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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sonja Ullrich
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in
der Erwartung, dass irgendwann ein Wunderkind dabei herausschaut. Mein Vater weiß
das. Daher gab er keine Almosen, weder seinen Mitarbeitern noch seinen Söhnen. Seine
Anerkennung musste man sich erarbeiten. Sich verdient machen. Wir Kinder waren da
keine Ausnahme. Keiner von uns wurde mit einem goldenen Löffel im Mund in den Dienst
geschickt.« Er schüttelte den Kopf. »Arthur hatte mit seiner Omi-Arschabwisch-Einstellung
denkbar schlechte Karten. Julia schloss er als dienstliche Erbfolge kategorisch
aus. Für ihn haben Frauen bei der Polizei und der Bundeswehr nichts zu suchen. Julia
hielt das allerdings nicht ab. Sie hat bitter gekämpft und sich hochgearbeitet.
Bis zum Ende.«
    »Was ist
mit Ihnen?«
    »Ich war
immer ein guter Polizist. Ich habe korrekt und gewissenhaft gearbeitet. Und nie
habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen. Aber ich war kein zweiter Karl Malden
auf den ›Straßen von San Francisco‹.«
    »Und dann
lassen Sie sich auch noch abknallen«, stichelte ich.
    Er redete
einfach weiter. »Ich schied wegen Untauglichkeit aus dem MEK aus und man bot mir
meinen alten Tisch in Bochum an. Ich lehnte dankend ab und blieb in Dortmund.«
    »Sie haben
Ihren Papi enttäuscht.«
    »Es war
ihm egal. Er hatte bereits einen neuen Zögling. Einen vorlauten Anwärter, einen
Sprücheklopfer. Polnisches Einwandererkind. Noch grün hinter den Ohren, hatte aber
auf alles eine Antwort. Mein Vater nahm sich seiner an und stutzte an ihm herum.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Julia auf ihn aufmerksam werden würde.«
    »Sind Sie
eifersüchtig?«
    »Wir haben
uns abgerackert, um uns seine Anerkennung zu verdienen. Doch als Pankowiak auftauchte,
warf er ihm die Gelegenheiten vor die Füße wie Perlen vor die Säue.«
    »Offenbar
hatte er sich verdient gemacht«, wiederholte ich seine Aussage.
    »Einen Scheiß
hat er«, schimpfte er. »Ich habe weiß Gott mehr geleistet. In Dortmund honorierte
man das. Man machte mich zum Leiter des Einsatzteams für die VE in Dorstfeld.« Er
schüttelte den Kopf. »Es war nicht meine Idee, Gregor in den Einsatz zu schicken.
Es war die meines Vaters. Und dieser Schweinehund von einem Schwager hat es uns
unnötig schwer gemacht. Erst dieser Scheiß mit dem Hakenkreuz, dann der tote Türke
und schließlich Knast. Für meinen Vater war es, als hätte er mit seiner Tochter
auch einen Sohn verloren.«
    »Aber nur
fünf Jahre lang«, sagte ich.
    »Als Pankowiak
wieder rauskam, fing alles von vorne an. Doch er distanzierte sich von meinem Vater.
Der Knast hatte ihn verändert. Als die Dreckskerle ihn schließlich halb totschlugen,
wachte Vater an seinem Bett und machte sich Vorwürfe. Ich blieb zwischen den Fronten
und bekam den Kugelhagel ab.«
    »Klingt
nach einer netten kleinen Familie.«
    »Ich habe
es so satt, ihn ständig aus dem Dreck zu ziehen.«
    »Ja«, sagte
ich und schob Gregors Handy in die Hosentasche. »Er sicherlich auch.«
     
    Zehn Minuten später fuhren wir über
den Bürgersteig unmittelbar vor dem Benrather Endreihenhaus. Helles warmes Licht
fiel durch die hohen Fenster in den kleinen Steingarten und tünchte das schlappe
Grau der Kiesel in wonniges Gelb. Als Guido klingelte, öffnete Ilona sofort. Die
Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wandte sich ihrem Schwager zu.
»Du hast Nerven, hier aufzutauchen!«, fuhr sie ihn an. »Wo bist du gewesen? Wo warst
du, als dein Bruder beerdigt wurde?«
    »Du weißt,
Beerdigungen liegen mir nicht so.«
    Ilona trat
einen Schritt zurück und machte Anstalten, die Tür zuzuknallen. Doch er hielt sie
davon ab. »Nimm deinen dreckigen Stock aus meiner Tür!«
    »Wir sind
wegen Martha hier«, sagte er.
    »Ich weiß,
warum ihr hier seid. Und ihr hättet nicht herkommen sollen!« Wie eine Furie stemmte
sie sich gegen die Tür, während sie mit einem Fuß versuchte, den Stock aus dem Rahmen
zu treten.
    »Wir haben
sie gefunden«, log er.
    Ilona ließ
die Tür los. Er wusste, welche Wirkung der Satz auf sie hatte. Er schockierte sie.
Und brachte sie zum Schweigen.
    »Erzähl
mir von Omi Samba.«
    »Wo ist
sie?«, fragte sie.
    »Omi Samba
weiß es.«
    Ilona schnaufte.
»Meine Mutter ist seit sechs Jahren tot.«
    Brülling
schob sich an Ilona vorbei ins Haus. Ich folgte ihm nur zögerlich. »Wie war ihr
Name?«
    Ilona erlangte
ihre Fassung zurück. »Raus aus meinem Haus! Oder ich rufe die Polizei!«
    Brüllings
Geduld ging allmählich zuneige. »Wenn du deine Tochter lebend wiedersehen willst,
solltest du endlich
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