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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf
Autoren: Mary Scott
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recht anstrengend
zu werden scheint.«
    »Es wird sehr nett werden«,
sagte ich tapfer.
    »Ich weiß, daß ihr immer in
großem Stil feiert, und das ist mein einziger Trost. Ich fand immer, daß ihr
euch zu viel Arbeit macht, aber ich weiß ja, ihr wollt es so haben.«
    Tony, Larry und ich vermieden
es sorgfältig einander anzusehen.
     
     
     

16
     
    Natürlich weckten uns die
Kinder am Weihnachtsmorgen um fünf Uhr, aber Mutter und Vater trugen es mit
Humor und wehrten sich nicht einmal, als sie in ihr Schlafzimmer stürmten, um
ihnen zu zeigen, was Santa Claus in ihre Strümpfe getan hatte. Ich benützte die
Gelegenheit, Paul sein Fernglas zu geben. Außer ihm konnte so keiner wissen,
daß ich unsere Abmachung — keine Geschenke — gebrochen hatte. Ich begann: »Ich
weiß, wir wollten uns dieses Jahr nichts schenken, aber ich konnte nicht
ertragen...« wurde aber von Paul unterbrochen, der in unserem großen
Kleiderschrank herumstöberte und mich anscheinend nicht gehört hatte.
    Er sagte: »Natürlich war da
dieser Unsinn von wegen keine Geschenke, aber so hätte ich dich niemals
Weihnachten feiern lassen«, und er zog einen wunderschönen Sattel hervor, als
ich gerade aus der Nachttischschublade das Päckchen mit dem Fernglas holte.
    Wir fingen wieder gleichzeitig
an. Ich sagte: »Liebling, das hättest du nicht sollen...«
    Paul sagte: »Schau, meine
Liebe, das ist zu viel. Du hättest nicht...«
    Und dann prusteten wir beide
los und fanden, daß der Weihnachtstag sehr gut angefangen hatte.
    Gleich darauf sagte er: »Es ist
ein bißchen unangenehm, aber Larry und Sam haben mir das für dich gegeben. Ich
wußte, daß es dir nicht recht sein würde, aber was konnte ich machen?« und er
gab mir den Zügel, der genau zu meinem neuen Sattel paßte.
    Mit schwachen Knien setzte ich
mich auf das Bett. »Jetzt muß ich beichten. Ich hab’ Larry die große
Satteldecke geschenkt, die sie sich schon lange gewünscht hat«, und wir waren
uns einig, daß so ein »Weihnachten ohne Geschenke« seine Überraschungen barg.
    Später, als die Männer hinausgegangen
waren, wandte ich mich an Mutter wegen Ursula. »Wir mögen sie alle nicht
besonders, aber sie reist morgen ab, und wir sollten sie herumkommandieren und
beweisen lassen, wie unfähig wir anderen Frauen alle sind.«
    Tony sagte: »Das Schlimmste ist,
daß die Männer nach der Szene von gestern auch nicht mehr besonders viel Wert
auf sie legen. Ich werd’ mal mit Peter reden, er kann sich ihr widmen.«
    Mutter warf mir einen
vielsagenden Blick zu, und ich wußte, daß sie Peter für den geeigneten Ehemann
hielt für dieses Mädchen, das keinen Ehemann wollte, sondern eine vergnügliche Freundschaft
mit einem netten jungen Mann. Ich sagte eilig: »Und dann sind da noch Richard
O’Connor und Mrs. Lee. Wir müssen sie voneinander getrennt halten. Richard
nimmt kein Blatt vor den Mund, und Mrs. Lee verteilt mit Vorliebe kleine
Seitenhiebe. Mutter, bitte mach dich nützlich, wie Ursula sagen würde, und wenn
die Kinder sich dann noch einigermaßen benehmen, müßte alles gut gehen.«
    Mutter lachte. »Das klingt nach
einer recht komplizierten Einladung. Außerdem ist da noch die Geschichte mit
Annes Baby. Es wäre nicht angenehm, wenn es pünktlich wäre und heute käme. Na,
bei euch in den Backblocks ist immer was los, Susan. Sag mal, habt ihr immer an
Weihnachten solche riesigen Einladungen mit Bergen von Essen und so vielen
Geschenken? Es wird Zeit, daß ihr das Ganze etwas einfacher macht. Viel zu viel
Arbeit.«
    Tony unterdrückte gerade noch
ein Kichern, und ich blickte sie drohend an. Es war unnötig, daß Mutter mehr
von unserem geplanten ruhigen Weihnachtsfest wußte als Lydia. Ich sagte: »Wir
machen es abwechselnd, und alle steuern etwas zum Essen bei. Dieses Jahr bin
ich an der Reihe, aber wir machen es ziemlich einfach, und niemand hat zu viel
Arbeit«, und ich verscheuchte die Erinnerung an die Hetzerei beim Einkaufen,
das fieberhafte Planen und die endlose Kocherei der letzten Tage.
    Mutter ist jeder Lage
gewachsen, und ich wußte, daß sie sich Mrs. Lee annehmen, den Colonel (den sie
zu unserer Verblüffung » Cholly « nennt) charmant an
ihre Seite ziehen, und Larrys Schwiegermutter so geschickt schmeicheln würde,
daß sie sich als Hauptperson fühlen mußte. Sehr nützlich können solche Leute
sein, die ihr ganzes Leben lang gesellschaftlich Erfolg gehabt haben,
besonders, wenn sie wie Mutter sind, die zu den seltenen älteren Damen gehört,
die
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