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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss
Autoren: M Bomm
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seine
Gedanken zu ordnen. Mit Armstrong hatte er vereinbart, dass er ihn gleich
morgen früh wieder aufsuchen würde. Der angebotene Job, das war dem jungen Mann
inzwischen klar geworden, unterlag offenbar großer Geheimhaltung, was
allerdings mit einem geradezu fürstlichen Gehalt »belohnt« wurde. Was Vollmer
jedoch nicht passte, war die Eile, mit der er sich dafür entscheiden sollte.
Armstrong hatte ihn geradezu unter Druck gesetzt – zwar nicht übermäßig, aber
dennoch spürbar.
    Während der junge Mann einen zweiten
Schluck Wein nahm und seinen Blick durch das Lokal schweifen ließ, das sich
zunehmend füllte, machte er sich mit dem Gedanken vertraut, in dieser
traumhaften Gegend für längere Zeit zu leben. Irgendwie würde er es seinen
Eltern beibringen müssen, die in einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb
lebten und deren große Angst es schon immer gewesen war, ihren einzigen Sohn
könnte es eines Tages berufsmäßig in eine größere Stadt verschlagen, womöglich
ins Ausland.
    Eine schwarzhaarige junge Bedienung
brachte das bestellte Nudelgericht und riss ihn aus seinen Gedanken. Die beiden
lächelten sich zu – und schon war das Mädchen wieder weg. Vollmer blickte der
Frau nach und dachte, wie schön es im Tessin sein könnte – nur wenige
Autostunden von Ulm entfernt und über Chur, den Bernadino-Tunnel und Bellinzona
problemlos zu erreichen.
    Keine Frage, das Projekt reizte ihn, zumal
es offensichtlich in ein großes Konzept eingebunden war, das von höchsten
Stellen forciert wurde. Vollmer schlang sein Essen förmlich hinunter und nahm
die Gäste um sich herum nicht mehr zur Kenntnis. Plötzlich spürte er in sich
Zweifel aufsteigen, ob es sich tatsächlich um einen wissenschaftlichen Auftrag
handeln würde, oder ob nicht gar militärische Interessen dahintersteckten. Und
dies auf dem Boden der neutralen Schweiz. Andererseits hatte das seriöse Auftreten
des Amerikaners nicht den Anschein erweckt, dass er im Auftrag irgendwelcher
Hintermänner handeln würde. Vollmer nahm einen kräftigen Schluck Rotwein und
blickte durch die entfernte Glasfront auf die hell beleuchtete Uferpromenade
hinaus.
    Er erschrak, als er plötzlich hinter sich
eine Frauenstimme hörte, die sich zweifelsfrei an ihn wandte: »Signore Vollmer?«
Der Student drehte sich zögernd um und war irritiert.

6
     
    Franz Walda und sein junger Kollege Mike Linkohr hatten den
Hohenstadter Landwirt in die raue Kühle der von Scheinwerfern erhellten Nacht
verabschiedet, als ein hagerer Mann an der Schiebetür des
Mannschaftstransportwagens auftauchte. Das Gesicht wirkte blass und kränklich,
auf der Nase saß eine viel zu große Hornbrille mit dicken Gläsern und den fast
kahlen Kopf zierte nur noch ein schmaler, schwarzer Haarkranz. Der Mann, wohl
um die 55 Jahre alt, war in Begleitung eines uniformierten Beamten, der ihn
Walda vorstellte: »Das ist Herr Willing. Er hat eine Beobachtung gemacht.«
    Walda und Linkohr begrüßten ihn und baten
ihn in den Wagen. Er ließ sich auf dem Sitz nieder, auf dem zuvor der Landwirt
gesessen war. Willings Hände waren schmutzig und zerfurcht, sein Gesicht
eingefallen und schlecht rasiert.
    »Nun erzählen Sie mal«, ermunterte ihn
Walda und verschränkte die Arme.
    Der
Angesprochene war nervös und wusste offenbar nichts mit seinen Händen
anzufangen. »Na ja, ich dachte, es könnte für Sie von Bedeutung sein«, begann
er, »als ich die vielen Polizeiautos sah, ist mir sofort eingefallen, was ich vergangene
Nacht gesehen hab.«
    Linkohr behielt den Mann, der innerlich
aufgewühlt zu sein schien, von der Seite fest im Auge. Walda bekundete mit
einem leichten Kopfnicken Interesse.
    »Ich wohn da drüben am Ortsrand«, machte
Willing weiter und deutete in Richtung Hohenstadt, »mit meiner Lebensgefährtin«,
fügte er lächelnd hinzu, »aber vorige Nacht hab ich nicht schlafen können, bin
Frührentner, müssen Sie wissen.« Er stockte kurz, als warte er auf eine
Reaktion seiner Zuhörer. Dann fuhr er fort: »Hab nämlich bis um Mitternacht
gearbeitet, an einer Erfindung«, wieder lächelte er stolz, »an meinem
Lebenswerk. Das ist aber noch nicht fertig.«
    Walda wollte sich auf kein Gespräch dazu
einlassen und wurde ungeduldig:
    »Und dann haben Sie aus dem Fenster
gesehen?« Er wollte auf den Punkt kommen.
    Willing schaute den Kommissar misstrauisch
an. »Ja«, sagte er dann, »das war aber schon um drei, genauer gesagt, um kurz
nach drei. Ich bin raus zur Toilette und rüber ins
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