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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie
Autoren: E. C. Tubb
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verlassen.“
    „Sie wollen also die Leitung zum Pol bauen?“
    „Ja.“
    „Und wenn ein zweiter Sturm aufkommt? Wenn die Nahrungsmittel ausgehen? Oder wenn die Maschine versagt?“ Winter starrte dem Kommandanten in die Augen. „Was dann?“
    „Dann sterben wir. Bis dahin aber arbeiten wir an der Leitung, und zwar wir alle, ohne Ausnahme.“
    Er drehte sich um und schritt hinaus in die Dämmerung.
     
    *
     
    Sie benötigten genau fünfzig Tage. Die Maschine erreichte den Pol, oder doch wenigstens den Rand der Eiskappe. Hargraves lächelte, als er die Neuigkeit erfuhr.
    „Und was nun?“ fragte Winter. Er sah auf den Kommandanten. „Bleiben Sie hier, bis die Pumpstation arbeitet?“
    „Nein. Wir lassen fünf Männer und alle Nahrungsmittel zurück. Sie können die Station aufbauen, denn die Teile sind vorfabriziert und müssen nur zusammengefügt werden. Wir anderen kehren ins Lager zurück. Dort gibt es genug zu tun.“
    „Es ist schade, daß wir nicht weiter hier oben landeten.“ Winter kratzte sich im Bart. „Verflucht, man sollte sich waschen.“
    „Bald werden wir ein richtiges Bad nehmen können.“ Hargraves lächelte in Vorfreude. „Ich denke, wir werden mitten im Lager einen Teich bauen, damit wir baden können, wann wir wollen. Und trinken werden wir, bis wir platzen.“ Er wurde plötzlich ernst, als er den Ausdruck auf dem Gesicht des Arztes bemerkte. „Tut mir leid, Doc, aber Wasser war meine größte Sorge. Ich bin froh, daß sie nun vorbei ist. Nun gibt es nichts mehr, das uns erschüttern könnte.“
    „Sie meinen also, alle unsere Sorgen seien vorbei?“
    „Glauben Sie das etwa nicht?“ Hargraves lachte laut auf. „Wasser war von Anfang an unser Hauptproblem. Der Mensch kann wochenlang ohne zu essen leben, aber nur wenige Tage ohne zu trinken. Was immer auch geschieht, wir werden es nun aushalten, bis das Schiff landet.“
    „Ich hoffe nur, daß Sie recht behalten, Jim“, sagte Winter, aber seine Stimme klang nur wenig überzeugt.
    Später, als sie wieder im Lager weilten, wußte er auch, warum.
    Weeway brachte die Neuigkeit. Der Fourier war während der Arbeiten an der Leitung zusammengebrochen und zum Lager zurückgeschickt worden. Seitdem hatte er die Stelle des Kochs eingenommen. Er betrat das Zelt, in dem Hargraves gerade schrieb. Winter folgte ihm. Der Kommandant erschrak, als er den finsteren Ausdruck im Gesicht des Arztes erkannte. Ganz langsam schloß er das Buch und schob es zur Seite.
    „Irgend etwas nicht in Ordnung?“ fragte er.
    „Wann sollen die Arbeiten an der Kulturenanlage beginnen?“ Die Stimme des Verpflegungsmeisters war schrill vor Erregung. „Wann?“
    Hargraves seufzte.
    „Reiten Sie wieder Ihr Steckenpferd?“ Er lächelte dem Arzt zu. „Setzen Sie sich. Ich wollte Sie beide schon rufen lassen. Es wird Zeit, daß wir uns wieder einmal unterhalten.“
    „Die Kulturenanlagen!“ rief Weeway. „Wann? Ich möchte eine offene Antwort.“
    „Können Sie haben.“ Hargraves verbarg seinen Ärger keineswegs. „Es gibt Dinge, die ebenso wichtig sind: die Kraftanlage, um ein Beispiel zu nennen. Ich dachte, wir nehmen sie zuerst in Angriff.“
    „Vorher müssen wir für Lebensmittel sorgen.“ Irgend etwas in der Stimme Weeways ließ den Kommandanten stutzig werden. Er sah den Arzt an.
    „Was soll das bedeuten? Weeway versicherte mir, die Vorräte würden reichen, bis wir Energie haben.“
    „Die Vorräte werden aber nicht reichen.“ Winter betrachtete seine Hände. „Ich weiß es schon seit einigen Tagen, aber ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen. Die Lebensmittel werden zu knapp.“
    „Wie ist das möglich?“ fragte Hargraves ärgerlich. „Weeway hat die Vorräte überprüft und mir das Gegenteil berichtet. Ich habe mich auf seine Angaben verlassen.“ Er sah Weeway an. „Können Sie nicht mehr rechnen?“
    „Ich kenne meine Arbeit“, erwiderte der Verpflegungsoffizier wütend. „Ich kenne sie jedenfalls besser, als Sie Ihre Leute kennen. Es wurden Lebensmittel gestohlen.“
    „Gestohlen?“ Hargraves starrte fassungslos von einem zum anderen. „Das kann ich nicht glauben.“
    „Es ist aber wahr“, sagte Winter ruhig. „Es muß geschehen sein, während wir draußen an der Leitung arbeiteten. Jemand muß sich einen großen Vorrat zurückgelegt haben. Weeway entdeckte den Diebstahl, als er die Vorräte vom Koch übernahm.“
    „Warum hat man mich nicht informiert?“
    „Was wollten Sie denn tun, Jim? Den Koch verantwortlich machen?
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