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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
Autoren: Philip K. Dick
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Mercer sei nur ein Schwindel.”
    “Mercer ist kein Schwindel”, sagte er. “Es sei denn, die ganze Realität wäre ein Schwindel.” Er fuhr fort: “Ich fürchte, ich kann gar nicht mehr aufhören, Mercer zu sein. Wenn man erst einmal angefangen hat, ist es zu spät, sich wieder zurückzuziehen.” Muß ich wieder auf diesen Hügel steigen? fragte er sich. Für immer, wie Mercer es tut? Eingefangen von der Ewigkeit? “Leben Sie wohl”, sagte er und wollte auflegen. “Versprechen Sie mir, daß Sie Ihre Frau anrufen?”
    “Ja.” Er nickte. “Danke, Arm.” Er legte auf. Bettruhe! dachte er. Wann habe ich zuletzt ein Bett gesehen? Als ich mit Rachael zusammen war. Das war eine Übertretung der Vorschriften. Unzucht mit einem Androiden - das ist streng verboten, hier wie auch in den Kolonien. Sie muß inzwischen wieder in Seattle sein. Bei den anderen Angehörigen der Familie Rosen, den echten und den humanoiden Robotern. Und doch möchte ich dir heimzahlen, was du mir angetan hast, dachte er. Wenn ich dich gestern abend getötet hätte, wäre jetzt meine Ziege noch am Leben. Das war eine falsche Entscheidung, die ich traf. Aber in einem Punkt hattest du recht: Ich bin dadurch anders geworden. Nur nicht so, wie du es prophezeit hast. Viel schlimmer, dachte er.
    Und doch ist es mir eigentlich egal. Es kann mir nach allem, was mir da
    unterwegs zum Gipfel des Hügels widerfahren ist, völlig gleichgültig sein. Was wäre wohl als nächstes gekommen, wenn ich weitergeklettert wäre? Oben am Gipfel scheint Mercer immer zu sterben. Dort manifestiert sich Mercers Triumph.
    Aber wenn ich Mercer bin, dachte er, dann kann ich nicht sterben. Mercer ist unsterblich.
    Noch einmal griff er nach dem Hörer, um seine Frau anzurufen. Da erstarrte er.

    22

    Er legte den Hörer wieder auf und wandte keinen Blick von der Stelle draußen neben seinem Wagen, wo sich etwas bewegt hatte. Ein kleiner Punkt auf dem Boden zwischen den Steinen. Ein Tier, sagte er sich. Sein Herz klopfte vor Aufregung, als ihm das klar wurde. Ich weiß jetzt, was das ist - ich habe noch nie zuvor eines gesehen.
    Sie sind doch ausgerottet! sagte er sich und zog rasch den abgegriffenen Sidney-Katalog heraus. Mit zitternden Fingern blätterte er darin. >KRÖTE (Bufonidae), alle Gattungen - ausgestorben.<
    Seit Jahren ausgestorben! Das Geschöpf, das Wilbur Mercer neben den Eseln am teuersten war. Vielleicht liebte er Kröten noch mehr als Esel. Ich brauche einen Behälter. Er drehte sich um, fand aber nichts auf dem Rücksitz seines Schwebewagens. Er sprang hinaus, lief herum zu Kofferraum, schloß ihn auf und suchte. Endlich fand er in einem Pappkarton eine Ersatzölpumpe für seinen Wagen. Er kippte die Pumpe heraus, polsterte den Karton mit Putzwolle etwas aus und ging ganz langsam auf die Kröte zu. Er wandte keinen Blick von ihr. Er merkte, daß sich die Kröte in Farbe und Struktur völlig dem allgegenwärtigen Staub anpaßte. Wenn sie sich nicht bewegt hätte, wäre sie ihm verborgen geblieben, obgleich sie keine zwei Meter von ihm entfernt saß. Was geschieht, wenn man ein Tier findet, das angeblich ausgestorben ist, fragte er sich. Er versuchte, sich an ähnliche Fälle zu erinnern. Es geschah so selten. Irgend etwas mit einer Silbermedaille von der UNO und einem Stipendium. Eine Belohnung, die in die Millionen Dollar ging. Und er sollte ausgerechnet das Tier finden, das Mercer am heiligsten war? Herr im Himmel, dachte er, das kann ja gar nicht sein. Vielleicht ist es nur eine Einbildung, eine Gehirnschädigung durch den radioaktiven Staub. Er ging dicht neben der Kröte in die Hocke. Sie hatte ein wenig Staub zur Seite gescharrt und sich eine kleine Mulde gegraben, eine Art von Deckung. Nur der obere Teil des flachen Schädels und die Augen hoben sich vom Boden ab. Der Kreislauf des Tieres schien fast stehenzubleiben, es saß da wie in Trance. Er stellte den Pappkarton auf den Boden und begann, die Erdkrümel rings um die Kröte mit den Fingern wegzuputzen.
    Als er die Kröte hochhob, merkte er, daß sie sich ungewöhnlich kühl anfühlte. Auf seiner Handfläche machte das Tier einen ausgetrockneten, verschrumpelten Eindruck und war so kalt, als hätte er es aus einer Höhle tief unter der Erde hervorgeholt. Jetzt zuckte die Kröte. Mit ihren schwachen Hinterbeinen versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien und wollte in einer instinktiven Abwehrreaktion davonhüpfen. Eine große Kröte, dachte er, imstande, in einer Gegend am Leben zu
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