratlos, und deshalb will ich es Ihnen zeigen.“ Sie tat es wortlos, und als es vorüber war, fühlte Red sich ein wenig benommen, aber er begriff.
    „Eine Gegenwart, in der man nach dem Willen des Schöpfers das Universum lenkt, ist nicht klein“, bemerkte Artesha trocken. „Jetzt aber, Red, will ich Ihnen sagen, was Sie zu tun haben. Sie sind ein Künstler, der mit Formen und Räumen umzugehen weiß. Ich besitze diese Fähigkeit nicht. Ich bin vollendet und kann mich nicht wieder ändern. Ich muß die Fähigkeit von Ihnen entlehnen.“
    Artesha verhalf Red zu einem Blick auf die Spanne der menschlichen Geschichte.
    „Warum ist das Bild verwischt?“ fragte er.
    „Der Zeitreise und der Zeitenwogen wegen“, erklärte Artesha ihm. „Es gibt in diesem Punkt des Universums mehrere Gegenwarten – verstehen Sie? Wir müssen daraus ganz bestimmte Gegenwarten wählen, die für unsere Zwecke am besten geeignet sind, und sie verschmelzen, auf daß sie ein Ideal ergeben. Dann müssen wir sie an einem bestimmten Punkt miteinander verbinden, die vielen Gegenwarten in einer einzigen vereinen und …“
    „Und?“
    „Und das ist alles.“
    Forschend sah er einen Augenblick auf die mehreren Parallelgegenwarten und erkannte allmählich die feinen Einzelheiten, durch die sie sich voneinander unterschieden. Er kam aber nicht ganz dahinter, wodurch sie getrennt waren, weil jede einzelne von ihnen die Gegenwart war. Aber plötzlich kam ihm ein
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