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TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS

Titel: TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
Autoren: Wilson Tucker
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machen“, schlug Coulson vor. „Wenn er es bis dann nicht geschafft hat, schießen wir ihn herunter.“
    Webb unterbrach die Verbindung, indem er wütend am Radiokabel zur Außenantenne riß. Die Kopfhörer verstummten, so daß nur noch das stetige Signal der Tombaugh-Funkboje durch die enge Kabine klang. Er langte nach der Schreibplatte und fuhr mit einem feuchten Finger an einer Zahlenkolonne auf dem obersten Blatt hinunter. Zweiundsiebzig Umkreisungen waren viel zuviel für seine Ungeduld.
    „Halt dich fest“, rief er über seine Schulter.
    Die Augen auf das Chronometer gerichtet und angespannt auf das laute Leitsignal aus dem Lautsprecher lauschend, legte Webb einen druckbereiten Daumen auf den Feuerknopf und wartete. Der Blecheimer raste heckvoran auf seiner sinnlosen Kreisbahn, auf die er durch den letzten Befehl der Lochstreifen geschleudert worden war, und näherte sich jetzt einem geradezu lächerlichen Apogäum, weil es den Streifen unmöglich gewesen war, Plutos eigene Kreisbahngeschwindigkeit zu berücksichtigen. Webb kauerte über dem Schaltpult, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Im gleichen Moment, als das Radiosignal den höchsten Punkt erreichte und dann umschlug, preßte er kraftvoll den Knopf hinein. Er hielt ihn vier Sekunden lang in Feuerposition. Die Motoren donnerten kurz und lärmend auf. Als sie wieder verstummten, befand sich das Schiff auf einem neuen Orbit, erneut in freiem Fall.
    Webb gestattete der Xanthus noch drei weitere Umkreisungen des Planeten, um ganz sicher zu gehen. Dann bereitete er sich auf den bevorstehenden Durchgang durch das Perigäum vor.
    „In die Koje mit dir, Bristol! Schnalle dich fest an. Es wird Zeit, daß wir die Kiste hinunterbringen.“
    „Ich bin bereit, Webb. Viel Glück.“
    „Glück!“ knurrte er als Antwort.
    „Es ist mir ernst. In diesem Kampf sind Sie der Stärkere.“
    Webb verstand den Sinn der Bemerkung, sagte jedoch nichts.
    Die Xanthus schwang durchs Perigäum und schoß zum Horizont, dem schwachen Schein der fernen Sonne entgegen. Webb stöpselte das Radiokabel in die Buchse und pfiff laut, um Aufmerksamkeit zu erheischen.
    „Haltet den Schnabel da unten“, rief er rauh. „Ich werde dem Vogel jetzt die Schwanzfedern ausreißen. Geben Sie Hilfestellung, Coulson.“
    Die Kopfhörer schwiegen, und dann antwortete der Kapitän der Yandra: „Selbstverständlich, Webb.“ Und ruhig fügte er hinzu: „Los, kommen Sie nur.“ Eine Pause trat ein, und dann: „Sie sind über dem Horizont auf direkter Anfluglinie. Bleiben Sie so.“ Wieder herrschte ein Moment spannungsknisternder Stille. „Gleich jetzt, Webb. Sie rutschen dicht über das Eisgebirge hinweg. Trimmen Sie!“
    „Noch nicht, noch nicht. Ich habe noch zwanzig Sekunden.“
    „Das glaube ich nicht. Weniger als zwanzig Sekunden, von hier aus gesehen.“
    „Hier sind es jetzt noch fünfzehn. Bis zur Dezimalstelle ausgerechnet.“
    Der Frachter raste hoch über Pluto hinweg. Er kam aus dem Perigäum heraufgestiegen und schoß völlig geräuschlos auf einen Punkt hoch über dem Radioturm der Tombaugh-Station zu. Webb trimmte die vorderen und hinteren kalten Druckgasdüsen und richtete das Schiff zur bevorstehenden Richtungsänderung auf. Er beobachtete das Chronometer-Zifferblatt und lauschte angespannt auf das Peilsignal, den genauen Augenblick berechnend, in dem der Ton des Signals umschlug. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn.
    „Webb?“ meldete sich Coulson nervös.
    „Sechs Sekunden“, schnauzte Webb zurück.
    „Ich glaube, Sie haben die Vertikale überflogen.“
    „Fünf, vier, drei, zwei, eins …“, und er rammte den Daumen auf den Feuerknopf. Die Motoren husteten, statt sofort Flammen zu spucken, zögerten einen knappen Bruchteil einer Sekunde lang unschlüssig und feuerten dann verspätet. Webb preßte den Daumen mit doppelter Kraft hinein. Seine freie Hand langte blitzschnell aus und stieß auf den Knopf der Steuerdüsen, die das Schiff senkrecht aufrichten sollten. Und dann klammerte er sich an das Kontrollpult und erwartete den Druck der Andruckbeschleunigung.
    Er kam mit der Gewalt einer schmetternden Faust. Das alte Schiff bäumte sich auf, trimmte sich in die Vertikale ein und stand dann auf seinem langen Flammenschweif, auf dem es hinunterglitt. Webb klammerte sich fest und starrte auf den Radarschirm.
    Coulson brüllte aus den Kopfhörern: „Webb, darüber hinaus!“
    „Abbrechen!“ schrie ihm eine andere Stimme in die Ohren. „Sie schaffen es nicht!
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