Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
nicht die Art besaß, die man in diesem Beruf brauchte, und so hatte er es nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Daher dachte er jetzt vage an komplizierte Geschäftsvorgänge, die Lyken in Bewegung setzte.
    Er wartete geduldig, bis Lyken fertig war.
    Plötzlich ruhten scharfe, durchdringende Augen auf seinem Gesicht. Eine spröde, uninteressierte Stimme fragte: »Was wissen Sie von Akkilmar?«
    »Wo und was es ist«, erwiderte Nevada sofort. Es war zumindest eine halbe Lüge. Erlkings Gehirn hatte wenig mehr als den Namen und die Andeutung von Wichtigkeit preisgegeben. Aber Nevada hatte seine Zukunft auf diese Dinge gesetzt; er mußte noch eine Weile bluffen.
    »Ich verstehe.« Lykens Tonfall war brüsk. »Was wollen Sie?«
    »Einen Zufluchtsort«, sagte Nevada ruhig. »Ich werde jetzt seit ein paar Monaten vom Vize-Polizeichef des Ostviertels gejagt – wegen eines Mordversuchs an meiner Frau. Sagt er. Sagt sie. Ich habe es nicht getan. Man erzählte mir, daß niemand mich verfolgen würde, wenn ich erst einmal auf Konzessionsterritorium wäre.«
    »Das stimmt«, sagte Lyken. »Und …?«
    »Ich möchte mich für ein halbes Jahr in Ihrem Gebiet aufhalten. Ich kann irgend etwas Nützliches tun. Und ich bin bereit, für den Gefallen zu zahlen.«
    »Wieviel?«
    »Eine halbe Million«, sagte er. Soviel würde er aufbringen.
    »Wann?«
    »Noch heute, wenn Sie wollen.«
    »Einverstanden«, sagte Lyken, und ein schwaches Lächeln huschte über seine Züge. Er schob das Wandpaneel wieder zurück und erteilte von neuem Befehle an einen unsichtbaren Gesprächspartner.
    Das Blut auf Nevadas Gesicht war getrocknet. Er wischte es mit einem Taschentuch ab und lehnte sich erschöpft zurück.

 
4
     
    Curdy Wence stand in der vordersten Reihe der Zuschauer, als Nevada in Lykens Kreuzer gebracht wurde. Er war siebzehn Jahre alt, ohne Status geboren, aber fest entschlossen, es zu etwas Höherem zu bringen und sehr beherrscht – so beherrscht, wie es sich die Slum-Jungen nur wünschen konnten. Und er war auf dem Weg nach oben.
    Bis jetzt war die Arbeit für Jockey Hole die einzige Möglichkeit, voranzukommen. Und diese Arbeit konnte er nicht regelmäßig ausüben. Aber wenn man seine Sache verstand, konnte man gut dabei verdienen. Curdy Wence verdiente sehr gut. Er war ein Glückspilz. Deshalb stand auch er und kein anderer von Jockeys Spitzeln genau zu dieser Zeit an genau dieser Stelle.
    Es gab Dutzende wie ihn, die sich versammelt hatten, um Lykens Abfahrt zu beobachten – Slum-Jungen mit goldenen, braunen oder grünen Jacken, mit wattierten Schultern, chromverzierten hohen Stiefeln und gefärbten Haaren. Ihre Bewegungen täuschten gewaltige Kraftreserven vor. Einige von ihnen waren tatsächlich stark. Nicht viele waren so beherrscht wie Curdy. Nur das Denken zählte. Jeder wußte, daß für Jockey Hole Leute arbeiteten, die ihn mit einer Hand erdrücken konnten – aber dennoch führten sie Jockeys Befehle aus. So eine Stellung wollte auch Curdy erreichen. Er war fest dazu entschlossen.
    Aber nun zu diesem kleinen Erlebnis. Ein krummes Ding, ganz sicher.
    Die Erregung legte sich allmählich; Lykens großer Kreuzer summte über die Kolumbus-Avenue, auf den Stützpunkt des Handelsfürsten zu. Curdy wartete, trat von einem Bein auf das andere und kaute einen Tranqui-Gummi. Jeder wußte, daß Jockey Hole seine jetzige Stellung nur erlangt hatte, weil er so beherrscht war. Er regte sich niemals auf. Vielleicht war es bei ihm eine Charaktereigenschaft. Vielleicht auch nicht. Curdy war der Meinung, daß Jockey wie alle anderen Leute Beruhigungsmittel benutzte.
    Während er wartete, ließ er sich das eben Gehörte noch einmal durch den Kopf gehen. Hatte der Schläger etwas damit zu tun? Curdy kannte ihn vom Sehen und hatte allerlei über ihn gehört. Ein Dickschädel, hieß es. Dumm wie Bohnenstroh. Wahrscheinlich hatte er nur insofern damit zu tun, als ihm der Leibwächter Lykens den Schlagstock über den Schädel gezogen hatte. Noch eines gab es zu bedenken: Breaker Bolden kannte keine andere Sprache als die der Fäuste. Curdy konnte sich auch verteidigen. Die meisten Slum-Jungen hatten das gelernt. Der Unterschied war, daß ein Schläger wie Breaker Bolden gar keine Lust hatte, sich zu verteidigen. Er griff nur andere an.
    »Lyken! Denken Sie an Akkilmar!«
    Es mußte etwas bedeuten. Wenigstens für Lyken. Curdy holte seinen Schlagstock aus dem Geheimfutteral im Stiefel und bog ihn. Jockey würde das sicher gern erfahren.
    Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher