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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger
Autoren: Wulf Dorn
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eine Stufe weiter stand ein Werkzeugkasten, auf dem eine Bohrmaschine lag.
    Am Ende der Treppe herrschte absolute Finsternis, die den schwachen Lichtstrahl nach wenigen Metern verschluckte.
    Mark leuchtete auf zwei Kartons vor sich. Auf einem stand mit schwarzem Filzstift

BÜCHER CHRIS
    und auf dem anderen, in einer Kinderschrift, die entfernt an Ellens Handschrift erinnerte, die Worte

DIES&DAS
    neben die ein Smiley gemalt war.
    Auch der Smiley erinnerte an einen, den ein Kind malen würde. Er streckte dem Betrachter die Zunge heraus, hatte Segelohren und drei Haare, die ihm wie Antennen vom Kopf abstanden.
    Der DIES & DAS-Karton war deutlich älter als die anderen Umzugsschachteln, die er in den oberen Stockwerken gesehen hatte. Er stand offen.

    Mark erkannte Puppen, Stofftiere und eine Vielzahl staubiger Kinderbücher, die meisten von Enid Blyton. Er sah mehrere Bände der Fünf Freunde und Hanni und Nanni. Außerdem fielen ihm zwei Bildbände auf, einer über Pferde, der andere über Katzen.
    Mädchenbücher, dachte er. Typische Mädchenbücher aus den Siebzigern und Achtzigern. Bücher, wie sie ein Kind namens Lara gelesen haben könnte.
    Mark musste an das Märchenbuch denken, an das Bild von Rotkäppchen, das voller Angst vor dem bösen Wolf zurückweicht. An das Pentagramm, das Lara mit roter Wachsmalkreide über das Bild gemalt hatte, um das Böse darin zu bannen.
    Vor einigen Tagen hatte er sich an das erinnert, was Ellen ihm über das Buch erzählt hatte, nachdem er sie aus der Toilette im Parkhaus geholt hatte. Mark hatte Alexander Eschenbergs Antiquariat aufgesucht und ihm das Buch abgekauft – wobei Eschenberg so entgegenkommend gewesen war, nicht mehr als die zehn Euro zu verlangen, die er Chris dafür gezahlt hatte.
    Der Kauf war eine Art Verzweiflungsakt gewesen, als verberge sich in diesem Buch die Antwort auf Laras Zustand. Seither hatte sich Mark immer wieder das Bild angesehen, es stundenlang studiert und gehofft, einen Anhaltspunkt für das Geschehene darin zu entdecken – irgendetwas, das über die Missbrauchssymbolik des Märchens hinausreichte.
    Ellen war der Meinung gewesen, das Buch sei eine Botschaft des Schwarzen Mannes. In Wahrheit jedoch musste sie es unter diesen Büchern in der DIES&DAS-Kiste gefunden haben. Nachdenklich starrte Mark auf den Karton.

    Was ist in dir vorgegangen, als du das Buch in dem alten Umzugskarton entdeckt hast? Bist du erschrocken? Ja, bestimmt. Aber du hast die Vergangenheit viel zu sehr in dir verdrängt, als dass du hättest wissen können, wer das Rotkäppchen auf dem Bild war.
    Und so konnte auch der böse Wolf nicht mehr als ein schwarzer Hund in deinen Träumen für dich werden.
    Nicht wahr, so ist es doch gewesen?
    Chris musste aufgefallen sein, dass dieses Buch irgendetwas bei Ellen ausgelöst hatte. Mark versuchte sich vorzustellen, wie Ellens Reaktion ausgesehen haben mochte, und plötzlich erschrak er.
    Natürlich! Warum habe ich daran nicht gleich gedacht? Jetzt weiß ich sogar, wann das passiert sein muss! Er erinnerte sich an Ellens blasses Gesicht und ihr ungewöhnlich gereiztes Verhalten, als er sie in der Kantine der Waldklinik getroffen und versucht hatte, einen Scherz zu machen. Das war am Montag vor vier Wochen gewesen. Genau eine Woche, bevor Chris zu seiner angeblichen Reise nach Australien aufgebrochen war. Damals hatte Mark gedacht, Ellen sei überarbeitet und müde, und dass die beiden höchstwahrscheinlich wieder das ganze Wochenende am Haus gewerkelt hatten, doch nun glaubte er, den wahren Grund für diese Gereiztheit zu verstehen. Ellen musste an jenem Wochenende das Buch entdeckt haben, und danach hatte es ihr keine Ruhe mehr gelassen. Zwar hatte ihr Verdrängungsmechanismus aller Wahrscheinlichkeit nach noch gut genug funktioniert, um die Ellen-Persönlichkeit aufrechtzuerhalten, aber tief in ihr hatte es bereits zu brodeln begonnen.
    Und das hatte Chris wohl damit gemeint, als er zu Axel
gesagt hatte, er müsse etwas klären. Chris musste Ellens Verwirrung bemerkt haben, und sicherlich hatte er versucht, den Grund dafür herauszufinden. Noch in derselben Woche hatte er das Buch an Alexander Eschenberg verkauft. Daran hatte sich der Antiquar erinnert, als Mark ihn befragt hatte.
    Chris hätte es auch einfach in die Mülltonne werfen können, aber Mark glaubte zu verstehen, warum er anders gehandelt hatte. Die Erklärung dazu hatte ihm eine Bemerkung des Antiquars geliefert. Eschenberg war nämlich wieder eingefallen, was Chris
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