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Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Titel: Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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hörte, würde man sich nichts dabei denken. Man würde davon ausgehen, dass sie ihren Urlaub verlängert hatte. Eine Zeit lang würde man das Geschäft, das sie zwei Jahre zuvor gegründet hatte, weiterführen wie bisher. Doch all das wurde immer nebensächlicher, je deutlicher ihre prekäre Lage in ihr Bewusstsein einsickerte.
    Sie saß auf dem Boot fest. Zumindest für diese Nacht. Vermutlich gab es irgendwo ein Rettungsboot, aber sie war nicht so dumm oder unvernünftig, die Fünfzehnmeter-Jacht mitten in der Nacht zu verlassen und in ein Schlauchboot umzusteigen. Nicht einmal, wenn dieser Wahnsinnige da war. Sie saß fest, und sie konnte nicht das Geringste daran ändern. Zum ersten Mal in dieser Nacht fühlte sie sich völlig hilflos. Sie war der Meeresströmung und einem Piraten ausgeliefert.
     
    Lola erwachte, als die Sonne wärmend auf ihre linke Wange schien. Im ersten Augenblick wusste sie nicht, wo sie war, und wäre beinahe von der Sitzbank gefallen. Sie öffnete die Augen, die von der grellen karibischen Sonne geblendet wurden, und drehte sich auf den Rücken. Verwirrt schloss sie die Augen noch einmal für einen Moment, bevor die Geschehnisse mit entsetzlicher Wucht wieder auf sie einstürmten. Angst und Hilflosigkeit breiteten sich in ihrer Magengrube aus, und sie richtete sich mit einem Ruck auf. Sie sah auf ihre Bluse hinunter, die sich um ihre Taille gewickelt hatte, und auf das Wolltuch, das eines ihrer nackten Beine bedeckte.
    Dann glitt ihr Blick durch die offene Tür zur Kombüse, während sie sich aufrecht hinsetzte und sich das rote Kaschmirtuch um die Hüften schlang. Ihre Taschenlampe lag auf der Bank, das Messer jedoch war verschwunden. Suchend blickte sie sich nach Baby um, sah ihn aber nirgends. Auch Max konnte sie nicht sehen, wohl aber hören.
    »Verdammt!«, schimpfte er von der Brücke her. Eine Mischung aus englischen und spanischen Flüchen würzte die stille Morgenluft. Lola verstand kein Spanisch, was in diesem Fall wohl auch nicht nötig war. Seiner Tirade folgte eine Reihe dumpfer Schläge, als würde er mit einem Hammer auf Holz eindreschen.
    Lola stand auf und schlüpfte in die Kombüse. Die Morgensonne ergoss ihr Licht durch die getönten Scheiben, und sie fand ihre Louis-Vuitton-Handtasche so auf dem Tisch, wie sie sie am Vorabend vorgefunden hatte, als sie auf der Suche nach einer Waffe hereingekommen war – der gesamte Inhalt lag verstreut herum.
    Das Hämmern hörte nicht auf, und Lola verdrehte die Augen. Der Typ hatte sie nicht nur entführt, nein, er hatte auch noch ihre Sachen durchwühlt. In dem Durcheinander auf dem Tisch fand sie eine Sicherheitsnadel und befestigte damit das Wolltuch über der linken Hüfte. Dann löste sie ihr Haar aus der Hochfrisur der vergangenen Nacht, griff nach ihrer Bürste und packte ihre Habseligkeiten zurück in die Tasche.
    Während sie ihr Haar bürstete, durchquerte sie den Salon, betrat die Passagierkajüte und pfiff leise nach Baby. Lichtflecken tanzten auf der zerwühlten Bettdecke und dem blauen Teppich.
    Lola warf einen Blick in die große Kajüte und in das Badezimmer mit der großen Badewanne und den blitzenden Messingarmaturen. Im Schrank stieß sie auf ein paar mit Palmen und Flamingos bedruckte Männerhemden sowie einige tropische
Sommerkleider auf den Bügeln, aber auch hier war keine Spur von ihrem Hund.
    Auf dem Rückweg durch den Salon warf sie die Bürste auf das Sofa. Da Baby nicht unter Deck war, musste er wohl draußen sein, und wenn nicht … Sie wurde von einem abschließenden Hammerschlag aus ihren Gedanken gerissen und lief zum Achterdeck. Wenn er ihrem Hund etwas angetan hatte, würde sie ihn umbringen.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief sie die Treppe zur Brücke hinauf, doch der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Bei Tageslicht sah der Bug noch viel schlimmer aus als in der Nacht – schwarz und zerschmolzen, und in der Mitte klaffte ein großes Loch. Baby saß mitten auf dem Deck, so starr, als wäre er ausgestopft, und fixierte den Feind, der mit dem Rücken ans Schanzdeck gelehnt dasaß, die Beine in den schwarzen Stiefeln gespreizt, die Unterarme auf die Knie gelegt, eine Brechstange locker in der einen Hand.
    Dass Baby Doll dem Drang nicht widerstehen konnte, es stets mit dem größten Hund aufzunehmen, war eine traurige Tatsache, die sich durch sein gesamtes Leben zog. Größe oder Rasse spielten keine Rolle. Augenscheinlich war er entschlossen, sich mit
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