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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie
Autoren: E. C. Tubb
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schwächer. Ein rosa Schimmer lag über der fremden Welt. Die Männer begannen zu husten. Der feine Sand drang in alle Öffnungen. Er war wie materialisierter Nebel. Noch nie hatte es auf der Erde so einen merkwürdigen Sandsturm gegeben.
    Der Wind wurde stärker, die Sandwolke dichter. Die Dünen wurden sichtbar abgetragen. Die Sonne verschwand allmählich. Die Luft wurde scheinbar so dick, daß man sie kaum noch zu atmen vermochte.
    Drei Tage dauerte der Sturm, und als er endete, lag das Lager unter dem rötlichen Sand begraben.
    Mit verquollenen Augen starrte Hargraves auf die veränderten Sanddünen. Er verspürte Übelkeit. Seine Lungen schmerzten, als seien sie lodernde Flammen in seiner Brust. Winter kroch aus dem zusammengestürzten Zelt, gefolgt von Weeway. Ratlos sahen sie auf die Verwüstungen.
    „Wasser!“ krächzte Winter. „Wir benötigen Wasser.“
    „Es ist dort draußen“, sagte Hargraves und zeigte zu den Dünen. „Unter dem Sand begraben. Ich denke dort – oder war es woanders? Können Sie sich erinnern, Weeway?“
    „Mehr südlich, glaube ich.“ Der Verpflegungsmeister stolperte durch den feinen Sandstaub. „Schwer zu sagen. Alles hat sich verändert.“
    Überall begannen die Männer, sich aus dem Sand zu graben. Einige verbanden sich ihre Wunden, denn der Sturm hatte ihnen an manchen Stellen die Haut abgefetzt, als seien sie in ein Sandstrahlgebläse geraten. In ihren Augen lauerte der Durst. Hargraves winkte Ihnen zu. Seine Stimme klang trocken und rauh.
    „Stehenbleiben!“ Er zeigte auf einen Mann. „Wo waren Sie, als der Sturm begann? Wo suchten Sie Deckung?“
    „Erneuerungsanlage für die Abfälle.“
    „Gut. Rühren Sie sich nicht von der Stelle.“ Er zeigte auf jemand anders. „Und Sie? Wo versteckten Sie sich?“
    „Hinter einigen Vorratskisten.“
    „Und Sie?“
    „Im Küchenzelt.“
    „Gut“, sagte Hargraves und zog mit dem Fuß einige Linien in den Sand. „Küchenzelt, Abfallerneuerung, Verwaltung …“ Er starrte auf die behelfsmäßige Karte. „Meiner Schätzung nach müßte das Wasser – dort sein.“ Er zeigte auf einige hohe Dünen und wandte sich dann wieder an die Männer. „Sie, Sie und Sie – kommen Sie mit.“ Er ging einige Schritte, blieb plötzlich stehen. „Hier müssen wir graben. Das Wasser muß genau unter uns liegen.“
    Sie fanden das Wasser, aber sie fanden auch etwas anderes: zwei Männer – tot. Neben ihnen die wertvollen Metalltanks mit der lebensnotwendigen Flüssigkeit. Winter verteilte sofort die Rationen.
    Hargraves aber starrte auf die beiden Toten und versuchte, seine Empfindungen zu zügeln. Zwei Mann tot – für zwei durstige Mäuler mehr hatten sie nun Wasser. Aber zwei Mann tot bedeuteten auch vier Arme weniger zur Arbeit.
     
    *
     
    Winter sog den verheißungsvollen Duft ein, der aus dem Zinkteller in seine Nase stieg. Dann nahm er einen vorsichtigen Schluck von der heißen Suppe. Er lächelte. Mit drei mächtigen Schlucken leerte er den Behälter und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Er wischte sich mit der Hand über die bärtigen Lippen.
    „War das gut“, stellte er fest. „Ich gäbe jedes Monatsgehalt dafür, noch einen Teller essen zu können.“
    „Keine Chancen“, murmelte Weeway und betrachtete wehmütig seinen leeren Teller. „Das ist die letzte Mahlzeit für die nächsten vierundzwanzig Stunden.“
    „Wie steht es mit den Vorräten?“ fragte Hargraves. Er saß in der Nähe und schrieb im Logbuch. Weeway zuckte die Achseln.
    „Nicht besonders gut. Ich habe Sie ja rechtzeitig gewarnt. Sie meinten, die geringere Gravitation ließe die Männer bei gekürzten Rationen länger durchhalten. Es ist anders gekommen.“
    „Ich hätte Ihnen das gleich sagen können“, mischte Winter sich ein. „Die Arbeit bleibt stets gleich, ob man sie mit Kilogramm oder Meter mißt. Allein die Anpassung an die neuen Verhältnisse erfordert Energie, auch wenn weniger Muskelkraft benötigt wird. Rein theoretisch sollten wir hier auf dem Mars natürlich mit weniger Kalorien mehr arbeiten können, aber die Praxis sieht anders aus. Worüber ich mir aber die größten Sorgen mache, ist das Wasser.“
    „Warum, Doc?“ Hargraves schloß das Buch. „Wollen Sie ein Bad nehmen?“
    „Ich wäre nicht abgeneigt“, nickte Winter ernst. „Jeder von uns könnte es vertragen, drei Tage lang in einem Teich zu liegen.“ Er sah den Kommandanten an. „Was macht der Bau der Leitung zum Pol?“
    „Keine Ahnung.“ Hargraves biß sich
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