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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
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sich auf und rieb über Arme und Schultern, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen.
    »Fertig«, sagte er stöhnend. »Wartet, bis ich meine Beinfesseln gelöst habe, dann befreie ich euch.«
    Seine Gefährten atmeten erleichtert auf. Mit steifen Fingern öffnete er die Knoten der Schnüre und stand unsicher auf. Man hatte ihm ebenso wie den anderen das Dienstmesser weggenommen. Anstatt nun mühsam die Fesseln der Kollegen zu öffnen, machte er sich auf die Suche nach den Messern. Er entdeckte sie schließlich in einer Ecke runter den Aktenschränken.
    Er beugte sich nach unten, um dem ersten seiner Kollegen die Fesseln zu durchschneiden, als er einen hysterischen Schrei aus dem Raum hörte, in dem Allyn Vage gepflegt wurde. Es war eine Männerstimme – schrill vor Wut. Ihm fiel ein, daß Allyn Vage gar keine eigene Stimme besaß, sondern daß ihre Gedanken von einem Sprechkomputer übertragen wurden.
    Carr sprang hoch. »Was zum …?« Er warf einen Blick auf seine Leute. Sie lagen vollzählig am Boden.
    Die schrille Stimme sagte: »Wir haben Sie gewarnt, was geschehen würde, wenn Sie sich noch einmal einmischen! Ich werde dieses Funktionsfeld vernichten, damit Sie in Zukunft nichts mehr fühlen können!«
    Carr riß die Tür zu Allyns Raum auf. Keuchend blieb er im Eingang stehen.
    Das Klicken der Tür hatte den Eindringling verwirrt. Er drehte sich um und sah Carr an. Sein Gesicht war wutverzerrt, und aus einem Mundwinkel tropfte Speichel. Er war hager und drahtig. Außer einer Unmenge an Metallketten trug er nichts. Seine dürre Hand schwang eine Metallstange. Ganz offensichtlich wollte er Allyns Wahrnehmungsfeld vernichten.
    Allyn rührte sich nicht. Nur mühsam konnte sich Carr klarmachen, daß im Innern des formlosen Kokons ein Lebewesen auf Hilfe wartete. Durch den Sprechkomputer kam kein Laut.
    Carr war durch den Anblick des wütenden Fremden so verwirrt, daß er ihn ein paar Sekunden lang nur anstarrte. Als er sich von seinem Entsetzen erholt hatte, sprang er mit gezücktem Messer nach vorn.
    Und er traf auf keinen Widerstand. Er stolperte und stürzte zu Boden.
    Einen Augenblick zweifelte er an seinem Verstand. Dann, als er sich mühsam aufrichtete, erwachte der Sprechkomputer zu Leben.
    »Haben Sie ihn gesehen?« fragte die leise Stimme.
    »Was? Ja, ich habe ihn gesehen.« Carr streckte sich und warf einen Blick auf die Maske, die Allyns Gesicht bedeckte. »Aber er verschwand. Er löste sich in Luft auf, als ich ihn angreifen wollte. Wer zum Kuckuck war er überhaupt?«
    »Hören Sie jetzt genau zu, was ich Ihnen sage«, erklärte Allyn. »Prägen Sie sich jedes Wort ein. Dann verständigen Sie Manuel Clostrides vom Markt. Lassen Sie mir einen Mann als Wachtposten da. Es gibt noch mehr Leute wie diesen Fremden, und sie können gehen und kommen, wie es ihnen gefällt. Sie wandern zwischen den Tacket-Welten hin und her, ohne Portale zu benutzen.«
    »Dann hat der Tacket-Detektor doch angeschlagen!«
    »Möglich. Nun hören Sie zu. Sagen Sie Clostrides, daß er unter keinen Umständen Lancherys Angriff aufhalten soll.
    Unter keinen Umständen! Und wenn er den Grund wissen will, dann sagen Sie ihm folgendes …«

 
18
     
    Am Himmel zeichnete sich die Morgendämmerung ab. Das große Büro im obersten Stockwerk Des Marktes war ständig voll von Menschen. Alle Augenblicke flammte der Kommunikatorschirm auf. Inmitten des Chaos saß Manuel Clostrides. Seinen Zügen merkte man die Müdigkeit an, aber seine Stimme klang immer noch hart und befehlend.
    »Von Dewitt Yorell, Herr«, sagte ein Bote und reichte ihm einen Funkstreifen. »Er möchte wissen, weshalb der Angriff verschoben wird.«
    »Immer noch keine Bestätigung Ihrer Botschaft an Lanchery, Herr«, sagte ein zweiter Bote knapp und verließ das Büro wieder.
    »Von Dr. Knard, Herr«, erklärte ein dritter und reichte ihm ein Blatt mit rätselhaften Zahlen. »Er hat die Koordination von Akkilmar aus Erlkings Gedächtnis geholt.«
    Rasch warf Clostrides einen Blick auf die Zahlen. »Wir haben Glück«, sagte er. »Yorell hat nur ein paar Meilen von dem Punkt entfernt ein Portal. Vielleicht können wir die Invasionsmacht dort durchschleusen. Aber welche Streitkräfte setze ich ein, wenn die Direktoren nicht mitmachen?«
    Jockey Hole saß unauffällig in einer Ecke des Büros. »Was gibt es, Herr?« fragte er leise.
    Clostrides zuckte mit den Schultern. »Die Angestellten Des Marktes werden mit der Invasion nicht fertig, das ist alles. Ich habe die
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