Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume doch einfach weiter

Traeume doch einfach weiter

Titel: Traeume doch einfach weiter
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
Archibald beim wilden Liebesspiel im verschneiten Central
Park zeigte. Damals hatte er ihr angeboten, sie als Mentor unter seine Fittiche
zu nehmen. Aber Vanessa hatte wenig Lust auf seine Fittiche verspürt und war
auch nicht scharf darauf gewesen, in L.A. kommerzielle Hollywoodstreifen zu
drehen, weshalb sie dankend abgelehnt hatte. Sie betrachtete sich als
Tote-Tauben-und-benutzte-Kondome- Autorenfilmerin, die sich für alberne
Teeniefilme viel zu schade war. Andererseits drehte Mogul seinen neuen Film
»Frühstück bei Fred« bei Barneys auf der Upper East Side, also quasi direkt vor
ihrer Haustür, und die Aussicht, Erfahrungen bei einer großen Filmproduktion zu
sammeln, war durchaus verlockend. Trotzdem war ihr irgendwie nicht ganz wohl
bei der Sache.
    Sie drückte auf
den Klingelknopf neben dem Schild mit den Initialen des Regisseurs und zupfte
nervös an ihrem Top. Nahezu ihre gesamte Garderobe bestand mittlerweile aus
Teilen, die Blair in der Wohnung zurückgelassen hatte. Sie hatte ein schwarzes
ärmelloses Top mit Kuttenkragen von Mayle mit einer ihrer zerrissenen
schwarzen Jeans kombiniert und trug dazu die an den Zehen offenen
Plateausandalen und eine Kuriertasche aus anthrazitgrauem Leder von DKNY, in
der Blair immer ihren Laptop transportiert hatte. Sie sah sehr mondän und
künstlerisch aus - also wie eine Frau, der es völlig egal ist, ob sie mondän
und künstlerisch aussieht oder nicht.
    Als wäre ihr das
jemals nicht egal gewesen.
    Die Tür wurde
aufgerissen und vor ihr stand ein unwahrscheinlich großes Mädchen in
superknapp abgeschnittenen Jeans und einem pinken Trägershirt. Ihre
dunkelbraune Haut war absolut makellos, ihre Haare waren lang, blauschwarz und
seidenglatt und ihre Augen waren grün und blitzten. Als sie grimmig lächelte,
enthüllte sie einen Mund voller perfekter perlweißer Zähne.
    Damit ich dich
besser fressen kann...
    »Was willst du?«,
erkundigte sich die afroasiatische Modelgöttin feindselig. Sie sah aus wie eine
der bösen menschliehen Kampfmaschinen aus dem Xbox-Spiel »Jade Empire«,
weshalb Vanessa halb damit rechnete, gleich mit einem gezielten
Handkantenschlag enthauptet zu werden.
    »Äh... ich wollte
zu Ken.«
    »Okay, komm mit
nach oben«, brummte Jade Empire und drehte sich um. Die schwere Stahltür fiel
donnernd ins Schloss, und Vanessa stieg hinter der Karatekämpferin die schmale
Betontreppe hinauf, die in eine riesige helle Fabriketage führte. Die Decke war
wie ein Tonnengewölbe gestaltet und wurde von einem kleinen Wald rostiger
Stahlsäulen gestützt. Auf der gegenüberliegenden Seite boten Panoramafenster
einen spektakulären Blick auf den Hudson River. Ein zu beiden Seiten hin
offenes Bücherregal, in dem Hunderte schwerer Kunstbände, eine umfangreiche
Vinylsammlung, gerahmte Fotografien und verstaubte Vasen standen, teilte den
riesigen Raum in zwei Bereiche. Aus mikroskopisch kleinen Bose-Boxen, die am
obersten Regalbrett befestigt waren, schallte mit ohrenbetäubender Lautstärke
das neueste Album von Arcade Fire.
    »Keine Ahnung, wo
er ist«, erklärte Jade Empire mit demonstrativem Desinteresse. »Du hast ja
wahrscheinlich einen Termin bei ihm, oder?«
    »Ich glaub
schon.«
    »Na ja, setz dich
irgendwohin. Früher oder später wird er schon auftauchen. Ich weiß ja nicht,
was du von ihm willst, aber trotzdem viel Glück.« Sie zuckte mit den Achseln,
schlüpfte aus ihren mit winzigen Perlen bestickten chinesischen Hausschuhen und
verschwand barfuß hinter dem Bücherregal in den Weiten des Lofts.
    Vanessa drehte
sich um. An der Wand hingen von der Decke bis zur Fußleiste gerahmte
Fotografien, von denen sie einige als Ken Moguls eigene Arbeiten
identifizierte. Bevor sie ihm persönlich begegnet war, war der Regisseur eines
ihrer großen Idole gewesen, und sie kannte alles, was er jemals gemacht hatte.
Seine Lieblingsinsel war Capri und vor seiner Karriere als Regisseur hatte er
als erfolgreicher Fotograf gearbeitet. Zwischen den Aufnahmen halbnackter
Models, die sich auf dem mit Abfällen übersäten Boden von U-Bahn-Stationen
wälzten, hingen diverse Schnappschüsse, die Ken in irgendwelchen Nachtclubs neben
Showgrößen wie Madonna, Angelina Jolie, Brad Pitt oder David Bowie zeigten.
    »Gefällt dir, was
du siehst?«, ertönte eine heisere Stimme hinter ihr.
    Als Vanessa
herumfuhr, stand der hagere, stoppelbärtige Ken Mogul hinter ihr, der die
irritierende Eigenschaft hatte, niemals zu blinzeln. Er trug eine karierte
Flanellweste und eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher