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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Liz.
    „Aber Mr. Pearson, unser Physiklehrer, sagt immer, wenn man eine Bombe auf uns wirft, geht die ganze Stadt zugrunde. Da verstehe ich wirklich nicht, was für einen Sinn es hat, sich unter den Tisch zu legen. Ich glaube, die Menschen müßten sich wirklich einmal darüber klarwerden, was für Fortschritte die Wissenschaft gemacht hat. Jetzt gibt es Bomben, die über ein paar Meilen hinweg wirken und nichts stehen lassen.“
    „Du bist aber gescheit“, murmelte Toddy.
    „Ach, halt doch du den Mund.“
    „Kinder!“ sagte Liz verweisend.
    „Es stimmt aber“, verteidigte sich Bob. „Ich kenne jemand, der ist bei der Marinereserve, und der sagt, es gibt jetzt neue Waffen, mit denen man das Getreide und die natürlichen Quellen vergiften kann. Irgendwelche Kristalle sind das.“
    „Großer Gott“, sagte Liz.
    „Im letzten Krieg hatten sie so etwas noch nicht. Die Atomwaffen sind ja erst ganz am Ende entwickelt worden, und niemand konnte sie richtig ausnützen.“
    Bob wandte sich zu seinem Vater. „Paps, stimmt das nicht? Ich wette, als du noch beim Militär warst, hattet ihr noch keine Atom…“
    Elwood warf seine Gabel auf den Tisch. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Liz sah ihn erstaunt an, ohne zu bemerken, daß sie die Tasse in der Hand hielt. Bob sprach seinen Satz nicht zu Ende. Auch der kleine Toddy schien sprachlos.
    „Was ist denn, Liebster?“ fragte Liz.
    „Ich komme gleich wieder.“
    Sie sahen ihm erstaunt nach, als er das Zimmer verließ. Sie hörten ihn in die Küche gehen und die Hintertür öffnen. Im nächsten Augenblick fiel die Tür krachend ins Schloß.
    „Er ist wieder in den Hinterhof gegangen“, meinte Bob. „Mama, war er immer so? Warum ist er nur so komisch? Das ist doch nicht irgendeine Kriegspsychose, die er auf den Philippinen mitgekriegt hat oder? Im ersten Weltkrieg nannte man das Granatenschock, aber jetzt weiß man, daß es eine Art Kriegspsychose ist. Ist es so etwas?“
    „Ihr sollt essen“, sagte Liz. Sie hatte hektische rote Flecken auf den Wangen. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne mich mit diesem Mann nicht mehr aus. Ich kann mir einfach nicht vorstellen …“
    Die Jungen aßen.
    Draußen im Hof war es dunkel. Die Sonne war bereits untergegangen, und die Luft war kühl und dünn. Ein paar Nachtinsekten schwirrten herum. Im Hof nebenan arbeitete Joe Hunt und rechte Laub unter seinem Kirschbaum zusammen. Er nickte Elwood zu.
    Elwood ging langsam den Kiesweg hinunter, auf die Garage zu. Dann blieb er stehen, die Hände in die Taschen vergraben. Neben der Garage ragte etwas Großes, Weißes auf, ein im schwachen Sternenlicht nur undeutlich erkennbarer Umriß. Als er es ansah, fühlte er eine innere Wärme. Es war eine eigenartige Wärme, eine Mischung aus Stolz und Erregung. Es faszinierte ihn jedesmal, das Schiff anzusehen. Selbst als er die Arbeit daran begonnen hatte, hatte er gespürt, wie sein Herz schneller schlug, wie seine Hände zu zittern begannen und ihm der Schweiß auf der Stirn ausbrach.
    Sein Schiff. Er lächelte und trat näher. Dann schlug er mit der Hand dagegen. Was für ein schönes Schiff es doch war und welche Fortschritte es machte. Jetzt war er beinahe fertig. Es hatte eine Menge Arbeit gekostet, eine Menge Arbeit und viel Zeit, Nachmittage, die er sich frei genommen hatte. Sonntage und manchmal sogar die ersten Morgenstunden vor der Arbeit.
    Das war immer am besten, früh am Morgen, wenn die Sonne schien und die Luft frisch und gut roch und alles noch feucht war. Diese Tageszeit gefiel ihm am besten, und da gab es auch sonst niemand, der ihn störte und an ihn Fragen stellte. Er klopfte wieder gegen die Schiffswand. Viel Arbeit und eine Menge Material, Holz und Nägel, und all das Sägen und Hämmern. Natürlich, Toddy hatte ihm geholfen, allein hätte er es bestimmt nicht geschafft. Daran bestand kein Zweifel.
    Wenn Toddy nicht die Striche gezogen hätte und –
    „Hey“, sagte Joe Hunt.
    Elwood zuckte zusammen, und er drehte sich um. Joe lehnte am Zaun und sah ihn an.
    „Entschuldigung“, sagte Elwood. „Was hast du gesagt?“
    „Du warst jetzt ganz woanders“, sagte Hunt. Er paffte an seiner Zigarre. „Ein schöner Abend.“
    „Ja.“
    „Ein hübsches Boot hast du da, Elwood.“
    „Vielen Dank“, murmelte Elwood. Er drehte sich um und ging wieder auf das Haus zu. „Gute Nacht, Joe.“
    „Wie lange arbeitest du jetzt schon an diesem Boot?“ überlegte Hunt. „Insgesamt wohl ein Jahr, scheint es, nicht?
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