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TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle
Autoren: Fredric Brown
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Corby, dann sind Sie der Meinung, daß dieser Befehl gegeben wurde, damit jeder, der ihn hörte, das Gegenteil tun sollte?“
    „Bestimmt, Sir. Ich muß aber hinzufügen, daß nicht alle meiner Kollegen der gleichen Auffassung sind. Sie haben zum Teil Einwände.“
    „Was für Einwände?“
    „Sie nehmen an, daß die Sendung von außerirdischen Lebewesen ausgestrahlt wurde und bezweifeln deshalb, daß ein außerirdisches Lebewesen genug über die menschliche Psyche wissen könnte, um zu erkennen, daß ein solcher Befehl wahrscheinlich – wenn auch nicht sicher – das Gegenteil bewirken würde. Eine andere Möglichkeit wäre, daß die Wissenschaftler, die die Erde beherrschen wollen, zu viel über Physik, aber zu wenig über Psychologie wußten und deshalb nicht erkannten, was für eine Wirkung diese Sendung haben würde.“
    „Mr. Lykov, man hat Sie mir als einen Rußlandexperten empfohlen. Was glauben Sie, werden die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang von der ganzen Sache halten?“
    „Sie werden bestimmt glauben, die Kapitalisten hätten alles angezettelt. Sie werden der festen Überzeugung sein, wir hätten es getan.“
    „Warum sollten sie das glauben?“
    „Sie werden vermuten, daß wir es getan haben, um sie dazu zu bringen, den Krieg anzufangen. Sie hätten es sowieso getan – aber jetzt denken sie vermutlich, wir möchten aus einem bestimmten Grund, daß sie es jetzt tun. Folglich werden sie es nicht tun, wenigstens nicht in nächster Zeit.“
    „General Wilkinson“, sagte der Präsident, „ich weiß, daß es für ausführliche Berichte Ihrer Agenten aus Europa und Asien noch zu früh ist, aber was zeigen die wenigen, die Sie bereits erhalten haben?“
    „Sie tun das gleiche, was wir auch tun, Sir. Sie sitzen auf ihren Atombomben und wundern sich. Bis jetzt wurden noch keine Truppenbewegungen berichtet.“
    „Ich danke Ihnen, General.“
    „Dr. Burke“, sagte der Präsident, „ich bin davon unterrichtet worden, daß der Rat der Vereinigten Kirchen die ganze Nacht lang beraten hat. Da Sie genauso müde aussehen, wie ich mich fühle, nehme ich an, daß das stimmt?“
    Der bekannteste Pfarrer der Vereinigten Staaten nickte.
    „Sie sind also der Meinung, das heißt, der Rat ist der Meinung, daß die Sache übernatürliche Ursachen hat?“
    „Beinahe einstimmig, Herr Präsident.“
    „Warum nicht völlig einstimmig?“
    „Nun, einige waren der Meinung, daß weder Gott noch der Satan daran schuld seien, daß im Gegenteil etwas völlig anderes die Ursache sei. Ich gehöre auch zu diesen wenigen.“
    „Wer oder was ist dann ihrer Meinung nach X?“
    „Ich persönlich vermute, daß X ein außerirdisches Wesen ist – vielleicht vom Mars, vielleicht sogar aus einer anderen Galaxis.“
    Der Präsident seufzte und sagte: „Nein, Walter, ich habe einfach keine Zeit zum Essen. Bringen Sie mir doch, bitte, einen Sandwich – ich glaube, daß mich meine Besucher sicherlich entschuldigen werden, wenn ich in ihrer Gegenwart eine Kleinigkeit esse. Und Kaffee, viel Kaffee.“
    „Sofort, Sir.“
    „Einen Augenblick, Walter! Wie viele Telegramme haben Sie seit acht Uhr dreißig erhalten?“
    „Etwas über vierzigtausend, Sir. Wir haben versucht, sie zu sortieren, aber wir kommen einfach nicht mehr nach.“
    „Und?“
    Der Sekretär antwortete: „Die Absender stammen aus allen nur denkbaren Kreisen der Bevölkerung – Pfarrer, Fernfahrer, Weltverbesserer, Manager und alle möglichen anderen haben sich an Sie gewandt. Jeder hat eine andere Theorie – aber sie kommen fast alle zu der gleichen Folgerung … Sie sind alle dafür, dem Befehl auf keinen Fall zu gehorchen. Ich schätze, daß sich noch gestern neunzig Prozent der Bevölkerung mit einem Krieg abgefunden hatte, und daß mindestens fünfzig Prozent der Meinung waren, wir sollten als erste zuschlagen. Heute ist etwa einer von vierhundert für einen Krieg, und eine Kriegserklärung würde vermutlich eine Revolution zur Folge haben, Herr Präsident!“
    „Danke, Walter.“
    Der Sekretär drehte sich noch einmal um. „Vor einer Viertelstunde erhielten wir einen Bericht über die Zahl der Freiwilligen, die sich heute zur Armee gemeldet haben – es waren im ganzen Land fünfzehn. Normalerweise haben sich in den letzten Monaten etwa neuntausend pro Tag gemeldet … Ich werde Ihnen jetzt Ihren Sandwich bringen lassen, Sir.“
    „Professor Winslow, ich hoffe, daß es Sie nicht stören wird, wenn ich einen Sandwich esse, während wir uns
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