Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 77: Der große Zeitkrieg

TS 77: Der große Zeitkrieg

Titel: TS 77: Der große Zeitkrieg
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Preis von zehn Pence, Briefmarken mit dem Kopf von Königin Elisabeth II und zwei Briefe aus der Tasche, die an Mlle. Chantal Varèze, St. Peter’s Hospital, London W 1, adressiert waren. Mit zitternden Fingern zeigte sie auf den Stempel auf dem letzten Brief – 13. März 1957.
    „Der 14. März – das war gestern! Nicht heute!“ beharrte sie.
    „Was ist das letzte, an das Sie sich erinnern, ehe Sie sich hier wiederfanden?“ fragte Red nach einer Weile.
    „Ich kam gerade aus dem Nachtdienst – es war etwa halb acht Uhr. Es war sehr kalt. In den Straßen hing Dunst – allerdings nicht so dick, daß man ihn wirklichen Nebel hätte nennen können. Die Straßen waren sehr ruhig, aber es war der fünfzehnte März, dessen bin ich sicher!“
    Red wollte ihr nicht glauben, und dennoch hatte er selbst gesehen, daß sie urplötzlich vor ihm auf einer leeren, kalten Straße aus dem Nichts heraus aufgetaucht war.
    „Sie sagen, es sei morgens halb acht Uhr am fünfzehnten März gewesen, das bedeutet nach Greenwich-Zeit also etwa acht Stunden vor der Pazifischen Normalzeit. Jetzt ist es“ – er warf einen Blick auf seine Uhr – „etwa fünf Minuten bis Mitternacht, und zwar am vierzehnten März.“
    Mit entsetzten Augen beobachtete sie ihn und wartete darauf, daß er weiterredete.
    „Es sieht tatsächlich so aus“, beendete er absichtlich gedehnt seinen Satz, „als hätten Sie gerade sechstausend Meilen ohne Zeitverlust zurückgelegt!“

 
2.
     
    Hier spricht Verteidigungsflotte (Koordinaten 406513924): Zwei feindliche Zerstörer festgestellt und vernichtet. Eigene Verluste einundvierzig Prozent. Fordern Verstärkung an.
    Hier spricht Verankerungsgruppe (AD 4070), dreifach rot, oberste Gefahrenstufe. Wir sind diesmal um vier Jahre versetzt worden, und es nähern sich noch mehr!
    Zentrum an alle Einheiten. Dreifach rot, oberste Gefahrenstufe. Vorbereitung auf gewaltige Zeitenwoge.
     
    Magwareet befand sich weniger als tausend Meilen von den wild herumwirbelnden Lichtern entfernt im All. Diese Lichter zeigten die Position der Verankerungsgruppe an, als die Zeitenwoge zuschlug.
    Es war dramatisch, und dennoch war beinahe nichts zu sehen. Die Lichter der Verankerungsgruppe waren urplötzlich verschwunden. Das war alles.
    Aber es veranlaßte Magwareet zum sofortigen Handeln. Er riß seine Zeitenkarte auf, um sich zu vergewissern, daß die Verankerungsgruppe und nicht etwa er selbst getroffen worden war. Dann warf er den Hebel herum, der die Verteidigungsenergieschranke sich aufbauen ließ. Gleichzeitig schaltete er das Antriebsaggregat auf volle Kraft vorwärts.
    Erst jetzt blieb ihm Zeit, sich zu fürchten.
    Als er wenige Sekunden später wieder zu sich kam, stellte er fest, daß er fluchte und den Verlust verdammte. Sechzig Männer hatten zu jener Verankerungsgruppe gehört. Jeder von ihnen war ein glänzender Geist und ein hochqualifizierter Spezialist gewesen. Jetzt waren sie – wenn man etwas Derartiges überhaupt sagen konnte – in der Geschichte zerstreut. Sie fingen sich vielleicht wieder, suchten sich ihren Weg zurückzuerkämpfen und Nachrichten von vielleicht einem noch höheren Kamm einer Zeitenwoge zu bringen.
    Er brachte sich fest in die Gewalt. Es hatte keinen Sinn, gegen das Universum zu wüten.
    Er fand schließlich die Stimme wieder, schaltete die Sprechverbindung ein und verlangte Artesha Wong. Kurz darauf erklang ihre vertraute Stimme an seine Ohren.
    „Haben Sie dies verfolgt?“ fragte er. Statt einer Antwort erhielt er eine Gegenfrage.
    „Sind sie wirklich verschwunden?“
    Jetzt fiel ihm ein, daß Burma bei jener Gruppe gewesen war. Zorn drohte wieder in ihm aufzulodern. Arme Artesha – es war eine Schande, daß zwei Menschen, die einander soviel bedeuteten, durch sinnlose Gewalt auseinandergerissen werden sollten. So ruhig er konnte, antwortete er auf ihre Frage.
    „Ja, ich fürchte es. Ich habe gesehen, wie sie verschwunden sind. Es tut mir leid, Artesha. Aber unter ihnen allen wird doch mindestens Burma aller Voraussicht nach in der Lage sein, den Weg zurück zu finden. Er wird es schaffen, selbst wenn er das WESEN an Sattel und Saumzeug gewöhnen müßte.“
    „Man kann kein vor Schmerz wahnsinniges Geschöpf dressieren“, sagte Artesha. „Ich werde sofort ein Schiff hinausschicken, das Sie aufnimmt.“
    Magwareet schaltete ab. Er stieß einen Seufzer aus und schloß mit einem leisen Schuldgefühl die Augen. Es war wunderbar, sich in der Unendlichkeit des Alls zu entspannen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher