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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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alltägliches Geschehen

    Beziehung
   du musst
Bleib so
   dich ändern
wie du bist
   war es
sagte er
   schon
am Anfang
   zu spät
als er
   
sagte
   Inge Krupp
1.1 Was führt Paare in die Trennung?
    Ehe und Familie werden auch heute noch als emotionaler Schutzraum wertgeschätzt und doch nicht mehr als zwingende Lebensform angesehen. Bedingt durch den Statusverlust der traditionellen Kernfamilie und Konkurrenz durch alternative Partnerschaftsformen werden Beziehungen heute schneller beendet als früher. Dennoch streben Frauen und Männer nach wie vor individuelles Glück und Intimität in einer Beziehung auf Augenhöhe an. Die meisten Paare heiraten in der Hoffnung, lebenslang zusammenzubleiben. Laut Scheidungsforschung haben die Paare größere Chancen, zusammen zu bleiben, die eine feste gemeinsame Einstellung zur Ehe haben, die die Ehe als »unverbrüchliche Institution« ansehen. Diese Paare erleben Untreue und Scheidung als für sie unvorstellbar. Sie sind kirchlich verheiratet, haben mindestens zwei Kinder, den gleichen Geschmack und Lebensstil sowie die gleiche politische Einstellung. Dazu akzeptieren beide Herkunftsfamilien die Verbindung, und sie leben nicht in der Großstadt. Es dürfte jedem klar sein, dass diese Paarkonstellationen kontinuierlich abnehmen.
    Auch wenn sich heutzutage Paare die »ewige Liebe« schwören, wissen sie zugleich, dass es schiefgehen könnte. Ganz im Sinne einer kurzen Passage aus dem Buch ›Alles über Sally‹ von Arno Geiger:
    »Am Anfang kann man doch noch gar nichts sagen, man geht irgendwie ins Ungewisse. Hast du ein gutes Gefühl?«, fragte er. »Jedenfalls glaube ich nicht, dass es den Wert unserer Liebe im Nachhinein schmälern würde, wenn sie irgendwann wieder aufhört.«
    Verliebte Paare tragen vorbewusst die Trennung als eine reale Möglichkeit in sich, denn jeder weiß, dass viele sich wieder trennen. Bodenmann (2010), ein Schweizer Paarforscher, hat in seinen Untersuchungen ein neues Phänomen festgestellt: Die Zufriedenheit in Partnerschaften ist relativ hoch, und trotzdem steigt die Scheidungsrate; das heißt, Paare, die an sich nicht unzufrieden sind, trennen sich bereits.
    Auch Soziologen bestätigen, dass in unserer Gesellschaft auf Dauer angelegte Zweierbeziehungen von hohen Glückserwartungen und gleichzeitig großer Instabilität geprägt sind. Gerade Frauen sind zwar freier und unabhängiger als je zuvor, sehnen sich jedoch immer noch nach Familie, Kindern und häuslichem Glück in einer Ehe oder festen Partnerschaft. Sie sind aber gleichzeitig diejenigen, die sich vermehrt trennen, weil sie mit der Kommunikation, der Zuwendung und partnerschaftlichen Unterstützung im Haushalt und Familie unzufrieden sind. Diese Frauen sind in der Regel berufstätig und der Meinung, dass auch die Männer für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mitverantwortlich sind. Die tägliche Praxis hat sie enttäuscht und viel Stress in die Beziehung transportiert. Aber auch die sogenannten »neuen Väter« , die viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, haben laut einer neuen repräsentativen Umfrage der Zeitschrift »Eltern« oft das Gefühl, weder im Beruf noch in der Familie allen gerecht werden zu können. Die Unzufriedenheit dieser Väter ist im Vergleich zu einer Umfrage im Jahr 2005 um sechs Prozent gestiegen. (Forsa 2011)
    Welche anderen Faktoren begünstigen das Ende einer Paarbeziehung? Unausgesprochener Ärger und Enttäuschungen sowie persönliche Verletzungen zehren an einer Beziehung. Auch ständige Streitereien und Schuldzuweisungen erzeugen ein Klima aggressiver Gespanntheit. Das ist bereits eine Folge davon, dass wesentliche Bedürfnisse nach Austausch, Nähe, Wertschätzung, konstruktivem Streit, Unterstützung, Zärtlichkeit und Sexualität schon länger unbefriedigt geblieben sind. Frauen nehmen in der Regel Beziehungsprobleme schneller und deutlicher wahr als Männer und leiden stärker darunter.Außenbeziehungen spielen auf beiden Seiten eine nicht unerhebliche Rolle. Auch Paare zwischen 40 und 50 weisen ein hohes Scheidungsrisiko auf. Warum? Bodenmann bezeichnet es als die »Midlife-Crisis der Partnerschaft«. Das bedeutet, dass sich häufig negative Muster in die Beziehung eingeschliffen haben und eine gewisse Ermüdung und Entfremdung die Folgen sind. Die frühere Faszination und Attraktivität des Partners verändert sich und kann gänzlich verloren gehen. Frauen und Männer in dieser Lebensphase fragen sich – besonders auch im
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