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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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aufhören, gegen uns zu arbeiten. Uns bleibt keine Zeit mehr.«
    »Hör auf
damit! Du wirst sie umbringen! Genauso wie du Arthur umgebracht hast!« Tränen rannen
ihr über das Gesicht. »Ich weiß, dass er bei dir war.« Sie schüttelte den Kopf.
Dann zischte sie: »Scher dich zum Teufel, Guido.«
    Volltreffer.
    Ich berührte
ihren Arm. »Martha ist nicht länger sicher. Diese Leute sind ihr auf den Fersen.
Und sie werden sie töten, wenn sie in die Finger bekommen, wonach wir gerade suchen.
Bitte. Helfen Sie uns, es zu finden. Bevor es die anderen tun.«
    Die Tränen
rannen ihre Wangen hinunter. Sie zitterte am ganzen Leib. »Ich kann das nicht mehr«,
schluchzte sie.
    »Wie war
ihr Name?«, wiederholte ich Brüllings Frage.
    Sie stotterte.
»Margot. Margot Brauckmann.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Ihr Mascara
zog sich in zähen schwarzen Schlieren quer über ihr Gesicht. »Sie liebte es zu tanzen
und die Kinder nannten sie Omi Samba. Dabei tanzte sie keinen Samba. Sie liebte
Foxtrott.«
    »Woran ist
sie gestorben?«
    »Lungenentzündung«,
sagte sie. »Sie war einfach alt.«
    »Hat sie
ein Testament aufgesetzt?«, fragte Brülling. »Hat sie Martha irgendetwas hinterlassen?«
    »Nein.«
    »Was ist
mit ihrem Grab? Wo wurde sie bestattet?«, fragte ich.
    »Warum zum
Teufel sollte das von Bedeutung sein?«
    Auch Brülling
sah zu mir herüber.
    Ich hob
die Schultern. »Vielleicht ist es an ihrem Grab.«
    »Das ergäbe
keinen Sinn. Das Material muss im Falle ihres Todes einen Nachlassverwalter erreichen.«
    »Im Falle
ihres Todes?«, wiederholte Ilona.
    Ich fragte
sie noch einmal.
    Sie zögerte.
»Ihre Urne ist in Düsseldorf. Im Kolumbarium.«
    »Im was ?«
    »Ein Kolumbarium
ist ein Verwahrort für Urnen«, erklärte Brülling. »Eine Art Schranksystem mit Schließfächern.«
    »Und wie
kommt man an so ein Schließfach?«
    »Man erwirbt
es.«
    »Und man
hat jederzeit Zugang dazu?«
    »Ich weiß
nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    Der Alkohol
kribbelte in meinen Fingern.
    Guido Brülling
wurde ähnlich nervös. Sein Stock klackerte gegen den Fußboden. »Was kostet so ein
Urnenplatz?«
    »Um die
7.500 Euro«, sagte sie.
    Gemeinsam
pfiffen Brülling und ich durch die Zähne.
    »Ich habe
ihr Geld geliehen«, sagte dann Ilona sofort. Ihr schien es wie Schuppen von den
Augen zu fallen.
    Wir glotzten
sie an.
    »Wo genau
ist dieses Kolumbarium?«
     
     
    Das Haus des Friedhofsverwalters
Arno Müller war schmal und abseits jedes Düsseldorfer Luxus. Die Straßen waren ähnlich
abgebrochen wie in Bochum, die Bürgersteige waren mit Mülltonnen und schrottigen
Fahrrädern zugestellt. Ein türkisches Ehepaar stritt lauthals auf der anderen Straßenseite.
Es wurde von vier Kindern umsäumt, die eifrig zwischen den Erwachsenen herumwuselten.
Ihre Sprünge waren unberechenbar, sodass sich ein Fahrradfahrer nach unzähligem
Geklingel schließlich dazu entschied, einfach auf der Straße weiterzufahren. Der
Bürgersteig jedoch war hoch und der Fahrradreifen bretterte mit einem ungesunden
Knallen den Asphalt herunter.
    Brülling
blieb vor der Hausnummer 65 stehen. Er drückte auf die Klingel und ein Mann in den
Fünfzigern öffnete die Tür. Er trug einen teerfarbenen Nicki-Hausanzug mit Kordeln
und Kängurutaschen. Aus den Hosenbeinen ragten Füße in weißen Socken und Birkenstocks
hervor. Sein blondes Haar war streng gescheitelt, seine Brille randlos. Eine alte
Narbe quer über die Oberlippe verformte seinen Mund und ich tippte darauf, dass
er als Kind eine Hasenscharte hatte.
    »Arno Müller?«,
fragte ich.
    Der Mann
nickte uns beiden nacheinander zu.
    Brülling
grinste ihn herzlich an. »Entschuldigen Sie die Störung zu später Stunde, Herr Müller.
Aber haben Sie nicht Lust, zur Abwechslung mal ein Leben zu retten?«

22.
     
    Das Kolumbarium in Grafenberg war,
wie uns Herr Müller erklärte, ein privat initiiertes Projekt. Nur eine Handvoll
Familien wären in der außerordentlichen Position, einen Urnenplatz in Grafenberg
zu erwerben. Aus Müllers Mund klang es, als sei es ein Privileg. Ich vertrat allerdings
die Meinung, dass die Idee, Verstorbene in Schrankfächer zu lagern, in Deutschland
noch keinen durchgängigen Zuspruch gefunden hatte.
    Ich jedenfalls
würde das nie wollen. »Ich will eine Erdbestattung«, sagte ich daher. »Ich will
nicht verbrannt, sondern jederzeit exhumiert werden können. Zur Beweisführung, falls
mein Mörder immer noch auf freiem Fuß wäre.«
    Brülling
und Müller starrten mich
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