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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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nicht?“ fragte er ruhig. „Es ist ein wertvolles Anwesen.“
    „Es ist dein Heim!“
    „In den vergangenen zwei Jahren war es das nicht.“ Sein Blick ruhte auf ihren geröteten Wangen. „Und Abwesenheit vertieft nicht immer die Liebe.“
    „Verstehe.“
    „Das bezweifle ich“, entgegnete er knapp. „Es braucht dich auch nicht zu interessieren – abgesehen von deinem Anteil am Verkaufserlös, der dir nach dem Scheidungsurteil zusteht.“
    Joanna traute ihren Ohren kaum. „Glaubst du wirklich, ich würde Blutgeld annehmen?“
    „Darüber sollten sich unsere Anwälte einigen. Außerdem ist es kein Blutgeld. Ich habe niemanden dafür getötet.“
    „Du zerstörst das Haus und verwandelst es in etwas, wofür es nie bestimmt war. Du reißt das Herz aus einem Familienheim und aus allen, die dort gearbeitet haben.“
    „Gütiger Himmel, Joanna. So viel Inbrunst. Du solltest in die Politik gehen.“
    „Und du solltest vielleicht zur Hölle gehen.“ Sie stellte einen Fuß in den Steigbügel, schwang sich auf Nutkins Rücken und ritt los.
    Joanna hörte Gabriel rufen, sie möge auf ihn warten, aber sie achtete nicht darauf und ließ das Pferd laufen. Sie brauchte Abstand, um nachzudenken. Das Manor brauche sie nicht mehr zu interessieren, hatte er gesagt. Es sei nicht länger ihr Haus. Ihr Heim. Unterschiedliche Ansichten. Unterschiedliche Leben.
    Nutkin war stark und trug sie mühelos. „Du und ich gegen die Welt“, rief sie ihm zu. Sie wollte lachen, doch ihr Lachen erstarb und verwandelte sich in Schluchzen.
    Sie näherten sich der Einsiedelei. Es wurde Zeit, Nutkin zu zügeln und umzukehren. Joanna blickte über die Schulter zurück, aber Gabriel war nicht einmal in Sicht.
    Als sie sich wieder umwandte, bemerkte sie es. Direkt vor ihnen. Etwas Weißes wirbelte, vom Wind hochgerissen, zwischen den Felsen. In derselben Sekunde merkte sie, dass auch der Wallach es sah. Spürte, wie er die Muskeln spannte, und hörte ihn panisch wiehern, als er sich aufbäumte.
    Der Boden kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu. Joanna stürzte.

11. KAPITEL
    Gesichter … Mal klar, mal verschwommen. Manche konnte sie benennen, andere nicht. Stimmen, die wie durch einen dichten Nebel an ihr Ohr drangen. Satzfetzen … „Leichte Gehirnerschütterung …“ und „… nichts gebrochen.“
    Nichtsdestotrotz fühlte sich ihr Körper selbst auf dem weichen Bett wie ein einziger gigantischer Bluterguss an.
    Joanna zwang sich, die Augen zu öffnen, und suchte ein ganz spezielles Gesicht. Sie sah es direkt über ihr, und es war aschfahl vor Schock. Sie wollte es umfassen und das Entsetzen aus seinen Augen fortküssen, aber sie durfte es nicht. Dieser Mann gehörte ihr nicht mehr. Sie durfte ihm nicht einmal ihre Liebe gestehen und versprechen, dass alles gut würde.
    Stattdessen wisperte sie mit matter Stimme: „Du darfst Nutkin nicht die Schuld geben. Es war nicht sein Fehler.“
    „Du hättest sterben können, Joanna, und alles, woran du denkst, ist dieser verdammte Gaul!“
    Der Arzt unterbrach sie mit dem Hinweis, Joanna brauche jetzt Ruhe. Er schlug vor, sie ins nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren, um ihre Pflege zu gewährleisten.
    „Nein“, entgegnete sie mit allem Nachdruck, dessen sie fähig war. „Nein, danke. Ich will hier bleiben. Mir geht es gut.“
    Der Gedanke, fortgebracht zu werden – und sei es zu ihrem eigenen Besten –, war ihr unerträglich. Außerdem warnte sie eine innere Stimme, dass sie nie zurückkehren würde, wenn sie das Haus einmal verlassen hätte.
    Die Köpfe zogen sich zurück. Die Stimmen verstummten, und Joanna war allein mit ihrem Schmerz. Sie schluckte die Tabletten, die der Arzt auf dem Nachttisch deponiert hatte, und sank wieder in die Kissen.
    Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte von donnernden Hufen, dem Wind auf ihrem Gesicht und dem sich bauschenden weißen Etwas, das allem ein so dramatisches Ende bereitet hatte. Weißer Stoff umwehte sie, legte sich auf ihr Gesicht, so dass sie weder sehen noch atmen konnte …
    Mit einem leisen Aufschrei setzte sie sich auf. Ihr gemarterter Körper protestierte gegen die abrupte Bewegung. Was war es? fragte sie sich. Was, um alles in der Welt, mochte es gewesen sein.
    „Du bist also wach.“ Cynthia stand an der Tür. Sie trug ein dunkelrotes Wollkleid, dessen Kragen und Manschetten mit Pelz eingefasst waren. Ihre Lippen und Nägel waren in der gleichen Farbe angemalt. Sie glich einer exotischen, aber
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