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Trommeln der Lust

Trommeln der Lust

Titel: Trommeln der Lust
Autoren: Cora Rubin
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aber in eine andere Richtung lenken und nicht mehr über Claus sprechen.
    Â»Clara, du solltest ihm so ein Benehmen nicht einfach durchgehen lassen. Ich …«
    Â»Halt mal einen Moment die Luft an, wenn es geht! Sonst verwischt der Lidstrich!«
    Augenblicklich verstummte Myriam. Sie konnte nämlich nicht reden, ohne dabei gleichzeitig irgendwelche Bewegungen zu vollführen. Sei es mit den Händen, den Gesichtsmuskeln oder dem ganzen Körper. Meistens alles zur gleichen Zeit.
    Es war der Donnerstag nach der Einweihungsparty. Myriam und Gunter wollten heute am späteren Abend noch auf einen Faschingsball im Bayerischen Hof.
    Abendgarderobe oder Masken erwünscht, stand auf der Eintrittskarte.
    Sie wollte toll aussehen zu diesem Anlass, deshalb gehorchte Myriam mir auch so prompt. Aber wie ich sie kannte, würde sie gleich wieder loslegen.
    Â»So, der Lidstrich sitzt perfekt. Jetzt darfst du auch den Mund wieder aufmachen.« Ich lachte und schnappte mir die Puderquaste.
    Â»Claus war höllisch eifersüchtig am Samstagabend bei Ann-Kathrin und Michael«, nahm Myriam tatsächlich den Faden wieder auf.
    Â»Aber wieso denn?« Ich stellte mich absichtlich ein wenig dumm, obwohl ich durchaus wusste, wie richtig Myriam mit ihrer Einschätzung lag.
    Â»Na ja, hör mal! Sogar mir ist nicht entgangen, wie sehr dir diese Sahneschnitte von einem Wildhüter in dem Film gefallen hat. Und dann kurz darauf dein überraschender Vorschlag mit der Reise nach Südafrika. Wenn Claus eins sicher nicht ist, dann ist es blind oder gar blöd. Hinzu kommt sein übergroßes Ego, an dem du mit deiner kleinen Schwärmerei ziemlich gekratzt hast an dem Abend.«
    Â»Ah, ja?«
    Ich stäubte gerade bräunlichen mattierenden Puder über Myriams Gesicht, um das Make-up zu fixieren. Es musste eine lange und schweißtreibende Nacht im Ballsaal überstehen.
    Â»Ja, klar!« Myriam war nicht zu bremsen. »Deshalb hat er dich später mittels der Methode Zuckerbrot und Peitsche abgestraft.«
    Â»Mich zuerst bis zum Orgasmus lecken ist gleich Zuckerbrot. Und dann später ohne ein Wort verschwinden und tagelang abtauchen ohne jede Nachricht ist gleich Peitsche, ist gleich Phase zwei, ist gleich Liebesentzug. Wie ich eben selbst noch sagte, oder nicht?«
    Â»So sieht es tatsächlich aus.«
    Myriam lachte trocken, und in diesem Moment piepste auch ihr Handy dreimal. Wie zur endgültigen Bestätigung unserer gemeinsamen These.
    Â»Nur eine SMS , die kannst du später auch noch lesen.«
    Â»Lass mich kurz nachsehen, Clara. Die Nachricht könnte von Gunter sein.«
    Myriam sprang auf und checkte ihr Handy.
    Â»Wer sagt’s denn! Er hat soeben per E-Mail die Bestätigung für unsere Flüge nächste Woche nach Johannesburg bekommen. Südafrika, mach dich bereit, wir kommen!«
    Es lag wie immer in Gunters und Myriams bewährten Händen – die beiden waren immerhin unser Flieger-Team  –, sich um günstige Tickets zu kümmern. Und wie schon so oft zuvor hatte es auch dieses Mal wieder auf Anhieb geklappt.
    Ich war begeistert, und mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen.
    Â»Super! Das heißt also wirklich raus aus der Kälte und rein ins Vergnügen!«
    Ich packte Myriam und schubste sie übermütig zurück in den Sessel vor dem Wandspiegel. Und wir zwinkerten uns vergnügt im Spiegel zu.
    Â»Das muss gefeiert werden. Ich habe noch eine Flasche Sekt im Kühlschrank. Die köpfen wir, sobald ich mit dir fertig bin. Die Lippen schminke ich dann erst zum Schluss, damit nichts verwischt, okay?«
    Â»He, pass doch auf, Süße! Du stäubst mir ja vor lauter Begeisterung Puder übers Kleid!«
    Â»Kein Problem. Zum krönenden Abschluss bearbeite ich dich noch mit der Kleiderbürste.«
    Myriam hatte sich für den heutigen Anlass extra ein richtig tolles, ja geradezu sündiges Abendkleid gekauft. Sie trug es bereits, als sie vorhin in meiner Wohnung aufgekreuzt war. Jetzt lag es in meinen Händen, sie endgültig in eine Königin der Nacht zu verwandeln.
    Das Kleid war wirklich atemberaubend. Schwarz, vorn hochgeschlossen und hauteng bis zu den Knöcheln. An den Seiten wurden Vorder- und Rückenteil lediglich durch schmale Stoffstreifen zusammengehalten, und eins wurde jedem Betrachter bei dem Anblick sofort klar: Die Dame in diesem Kleid trug nicht den kleinsten Fetzen
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