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Trommeln der Lust

Trommeln der Lust

Titel: Trommeln der Lust
Autoren: Cora Rubin
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überraschend in München. Er muss morgen bereits weiter nach London. Bin heute Abend mit ihm verabredet. In der Taverne Nicolas. Willst Du uns begleiten? Claus
    Wie aus weiter Ferne hörte ich ein lautes Ploppen. Dann sah ich Myriam aus einer Nebelwand heraus auf mich zukommen, sie reichte mir eine gefüllte Sektflöte. Ich setzte an und trank das Glas in einem Zug leer.
    Â»Nun sag schon, was wollte er?«, fragte Myriam. Sie hatte unterdessen an ihrem Glas lediglich genippt.
    Â»Essen gehen. Heute Abend. Zum Griechen.«
    Â»Schreib zurück, du hättest schon was vor! Das ist doch kein Benehmen, so kurzfristig anzuklopfen. Was denkt er sich denn dabei? Hat er sich wenigstens für sein Verhalten entschuldigt? Oder eine Erklärung abgegeben, wo er war, was er gemacht hat seit Sonntag?«
    Â»Nein, hat er nicht … Egal. Ich gehe trotzdem hin.«
    Myriam verdrehte die Augen und schüttelte vielsagend den Kopf. »Tu, was du willst. Aber mach es ihm wenigstens nicht wieder zu leicht, Clara, ja?«
    Â»Bestimmt nicht!«, versprach ich und hielt ihr mein leeres Glas unter die Nase. Sie schenkte nach.
    Dann holte mich allerdings auch die Erinnerung wieder ein …

4
    Es war dieser Abend, an dem Claus mich zum Essen ausgeführt hatte. Zu einem Italiener, in dem viele Leute vom Film verkehrten. Und da war dieser hübsche Kellner. Mit dem ich allerdings nicht flirtete, denn zu jener Zeit hatte ich nur Augen für Claus. Ich war hoffnungslos verknallt, und in dieser Phase flirtet keine Frau der Welt fremd.
    Claus wurde im Laufe des Abends immer unterkühlter. Seine schlechte Laune war geradezu mit Händen greifbar. Obendrein raunzte er wiederholt den armen Ober an, der nicht wusste, wie ihm geschah, aber höflich blieb. Allerdings warf der Ärmste mir zwischendurch schon mal einen leicht verzweifelten Blick zu, als erhoffe er sich von meiner Seite Beistand.
    Der Mann tat mir leid, also sprach ich Claus irgendwann vorsichtig auf sein schlechtes Benehmen an.
    Â»Du denkst, er würde mit mir flirten, der Kellner, richtig? Aber erstens hätte ich gar kein Interesse an ihm, selbst wenn dem so wäre. Und zweitens meint er es sowieso nicht so, er möchte einfach nur zuvorkommend sein. Das gehört zu seinem Job, Claus.«
    Â»Der will mit dir vögeln, das sieht doch ein Blinder. Versuch bloß nicht, mich für blöd zu verkaufen!«
    Ich erschrak. Über diese plötzlich so eisige Stimme und den kalten Glanz in den Augen. Und über die Worte, die er mir so aus dem Nichts an den Kopf warf … Rasch fuhr ich mit dem Zeigefinger zärtlich über Claus’ Handrücken. Eine Geste, die er normalerweise mochte, er behauptete immer, das törne ihn an.
    In diesem Moment trat der Kellner erneut an unseren Tisch, um die Dessert-Bestellung anzunehmen.
    Abrupt zog Claus im selben Augenblick seine Hand zurück.
    Â»Du benimmst dich reichlich kindisch heute Abend, meine Liebe!«, verkündete er dazu laut.
    Sowohl der Kellner als auch die Leute am Nebentisch zuckten sichtlich zusammen, obwohl natürlich jeder so tat, als habe er nichts gehört.
    Mir allerdings kamen die Tränen. Ich fühlte mich gedemütigt, ungerecht und lieblos behandelt. Was hatte ich Claus denn getan? Ich liebte ihn, das sollte er doch nun wirklich langsam wissen. Dass er zu plötzlichen Eifersuchtsanfällen neigte, wusste ich hingegen längst. Aber das hier eben war einfach zu peinlich …
    Das kleine Drama ging aber bereits in die nächste Runde.
    Â»Ich kann heulende Frauen und Szenen in der Öffentlichkeit nicht ausstehen!«, erklärte Claus, nun noch einen Tick lauter. Und gleich darauf zum Kellner: »Die Rechnung bitte!«
    Draußen auf der Straße hielt er dann ein Taxi an. Er öffnete für mich die hintere Tür, hieß mich mit einer herrischen Geste einsteigen und warf die Tür hinter mir zu. Ich konnte gerade noch rechtzeitig meinen Mantelsaum zurückzerren.
    Claus stampfte um das Taxi herum, beugte sich durchs offene Seitenfenster zum Fahrer und nannte ihm laut meine Adresse.
    Â»Bringen Sie die Dame für mich nach Hause!«
    Schließlich reichte er dem Mann noch einen Geldschein. »Stimmt so!«, sagte er und drehte sich grußlos um. Dann überquerte er die Straße, wo sein Wagen stand, mit dem er mich abgeholt hatte.
    Mich hatte Claus während der ganzen Szene keines Blickes gewürdigt.
    Ich
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