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Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Titel: Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
Autoren: Brigitte Bücker
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begrüßte sie ihr Vater etwas schnippisch. Er hatte offensichtlich schlechte Laune. Irgendetwas lag in der Luft, das spürte sie.
    Sie ging ins Bad und wusch sich die Hände. Als sie sich an ihren Platz setzte, lag ein Zettel auf ihrem Teller. Es war das Informationsblatt zur Klassenfahrt, das Karos Klassenlehrerin allen Schülern vor den Ferien mitgegeben hatte. Vermutlich hatte ihre Mutter es in ihrem Schulrucksack gefunden. Karo sah ihre Mutter schuldbewusst an.
    »Ich hab vorhin zufällig Frau Krieger beim Einkaufen getroffen«, fing ihre Mutter an, und ihre Stimmlage ließ nichts Gutes erahnen. »Sie hat gefragt, ob du dich schon aufs Segeln freuen würdest und wie froh sie sei, dass wir nun auch endlich den Betrag überwiesen hätten.«
    Sie machte eine kleine Pause, und Karo wusste nur zu gut, dass diese Pause dazu diente, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren und aus der Haut zu fahren.
    »Sag, mal, kannst du dir eigentlich vorstellen, wie unendlich dämlich ich mir vorgekommen bin? Wie blöde steh ich vor deiner Klassenlehrerin und weiß von nichts! Was hast du dir nur dabei gedacht, Karoline? Warum hast du uns denn nichts erzählt?«
    »Und wer hat, bitte schön, die zweihundert Euro überwiesen?«, schaltete sich jetzt ihr Vater ein.
    Karo schluckte. Verdammter Mist! Eigentlich hatte sie es ihren Eltern schon längst sagen wollen. Irgendwie hatte sie den richtigen Zeitpunkt verpasst. Verflixt, warum musste die blöde Krieger auch im selben Laden einkaufen wie ihre Mutter?
    »Ich hab das Geld eingezahlt«, gab Karo kleinlaut zu.
    »Du?«, rief ihr Vater überrascht. »Woher hast du denn so viel Geld?«
    »Mit unserer Plattenkopiererei verdient«, erklärte Karo. »Ich weiß doch, wie wenig Geld wir haben. Und da wollte ich selbst was verdienen und …«
    »Ich fass es nicht!«, schimpfte Karos Vater aufgebracht. »So weit ist es jetzt schon gekommen, dass meine knapp dreizehnjährige Tochter arbeiten gehen muss, um sich das Geld für ihre Klassenfahrt selbst zu verdienen. Kinderarbeit!« Er raufte sich stöhnend die Haare, stand auf und sagte im Gehen: »Ich glaub, ich muss noch mal in die Firma fahren. Das muss ich jetzt erst mal verarbeiten.«
    »Martin!«, flehte Karos Mutter verzweifelt. »Jetzt bleib hier und flüchte nicht schon wieder in dein Büro.«
    Es war seine Art, sich immer, wenn es gar zu dicke kam, in sein Büro zu verdrücken, um dort in Ruhe alles zu überdenken oder die Probleme einfach kurzerhand in Arbeit zu ersticken.
    »Mensch, Karoline! Das ist echt ein Hammer!«, sagte ihre Mutter, als ihr Vater gegangen war. Sie wusste immer noch nicht, was sie dazu sagen sollte.
    »Habt ihr denn mit eurer Plattenaktion so viel Geld verdient?«
    Karo nickte. Sie musste ihr ja nicht gleich auf die Nase binden, dass die anderen ihr noch einen Teil des Geldes geliehen hatten. Das würde sie schon noch selbst zusammenkriegen, wenn es mit den Aufträgen in Parzelle 4 so gut weiterlief.
    »Eigentlich bin ich ganz schön sauer auf dich«, brummte ihre Mutter und rührte in ihrer Teetasse. »Also so was von sauer …«
    Jetzt war es besser, nichts zu sagen, das wusste Karo aus Erfahrung. Stattdessen senkte sie den Kopf noch etwas mehr und blickte schuldbewusst und reumütig. Manchmal glaubte Mama, aus pädagogischen Gründen hart bleiben zu müssen, obwohl sie ihr im Herzen längst verziehen hatte.
    Schließlich aber siegte das Herz, und sie zog Karo einfach zu sich auf den Schoß und drückte sie ganz fest an sich.
    Karo merkte, wie gut es ihr tat, mal wieder mit ihrer Mutter zu kuscheln und von ihr gehalten zu werden wie ein Baby. Das hatten sie schon so lange nicht mehr gemacht. Warum eigentlich? Vielleicht, weil sie so viel mit Parzelle 4 beschäftigt gewesen war. Oder etwa auch wegen Devin?
    »Mama«, begann sie zögernd, »da ist noch etwas, was ich dir sagen muss.«
    Ihre Mutter blickte ihr ernst und erwartungsvoll in die Augen. Jetzt schien sie wirklich auf alles gefasst zu sein.
    »Ich … ich hab einen Freund. Ich meine, ich glaube, ich hab mich verliebt.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, antwortete ihre Mutter. »Ist es dieser neue Junge, dieser Devin, der jetzt auch bei euch im Garten mitmacht?«
    »Wieso weißt du das denn schon wieder?«
    Ihre Mutter zuckte die Achseln.
    »Mutterinstinkt eben.«
    »Aha!« Karo sah sie von der Seite an und dachte, dass das ja mal wieder typisch war. Immer wusste Mama alles schon.
    »Sag mal, Karoline …«
    »Frag mich jetzt bitte nicht, was seine
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