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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie
Autoren: E. C. Tubb
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zurückgekehrte Schiff hatte keine Möglichkeit, darüber zu berichten. Unsere Nahrungsmittel werden knapp – warum reduzieren wir die Rationen nicht? Sie wissen genau, was man auf der Erde sagen wird. Und Sie wissen auch, wie schwer es ist, Narren von ihrer vorgesetzten Meinung abzubringen. Nein, Weeway, wenn wir versagen, ist in den nächsten fünfzig Jahren nicht an eine zweite Expedition zu denken.“
    „Wenn wir nicht umkehren, sterben wir. Ist das besser, als ausgelacht zu werden?“
    „Für mich, ja! Aber es gibt noch andere Gründe. Mein ganzes Leben habe ich für dieses Projekt gearbeitet. Gearbeitet, gebettelt und gefleht. Alles habe ich getan, um diese drei Schiffe zum Mars zu bringen. Eine Kolonie wollte ich errichten. Ich wollte, daß die Menschen beginnen, weiter zu sehen, als ihr Gartenzaun reicht.“
    „Ich verstehe“, lächelte Winter. „Gibt es noch weitere Gründe?“
    „Nein, aber es gibt einen anderen, der jenseits meiner Machtsphäre liegt.“ Hargraves lächelte ebenfalls, aber es war ein sehr dünnes und fast humorloses Lächeln. „Wir können nicht zurück, denn wir haben kein Schiff mehr, das uns zur Erde bringt.“
    „Das spielt keine Rolle!“ fauchte Weeway. „Wenn wir vorsichtig sind, können wir es aushalten, bis der Nachschub eintrifft. Wenn wir uns im Metallgebäude einschließen, normale Atmosphäre herstellen und uns ruhig verhalten, reichen die Rationen. Alles andere ist völliger Wahnsinn!“
    „Nein!“
    „Ich behaupte, daß es geht. Wir sind weniger Leute jetzt, also reichen die Lebensmittel. Es wird ein Rennen gegen die Zeit werden, aber wir haben die Chance, es zu gewinnen. Wenn wir arbeiten, haben wir jedoch keine Chance.“
    „Nein!“
    „Sie egoistischer Narr!“ Weeway sprang auf seine Füße. „Sie haben kein Recht, uns alle zum Tode zu verurteilen, nur weil Sie Angst davor haben, ausgelacht zu werden. Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind? Gott?“
    „Nein!“ sagte Hargraves bitter. „Ich bin nicht Gott, aber der Kommandant. Und die Männer werden das tun, was ich ihnen auftrage.“ Er betrachtete den vor Wut zitternden Fourier. „Nein, Gott bin ich nicht, aber ich bin ein Mensch, der versucht, den Traum der Jahrhunderte zu verwirklichen. Vielleicht ist das egoistisch, aber Columbus war vielleicht auch ein Egoist, als er eine neue Welt entdecken wollte. Ich weiß es nicht, ich weiß nur eines, Weeway: wir werden die Kolonie errichten oder bei dem Versuch sterben.“
    „Sie sind wahnsinnig!“ Weeway starrte auf seine zitternden Hände. „Wahnsinnig! Jawohl, verrückt!“ Dann verließ er das Zelt. Hargraves sah ihm nach, bis er verschwunden war, dann wandte er sich an den Arzt.
    „Glauben Sie auch, daß ich verrückt bin, Doc?“
    „Nein.“ Winter nahm ein Stück Papier und betrachtete mit gerunzelter Stirn die darauf geschriebenen Zahlen. „Nicht in der Art, wie Weeway meint. Wir sind alle nicht ganz normal, sonst wären wir jetzt nicht hier.“ Er kaute auf seiner Unterlippe. „Das ganze Problem heißt nur: Wasser! Die dünne Luft saugt jede Feuchtigkeit aus dem Körper und läßt ihn förmlich vertrocknen. Auf der Erde kämen wir mit einem halben Liter Feuchtigkeit pro Tag aus, aber nicht hier. Wir brauchten auf dem Mars täglich zweieinhalb Liter. Das ist eine glatte Rechnung.“
    „Waschen ist unnötig“, warf der Kommandant ein. „Schaffen wir es dann?“
    „Nein.“
    „Aber …?“
    „Wir schaffen es nicht, und wir haben auch keine zweieinhalb Liter pro Tag. Nein, Weeway hat die einzige vernünftige Lösung vorgeschlagen. Wenn wir uns einschließen und keinerlei Arbeit verrichten, können wir auf halbe Rationen gehen und vielleicht so lange aushalten, bis das Schiff landet.“
    „Was ist mit der Wassererneuerungsanlage?“
    „Lohnt sich kaum. Ich habe es ausgerechnet. Sie wäre die Arbeit nicht wert.“
    Hargraves seufzte und sah den Arzt an. „Sie wissen, was Sie sagen, Doc?“
    „Vielleicht.“
    „Sie geben mir eine Chance, Doc. Wir können das machen, was Weeway vorgeschlagen hat. Wir warten auf das Schiff, und wenn es sich verspätet, oder wenn es abstürzt, dann sterben wir eben. Auf der anderen Seite können wir aber auch versuchen, uns unabhängig zu machen. Wir müßten darauf hoffen, daß kein zweiter Sturm kommt. Wenn sich dann die Rakete verspätet – oder überhaupt nicht eintrifft, macht das nichts. Ich persönlich ziehe es vor, das Schicksal in meinen eigenen Händen zu halten, anstatt mich auf andere zu
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