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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote
Autoren: Tad Williams
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der grölenden, grapschenden Großen hindurch und rettete sich in den Raum, wo Goldpfote zusammengerollt lag und schlief. »Goldpfote!«, rief er und stieß sie an. »Wach auf! Wir müssen diesen Platz verlassen!«
    Die
Fela
gähnte, streckte sich und blickte ihn verwundert an. »Wovon sprichst du, Traumjäger? Weggehen? Warum?«
    »Dieser Platz ist nicht das Richtige für uns«, sagte er erregt.»Die Großen packen uns und tragen uns, sie füttern uns und streicheln uns … zum Umherrennen ist hier kein Raum!«
    »Du redest nichts als Unsinn«, sagte sie kühl. »Wir werden sehr gut behandelt.«
    »Sie behandeln uns wie Katzenkinder. Das ist kein Leben für einen Jäger. Da hätte ich ebenso gut das Nest meiner Mutter Graswiege nie zu verlassen brauchen!«
    »Du hast recht«, sagte Goldpfote. »Du hast recht, weil du dich wie ein aufgeregtes Neugeborenes benimmst. Was meinst du mit ›verlassen‹? Warum sollte ich woanders hingehen?«
    »Wir können uns in einer Schale verstecken, wie ich es damals gemacht habe. Wir können uns wegschleichen und in den Wald zurückkehren oder in die Marschen … wohin du willst«, sagte Fritti verzweifelt. »Wir können laufen, wo und wann wir wollen. Wir können eine Familie aufziehen.«
    »Oho, eine Familie, ist es das?«, sagte sie. »Das kannst du dir auf der Stelle aus dem Kopf schlagen. Ich habe von deinem Schnurren und Schnüffeln mehr als genug, Himmeltanz weiß es. Ich habe dir schon gesagt, dass ich an dieser Art von Vergnügen nicht das geringste Interesse habe. Ich bin bestürzt zu sehen, wie lächerlich du dich benimmst. Der Wald! Wie schön! Blätter und wer weiß was im Fell und tagelang nichts zu essen!
Visl
und
Garrin
und … Harar weiß, was sonst noch alles! Nein, vielen Dank!«
    Als sie den verletzten, erschrockenen Ausdruck in Frittis Gesicht sah, wurde ihre Miene weicher. »Hör zu, lieber Traumjäger«, sagte sie. »Du bist mein Freund, und ich glaube, dass du etwas ganz Besonderes bist. Ich glaube, du bist bloß aufgebracht. Es stimmt, die Großen können manchmal wirklich laut und erschreckend sein. Halte dich einfach von ihnen fern, und am nächsten Tag wird wieder alles so friedlich und ruhig sein wie zuvor.« Sie rieb sein Maul mit ihrer Nase. »Geh jetzt einfach schlafen. Später wirst du einsehen, dass dies alles sehr töricht war.« Sie legte ihren Kopf nieder und schloss die Augen.
    Fritti saß da und starrte ins Leere. Warum versteht sie mich nicht, fragte er sich verwundert. Irgendetwas ist falsch hier, ich fühle es.
    Aber was war es? Warum hatte er, genau wie damals unter der Erde, das Gefühl, in der Falle zu sitzen?
    Goldpfote fiepte im Schlaf und spreizte ihre Krallen.
    Ich müsste eigentlich glücklich sein, dachte er. Die Sehnsucht meines Herzens war, Goldpfote zu finden … war es nicht so? Fürst Feuertatze hat gesagt, ich würde die Sehnsucht meines Herzens in Villa-on-Mar finden, hier … Langsam ging Traumjäger zum offenen Fenster und sprang auf das Sims. Das große Licht des Hügels über der Behausung warf seinen hellen Strahl über die dunklen Wasser der
Qu’cef
. Die Luft war warm und erfüllt von den Gerüchen wachsender Dinge.
     
    Als das Schalen-Ding gegen das Ufer stieß, kroch Fritti aus seinem Versteck hervor. Er sprang an den verblüfften Großen vorbei aus der Schale und auf den kiesigen Strand. Die
M’an
-Schar stieß Rufe der Überraschung aus. Mit einem Schnipsen seines orangefarbenen Schwanzes flog er den Hang hinauf und in die Wiesen, über denen hell das Auge strahlte.
     
    Er stand auf einem grasigen Hügel und dachte an all die Dinge, die er tun würde. Raschkralle wartete in Erstheim auf ihn. Er musste ihn wiedersehen. Und natürlich seine Freunde vom Mauertreff. Welche Geschichten er zu erzählen hatte! So viele Plätze musste er noch kennenlernen!
    Und natürlich Dachschatten. Firsa Dachschatten, schlank und dunkel wie ein Schatten …
    Ein Nachtvogel trillerte. Die Welt war so groß, und der Nachthimmel floss über von schimmerndem Licht.
    Wie ein Feuer, wie ein Stern, der in seinem Herzen und in seinem Kopf gebrannt hatte, kam es über ihn. Er verstand. Er lachteund hüpfte, und dann lachte er wieder. Er sprang und wirbelte auf der Kuppe des Hügels herum, und seine Stimme erhob sich zu einem Freudenlied.
    Als Traumjäger seinen Tanz beendet hatte, sprang er den Hang hinab und rannte singend in die Felder. Sein Schwanz wehte hinter ihm. Tiefklars Auge sah gelassen zu, wie seine helle Gestalt in den hohen
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