Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
mir jetzt klipp und klar sagen, worum’s geht.«
    Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund. »Du
wirst Teil eines großen Ganzen sein, mein Lieber. Wie wir alle das auch sind.«
Dann gingen sie weiter. Claudia genoss den Blick zu diesem markanten San
Salvatore hinüber, dessen Spitze ein Antennenmast krönte. »Ein Einzelner«, so
sinnierte sie, »ein Einzelner vermag zwar grandiose Ideen zu haben, aber sie
umzusetzen, bedarf heute der Kraft aller. Auf dem Mond sind zwar nur wenige
gelandet – aber hinter allem ist eine ganze Nation gestanden.«
    Jens dachte plötzlich wieder an Armstrong
– an den Ersten auf dem Mond.
    Am Ende des Parks gingen sie an der
Ufermauer des hier einmündenden Cassarate-Flusses entlang zur Straße hinauf und
bogen an einem Zeitungskiosk rechts ab, über eine Brücke hinweg zu einer kurzen
Kastanien-Allee. Dies war auch die Richtung zu der Standseilbahn, die zum
anderen Luganer Hausberg hinauf führte, zum Monte Bré.
    Das Paar wandte sich schließlich einem
Seitengässchen zu, stieg einige Stufen hinauf und gewann rasch an Höhe. Mit
jedem Schritt taten sich hinter den beiden neue Ausblicke auf den See auf, über
die Dächer der Stadt hinweg, die sich an den Hügel zwischen Monte Bré und San
Salvatore ins Halbrund des Luganer Sees schmiegte. Für einen kurzen Moment
dachte Jens daran, wie viel Geld aus dem Ausland in den Tresoren dieser Banken
hier wohl schlummerte. Und mit wessen Geld die prächtigen Villen gebaut und
gekauft wurden, die sich außerhalb der Stadt die Hänge hinaufzogen,
insbesondere am Sonnenhang des Monte Bré.
    Sie erreichten das Terrassenhaus, in dem
Armstrong residierte, ziemlich weit oben, dort, wo die Bebauung lockerer wurde.
Der Amerikaner, der eine weiße Hose und ein ebenso weißes kurzärmeliges Hemd
trug, begrüßt sie mit einem charmanten Lächeln und führte sie in das helle
Wohnzimmer, durch dessen große Fensterfront die Sonne strahlte. Armstrong bot
seinen jungen Besuchern Platz auf der Couch an.
    »Wunderbar, dass Sie gekommen sind«,
freute er sich, rückte seine randlose Brille zurecht und meinte, mit seinem
deutsch-amerikanischen Akzent fast väterlich an Jens gewandt: »Sie werden mir
sicher verzeihen, dass ich Sie den Abend hier in dieser schönen Gegend nicht
allein habe verbringen lassen wollen.«
    Jens zwang sich ein Lächeln ab und schaute
zu Claudia hinüber, die im Eckteil der Couch Platz genommen hatte.
    »Und, junger Freund?« Der braungebrannte
Amerikaner gab sich locker und machte es sich in einem Sessel bequem.
    Jens zögerte einen Moment, ehe er sich zu
einer Erklärung durchrang: »Nun, ja, das klingt ja alles verlockend. Aber bevor
ich was unterschreibe, muss ich schon genau wissen, worauf ich mich einlasse.«
Er spürte, wie sein Herz zu klopfen begann. Claudia legte beruhigend eine Hand
auf sein Knie und lächelte ihn an.
    »Keine Sorge, junger Freund«, erklärte
Armstrong, »wenn Sie Ihre Bereitschaft signalisieren, was ich aus Ihrer
Äußerung zu erkennen glaube, dann brauchen Sie zunächst nichts zu tun, als ein
Dokument zu unterschreiben, das Sie zur Geheimhaltung verpflichtet. Zu
allerhöchster Geheimhaltung«, wiederholte er, »aber das darf Sie nicht
misstrauisch stimmen. Bei jedem Hightech-Unternehmen werden Sie sich zu
Ähnlichem verpflichten müssen.«
    Jens nickte verständnisvoll.
    »Wollen Sie etwas trinken?«, fragte Armstrong
unvermittelt. Die jungen Leute entschieden sich für Mineralwasser, das ihr
Gastgeber sogleich aus dem Kühlfach seiner Schrankwand holte und servierte.
    Als er wieder Platz genommen und sie alle
einen Schluck getrunken hatten, griff Armstrong zu einem Leder gebundenen
Dokumentenordner, der auf einem Glastischchen offenbar bereit gelegt worden
war. Er schlug ihn auf und Jens erkannte, dass sich auf dem ersten, kunstvoll
verzierten Blatt das Wappen der Vereinigten Staaten von Amerika befand. Mit
einigen einleitenden Sätzen, die Armstrong erläuterte, wurde darauf
hingewiesen, dass sich die USA dem Fortschritt verpflichtet fühlten und sie
deshalb engagierten Forschern und Wissenschaftlern die Chance geben wollten, an
einem Projekt mitzuarbeiten, das der ganzen Menschheit zugute komme. Dies alles
aber unterliege nach amerikanischer Gesetzgebung allerhöchster Geheimhaltung,
weshalb strenge Strafen drohten, falls auch nur Teile davon an die
Öffentlichkeit gebracht würden. In dem Dokument wurden mehrere Paragraphen
zitiert, in denen von Landesverrat und Spionagetätigkeit die Rede war, von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher