Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Namen einiger
Betroffener ab, die in ganz Deutschland wohnten. Unterdessen klagte die Frau
ihm ihr Leid: »Aber helfen tut niemand. Das Landesgewerbeaufsichtsamt in
Stuttgart kennt die Beschwerden schon seit vorletztem Jahr. Aber wenn Sie sich
als einzelne Privatperson an die Behörden wenden, werden Sie kaum ernst
genommen. Dabei muss es etwas sein, das seit etwa 1997 in Betrieb ist. Seit
damals gibt’s diese Klagen verstärkt.«
    Der Journalist deutete auf weitere
Aktenordner, die auf dem Tisch lagen. »Sie haben wohl schon regen
Schriftverkehr geführt.«
    Ein Lächeln huschte über Lilos Gesicht.
Sie fühlte sich ernst genommen. »Das kann man so sagen.« Sie überlegte kurz und
schaute den Journalisten mit ängstlichen Augen an: »Und ich kann Ihnen sagen,
da läuft irgendwo was ganz Mysteriöses ab.«
    Sander notierte diesen Satz wörtlich,
während die Frau von einer weiteren Beobachtung berichtete, die ihn aufhorchen
ließ: »Strom kann nicht der Auslöser sein. Denn als letztes Weihnachten der
Orkan ›Lothar‹ hier alles verwüstet hat und auch die Stromversorgung
ausgefallen ist, da hat’s trotzdem gebrummt.« Der Journalist bemerkte den starren
Blick seiner Gesprächspartnerin.

4
     
    Die Sonne war bereits hinterm Horizont verschwunden, die Dämmerung
hereingebrochen, als auf der Anhöhe von Hohenstadt die Blaulichter zuckten. Ein
großes Aufgebot an Polizeikräften hatte die kleine Verbindungsstraße
abgesperrt, die über den Hügel ins benachbarte Oberdrackenstein führte. Aus
beiden Ortschaften waren viele Schaulustige zu Fuß und mit Fahrrädern
herbeigeströmt, um zu erkunden, was den Großeinsatz ausgelöst hatte. Doch der
Zutritt zu dem Feldweg, der unmittelbar neben dem Militärgelände abzweigte,
wurde ihnen verweigert. Aus der Ferne erkannten sie, dass sich am Ende des etwa
hundert Meter langen Zaunes viele Personen gruppierten. Dort, das war auch bei
dieser schlechten Beleuchtung zu sehen, parkte ein schwarzer Pkw, nahezu
verdeckt von einem davor stehenden Traktor samt Güllefass-Anhänger. Das Gerücht
machte die Runde, dem Landwirt müsse wohl etwas Schreckliches zugestoßen sein.
Dieser aber saß in einem warmen Mannschaftstransportwagen, in dem mehrere Sitze
an ein Klapptischchen gedreht waren.
    Gegenüber dem sichtlich aufgeregten
Landwirt hatte Franz Walda Platz genommen, der Leiter der für Hohenstadt
zuständigen Kriminal-Außenstelle Geislingen/Steige. Der erfahrene Beamte, der
auf die Pensionsgrenze zuging und für sein Talent bekannt war, ruhig zuhören
und sachlich antworten zu können, ließ sich von dem Landwirt in allen
Einzelheiten berichten, wie dieser den schwarzen Golf entdeckt hatte.
    »Sie könnet sich mein Schreck net
vorstelle«, vollendete der ins Schwäbisch verfallende Mann, der seinen Namen
mit Hugo Binder angegeben hatte. Walda nickte verständnisvoll und schaute
scheinbar in Gedanken versunken durch die Scheibe ins Freie hinaus, wo gerade
Kollegen der Bereitschaftspolizei damit begannen, einen Lichtmast zu errichten.
Weil die Umgebung nach Spuren abgesucht werden musste, war davon auszugehen,
dass die Beamten bis weit in die Nacht hinein tätig sein würden.
    »Und gesehen haben Sie niemand?«, bohrte
Walda nach. Sein Gegenüber, dessen Gesicht aschfahl geworden war, schüttelte
den Kopf.
    »Der Weg hier führt nicht nur zu Ihren
Grundstücken, sehe ich das richtig?« Der Kriminalist wollte sich ein Bild von
den örtlichen Gegebenheiten verschaffen.
    »Nein, der geht ganz über die Hochfläche
rüber«, erwiderte der Landwirt, der nervös und müde wirkte und seine zersausten
graumelierten Haare aus der faltenreichen Stirn wischte. Seit er per Handy die
Polizei verständigt hatte, waren bereits zwei Stunden verstrichen.
    »Es könnten also schon mehrere Personen
hier vorbeigekommen sein …?«, sinnierte Walda und strich sich übers dünne
blonde Haar
    Hugo Binder nickte stumm, um dann
einzuwerfen: »Aber vielleicht hat sich keiner drum kümmert. Mir isch halt
verdächtig vorkomme, dass es kein Nummernschild gibt. Man weiß ja nie …« Er
machte eine Pause, »bei ›Aktenzeichen XY ungelöst‹ im Fernsehen saget se doch
immer, man soll melde, was verdächtig isch.«
    Walda lächelte. »Das war sehr gut.«
    An der Tür des Kombis machte sich ein
junger Kriminalbeamter bemerkbar, der offenbar eine wichtige Mitteilung hatte,
jedoch nicht einfach in die Vernehmung platzen wollte. Walda bemerkte ihn und
deutete ihm mit einer Handbewegung an, doch hereinzukommen. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher