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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt
Autoren: Patricia Cornwell
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anders als meine bisherigen Erfahrungen.
    »Jetzt hören Sie mal zu.« Mein neuer Bekannter sprach, als arbeite er schon jahrelang mit mir zusammen. »Die Kommunikationsgeräte können problematisch werden, wenn Sie sie noch nie benutzt haben. Die können echt gefährlich werden.« Sein Gesicht blieb ernst.
    »Ich bin damit vertraut«, versicherte ich ihm, unbekümmerter, als mir zumute war.
    »Na, Sie müssen mehr als nur vertraut damit sein. Sie müssen sie wie einen Freund sehen, denn wie Ihr Tauchgefährte können sie Ihr Leben retten.« Er schwieg kurz. »Die können Sie auch töten.«
    Ich hatte erst einmal eine Unterwasserkommunikationsausrüstung benutzt und war noch nervös, daß mein Mundstück mit Absperrventil durch eine fest versiegelte Maske mit einem Mundstück ohne Spülventil ersetzt werden sollte. Ich hatte Angst, daß Wasser in meine Maske dringen könnte und ich sie abreißen müßte, während ich wie verrückt nach der alternativen Luftversorgung oder gar einem Oktopus griff. Aber das würde ich nicht erwähnen, nicht hier. »Ich schaff das schon«, versicherte ich ihm erneut. »Großartig. Ich habe gehört, Sie sind ein Profi«, sagte er. »Übrigens, ich heiße Jerod, und ich weiß bereits, wer Sie sind.« Er saß im Schneidersitz da, warf Kiesel ins Wasser und schien von den sich langsam ausdehnenden Kreisen fasziniert zu sein. »Ich hab 'ne Menge toller Sachen über Sie gehört. Und wenn meine Frau rausfindet, daß ich Sie kennengelernt habe, wird sie eifersüchtig werden.«
    Mir war nicht klar, warum ein Navy-Taucher irgend etwas über mich gehört haben sollte, über das hinaus, was in den Nachrichten war, und das war nicht immer freundlich. Aber seine Worte waren Balsam in meiner aufgewühlten Stimmung, und ich wollte ihm das gerade sagen, als er auf seine Uhr schaute, dann auf die Plattform starrte und Ki Soos Blick auffing. »Dr. Scarpetta.« Jerod stand auf. »Ich glaube, wir sind bereit zu einem Tänzchen. Wie steht's mit Ihnen?«
    »Ich bin soweit fertig.« Ich stand ebenfalls auf. »Was ist der beste Zugang?«
    »Der beste, eigentlich der einzige, ist der, seinem Schlauch nach unten zu folgen.«
    Wir gingen zum Rand des Kais, und er deutete auf den Kahn. »Ich bin schon einmal unten gewesen, und wenn Sie nicht dem Schlauch folgen, werden Sie ihn nie finden. Mußten Sie schon mal ohne Licht durch einen Abwasserkanal waten?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Nun, da können Sie einen Scheiß sehen. Und das hier ist genauso.«
    »Soweit Sie wissen, hat niemand etwas an der Leiche verändert«, sagte ich.
    »Außer mir ist niemand in ihre Nähe gekommen.« Er sah zu, wie ich meine Weste aufhob und eine Lampe in meine Tasche steckte.
    »Damit würde ich mich nicht herumplagen. Unter den Bedingungen ist Ihnen eine Taschenlampe nur im Weg.« Aber ich wollte sie dennoch mitnehmen, weil ich jeden nur möglichen Vorteil nutzen wollte. Jerod und ich stiegen die Leiter zur Tauchplattform hinunter, um die Vorbereitungen abzuschließen. Ich ignorierte das Starren der Leute am Kai, als ich mir Cremespülung ins Haar rieb und die Neoprenhaube überstreifte. Ich schnallte mir ein Messer an die Innenseite des rechten Unterschenkels und griff dann nach beiden Enden des fünfzehn Pfund schweren Bleigürtels, den ich rasch um die Hüfte schnallte. Ich überprüfte die Sicherheitsventile und streifte die Handschuhe über.
    »Bereit«, sagte ich zu Ki Soo.
    Er brachte die Kommunikationsgeräte und mein Mundstück. »Ich schließe Ihren Luftschlauch an die Gesichtsmaske an.« Er sprach akzentfrei. »Soviel ich weiß, haben Sie so ein Gerät schon mal benutzt.«
    »Das stimmt«, erwiderte ich.
    Er hockte sich neben mich und senkte die Stimme, als wären wir Verschwörer. »Sie, Jerod und ich sind über die Sprechgeräte in ständigem Kontakt.«
    Sie sahen wie rote Gasmasken aus und hatten fünf Gurte zum Anlegen. Jerod stellte sich hinter mich und half mir beim Überziehen der Weste und der Tauchflasche, während sein Kumpel weitersprach.
    »Wie Sie wissen«, sagte Ki Soo gerade, »atmen Sie normal und verwenden den Druckknopf am Mundstück zum Sprechen, wenn Sie etwas mitteilen wollen.« Er führte es vor. »Jetzt müssen wir das ordentlich und sicher über Ihr Kopfteil tun und anlegen. Jetzt stopfen wir die herausspitzenden Haare noch rein, und lassen Sie mich noch einmal zur Sicherheit überprüfen, daß es hinten richtig fest sitzt.«
    Ich haßte die Sprechgeräte am meisten, wenn ich nicht im Wasser war,
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