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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Autoren: Carol Voss
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Dabei stieß sie etwas um, und Glas zerbrach zu ihren Füßen. Oh, bitte, lass die Mädchen nicht wach werden, dachte sie nur. Ich habe jetzt nicht die Kraft, mich um sie zu kümmern.
    Sie fand den Schalter, und durch einen Tränenschleier sah sie, dass sie die Kristallvase hinuntergeworfen hatte, die Corry ihr zu Brendas Geburt geschenkt hatte. Jetzt war sie genauso zerbrochen wie ihr Herz. Sie stieg vorsichtig über die Glassplitter, legte sich aufs Bett und verbarg ihr Gesicht in dem Kissen. Seit Corrys Tod hatte sie sich nicht mehr so einsam und verzweifelt gefühlt. Was konnte sie nur tun, um Justin zu helfen?
    David saß in seinem Jeep vor Nans Haus und sah durch die Gardinen Licht in einem der Fenster. Wahrscheinlich konnte sie nicht schlafen. Genauso wenig wie er jetzt dazu in der Lage gewesen wäre.
    Seit Corry gestorben war, hatte David sich tausendmal ausgedacht, wie es wäre, Nan wieder gegenüberzutreten. Doch dann hatte er immer wieder gefunden, dass er noch nicht zu einem Treffen bereit war. Wahrscheinlich nie bereit sein würde.
    Und er hatte Recht gehabt.
    Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad und war dankbar für den Schmerz, der ihn dabei durchfuhr. Er hatte diesen Schmerz verdient.
    Obwohl David einige Jahre jünger als Corry gewesen war, hatte sein Freund ihn immer als ebenbürtigen Partner behandelt. Er hatte ihm beigebracht, seinen Leichtsinn zu zügeln und sich selbst zu schützen. Und er hatte darauf bestanden, dass er ihm Rückendeckung gab, während er in das Lagerhaus ging, in dem der Drogendeal stattfinden sollte. Und er war erschossen worden.
    Übermannt von der altbekannten Wut und dem Schmerz schloss David die Augen und verdrängte die Szene, in der Corry von diesem unglückseligen Teenager erschossen worden war.
    Verdammt, ihn hätte die Kugel treffen müssen, und nicht Corry, der eine Familie hatte, für die er sorgen musste. Nicht Corry, der nie verstanden hatte, dass Cops keine Frau und Kinder haben sollten. David hatte das immer gewusst. Er hatte diese Lektion in den langen Nächten gelernt, in denen er das erstickte Schluchzen seiner Mutter gehört hatte, nachdem sein Vater bei der Ausübung seines Berufes erschossen worden war. Natürlich war das in New York gewesen, wo die Kriminalität viel höher war und Polizisten oft tödlich getroffen wurden, aber wie die Vergangenheit zeigte, konnte es selbst hier in der Provinz, in Wisconsin, passieren. Corrys Tod hatte nur bestätigt, was David schon lange gewusst hatte: Polizisten sollten keine Familie gründen.
    Noch immer brannte Licht in Nans Fenster. Während er den Zündschlüssel umdrehte, dachte David daran, wie Nan wohl mit den Problemen fertig würde.
    Sie hatte so erschöpft, so mitgenommen ausgesehen. Das alte Feuer in ihren Augen schien erloschen zu sein. Eine Welle von Mitgefühl durchflutete ihn, und er machte sich Vorwürfe, sie verlassen zu haben. Vielleicht hätte er noch bei ihr bleiben sollen.
    Seit Corrys Tod und seinem Umzug nach Dane County hatte er ein besonders wachsames Auge auf ihr Haus, um sie vor möglichen Gefahren zu schützen, die in der Dunkelheit lauern könnten. Er hatte sich damit herausgeredet, dass er nur seiner Arbeit als Hilfssheriff nachging. Aber insgeheim hatte er immer gewusst, dass seine Fürsorge weit über seine Pflichten hinausging.
    Er atmete tief durch und glaubte, immer noch ihren Duft wahrzunehmen. Wie gern hätte er sie in den Arme gezogen und getröstet. Wie gern hätte er ihre zarte Haut berührt und ihr die Angst einfach weggeküsst.
    Er schüttelte heftig den Kopf, um seine Fantasien zu vertreiben. Was war nur mit ihm los? Es stimmte, er hatte Nan schon immer sehr attraktiv gefunden, aber sie war die Frau seines Freundes. Corry war der Einzige, der ihre Tränen wegküssen könnte. Und Corry war tot.

2. KAPITEL
    Justin lag im Bett und starrte in die Dunkelheit. Hin und wieder wischte er verärgert die Tränen weg. Er war zu alt, um zu weinen. Nur Mädchen und Babys weinten. Dad wäre nicht stolz auf ihn, wenn er ihn jetzt sehen würde. Und schon gar nicht, wenn er wüsste, dass er heute versucht hatte, in Harper's Drugstore einzubrechen.
    Aber Dad war tot. Er hatte ihn verlassen, und jetzt musste er alleine klarkommen. Und er war es leid, gehänselt und ein Muttersöhnchen genannt zu werden.
    Er musste den anderen Jungen beweisen, was in ihm steckte, damit sie ihn anerkannten. Und Rick und Pete hatten gesagt, dass sie heute Nacht seine Hilfe brauchten. Was für eine Wahl hatte
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