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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf
Autoren: Mary Scott
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hätten, sich um ihn zu kümmern. Aber zu
dieser Zeit war sie erst in Norman Craig verliebt und dann untröstlich gewesen,
weil er gegangen war. Nicht lange danach erschien Alastair Smale zum ersten
Mal, und Barry sah ein, daß er wenig Aussichten hatte, die Tochter dieses
wohlhabenden Mannes zu heiraten. Tony arbeitet zwar in einem Geschäft in den
Backblocks, aber das war eigentlich ein Witz, und Smale hatte mit seiner
Tochter sicher Besseres vor. So nahm Barry sein nicht allzuschlimm gebrochenes Herz mit in die Stadt zurück, und an seiner Stelle bekamen wir
einen lieben, nachgiebigen jungen Mann, der Bertie Dier hieß.
    Er war sehr nett zu den
Kindern, kannte aber überhaupt keine Disziplin. Die Zustände in der Schule
waren unglaublich, aber diese kleinen einklassigen Schulen ziehen
selbstverständlich keine guten Lehrer an. Mein Christopher hatte die
Gewohnheit, sich in den Keller der Schule zurückzuziehen, wenn das Lernen ihn
langweilte, und das war recht häufig der Fall. Christina folgte ihm natürlich,
und sie verbrachten viele Stunden in den Kellerräumen, spielten geräuschvolle
Spiele und klopften von Zeit zu Zeit an den Boden des Schulzimmers, um ihre
Anwesenheit kundzutun.
    Bertie unternahm nichts
dagegen. Er hatte die naive Vorstellung, daß die Kinder wiederkämen, wenn der
Drang zum Lernen zurückkehrte. Der kehrte jedoch nie zurück, und das Spiel wäre
endlos weitergegangen, wenn Paul sie nicht einmal dabei erwischt hätte. Er war
Vorsitzender des Schulausschusses, und als er einmal zufällig in die Schule
kam, verwunderte ihn das wiederholte Klopfen am Boden. Der lustige kleine
Zeitvertreib fand so ein jähes Ende.
    Aber sie stellten immer etwas
an. Wieviel, das konnten wir aus ihrem Verhalten beim Heimkommen schließen.
Wenn sie uns sorgfältig aus dem Weg gingen und sich vor ihren verschiedenen
Hausarbeiten drückten, dann war der Tag normal verlaufen. Wenn sie wie die
Engel schauten und uns ihre Hilfe anboten, waren sie sicherlich schlimmer als
gewöhnlich gewesen. So sehr wir uns darauf freuten, die jüngeren Kinder auch in
die Schule zu schicken, so sehr fürchteten wir auch die Folgen, wenn sich das
bewundernde Publikum noch vergrößerte. Annes Zwillinge waren auch dort und
immer bereit, unsere Kinder in allem zu unterstützen. Sechs von dieser Sorte
gäben schon eine ganze Bande, und der arme Bertie tat uns leid.
     
    Erst als die Schur beendet war,
fand ich Zeit, nach Tiri zu fahren und allerhand zu erledigen, was bisher hatte
warten müssen. Als ich in den Supermarkt kam, war Tony gerade eifrig mit dem
Colonel beschäftigt, und Edith packte im Hintergrund Kisten aus. Tony war
vergnügt wie immer und sehr zufrieden mit sich. Sie ging mit den Leuten ganz
ungezwungen um und betrachtete es als selbstverständlich, daß sie sie mochten —
und sie mochten sie auch. Sie behandelte alle gleich, und ich glaube nicht, daß
es für sie so etwas wie Rassenunterschied oder Klassenbewußtsein gab.
    Der Colonel war sichtlich
verwirrt. Er hatte eine lange Einkaufsliste, die ihm seine Haushälterin, Mrs.
Evans, gegeben hatte, und gestand, daß er nie wußte, was er wo finden sollte.
    »Dieses neumodische
Durcheinander, das Supermarkt heißt, Gott weiß, warum. Alles wird hingestellt,
und man muß sich tatsächlich selbst bedienen.«
    »Wie ungerecht!«, rief Tony.
»Wo ich hier doch nur darauf warte, Sie nach Kräften zu bedienen!«
    »Warum geben Sie Ihre
Bestellung nicht bei Miss Adams auf, wie früher?« fragte ich und amüsierte mich
über sein schuldbewußtes Gesicht. Der Grund war, daß er Tony sehr gerne hatte.
    Sie kümmerte sich um ihn und ließ
ihn überhaupt nichts selbst tun, führte ihn sanft um die Regale und überredete
ihn, alles mögliche zu kaufen, was nicht auf Mrs. Evans Liste stand, was sie
aber bestimmt brauche.
    »Eine großartige kleine
Geschäftsfrau!« Er lachte vor sich hin. »Mrs. Evans Liste fehlt die Phantasie.
Sie wird entzückt sein von all den guten Sachen, die ich mitbringe.«
    Da war ich mir nicht so sicher.
Mrs. Evans war eine jener guten, altmodischen Haushälterinnen, die Neuerungen
verachten und das verdammen, was sie »Büchsenzeug« nannte.
    Wir verabschiedeten uns, und
ich gratulierte Tony zu ihren kaufmännischen Fähigkeiten.
    »Machst du das mit allen so?
Kein Wunder, daß Tantchens Einnahmen steigen.«
    Sie blickte der
hochgewachsenen, hageren Gestalt nach. Er ging nicht mehr ganz so aufrecht wie
früher, trotzte aber immer noch der »modernen Gewohnheit
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