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Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Titel: Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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fünfundzwanzig Pfund auf, die sie seit ihrem Rückzug aus dem Modelgeschäft zugelegt hatte, und der Begriff schwergewichtig gehörte dabei mittlerweile noch zu den charmantesten Formulierungen. Am verhasstesten war ihr der Name Die üppige Lola . Sie versuchte, sich von dessen Umschreibungen nicht kränken zu lassen, aber tief im Inneren trafen sie sie doch.
    Sie war nicht dick, und sie war auch nicht untergetaucht. Sie befand sich in einem dringend nötigen Urlaub zur geistigen Gesundung. Auf einer privaten Insel der Bahamas, um sich auszuruhen . Aber nach zwei Tagen des Ausruhens langweilte sie sich zu Tode und war im Begriff, völlig durchzudrehen. Das Leben lag vor ihr; sie hatte ein Geschäft zu führen. Und inzwischen war sie dank der warmen Sonne und der frischen
Luft hübsch gebräunt, vollkommen klar im Kopf und mit einem neuen Plan vor Augen.
    Vermutlich waren ein guter Privatdetektiv und ein paar ans Tageslicht gezerrte Leichen in Sams Keller alles, was sie brauchte, um ihn zum Zurückziehen seiner Website zu zwingen. Sam hatte in geschäftlicher Hinsicht keine ganz weiße Weste, sodass sich zweifellos eine ganze Menge finden ließ, womit sie ihn erpressen konnte. Es war so einfach, dass sie gar nicht verstand, wieso sie nicht schon früher auf die Idee gekommen war.
    Sobald sie wieder zu Hause war, konnte Sam der Mistkerl was erleben.

1. KAPITEL
    Max Zamora wurde allmählich zu alt, um noch Superman zu spielen. Adrenalin schoss durch seine Adern und bewirkte, dass sich die feinen Haare auf seinen Armen aufrichteten, doch konnte es nicht den glühenden Schmerz vertreiben, der in seine Rippen fuhr und ihm die Luft aus den Lungen presste. Mit seinen sechsunddreißig Jahren empfand er den Schmerz, den die Rettung der Welt ihm einbrachte, entschieden stärker als früher.
    Er atmete tief und regelmäßig, um den Schmerz und die drohende Übelkeit unter Kontrolle zu bringen. Über das Hämmern in seinem Kopf hinweg lauschte er auf die Geräusche der Touristen und Taxis, der Inselmusik und der Wellen an den Docks. Er hörte nichts Außergewöhnliches in der feuchten Nachtluft, aber Max wusste, dass sie da draußen lauerten. Irgendwo. Ihn suchten. Wenn sie ihn erwischten, würden sie nicht zögern, ihn umzulegen, und dieses Mal würde es ihnen gelingen.
    Die Lichter des Atlantis Casino tauchten den Jachthafen in verschwommenes Licht, und für den Bruchteil einer Sekunde sah er klar, dann wieder doppelt, was ihn beim Auftauchen aus den Schatten aus dem Gleichgewicht brachte. Die Sohlen seiner Kampfstiefel verursachten kein Geräusch, als er auf die Jacht am Ende des Docks kletterte. Blut aus seiner aufgeplatzten Unterlippe rann über sein Kinn auf das schwarze T-Shirt. Sobald der Adrenalinstoß verebbte, würde er gehörige Schmerzen haben, doch vorher wollte er längst auf halbem
Weg nach Florida sein, weg von der Hölle, durch die er auf Paradise Island gegangen war.
    Max tastete sich bis zu der dunklen Kombüse vor und durchsuchte die Schubladen. Er stieß auf ein Fischmesser, zog es aus der Scheide und prüfte mit dem Daumen die scharfe Klinge. Mondschein sickerte durch die Plexiglas-Oberlichter der Jacht und beleuchtete das tintenschwarze Innere.
    Er machte sich nicht die Mühe, die Jacht zu durchsuchen. Viel konnte er ohnehin nicht erkennen, und er würde sich hüten, das Licht einzuschalten und dadurch das Risiko einzugehen, gesehen zu werden. Das Besteck klapperte in der Schublade, als Max sie mit einem Ruck zuschob. Falls die Besitzer an Bord waren, hatte er inzwischen wohl genug Lärm gemacht, um sie zu wecken. Und falls doch plötzlich jemand aus der Dunkelheit auftauchen sollte, musste er eben auf Plan B zurückgreifen. Das Problem dabei war nur, dass er keinen Plan B hatte. Vor einer Stunde schon hatte er seine letzten Notfallstrategien zum Einsatz gebracht, und nun ließ er sich nur noch von seinem Instinkt und dem Überlebenswillen leiten. Wenn dieser letzte verzweifelte Versuch fehlschlug, war er ein toter Mann. Max hatte keine Angst vor dem Tod, gönnte aber auch niemandem das Vergnügen, ihn um die Ecke zu bringen.
    Als sich niemand blicken ließ, tastete er sich zurück nach draußen und kappte rasch die Leinen, ehe er die Treppe zur Brücke hinaufstieg. Einige Sekunden lang klärte sich sein Blick, und er erkannte, dass die Brücke ein Segeltuchdach und mit Plastik verschalte Fenster hatte. Im Schatten neben dem Kapitänssessel ging er in die Knie. Wieder sah er doppelt und verschwommen.
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