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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Autoren: Carol Voss
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genauso großzügig und hübsch wie sie selbst war. „Du wirst nie ein Wunder erleben, wenn du es nicht mit dem Herzen erkennst.“
    Ein dumpfer Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, und Tränen traten in seine Augen. Er atmete tief durch und las weiter. „Herzlichen Glückwunsch. Wir wünschen dir alles Gute. Wir vermissen dich. Ganz liebe Grüße – Nan, Melody, Justin, Brenda und Sheba.“
    Morgen war sein Geburtstag. Er hatte das ganz vergessen, aber sie nicht.
    Sehnsucht überfiel ihn. Nan hatte ihm die glücklichsten Tage seines Lebens geschenkt. Wie sollte er weiterleben ohne sie?
    Nein, ohne Nan besaß sein Leben kaum noch eine Bedeutung. Er konnte einfach nicht über den Schmerz, sie für immer verloren zu haben, hinwegkommen.
    Würde er jemals wieder glücklich werden?
    Seit er sie an jenem Abend verlassen hatte, musste er seine ganze Kraft zusammennehmen, um nicht auf der Stelle zu ihr zu fahren. Wie sollte er da noch genug Energie für den Tag haben?
    Und in den Nächten konnte er nicht schlafen. Und wenn er dann mal einschlief, quälten ihn Albträume. Schreckliche Träume, in denen Nan und die Kinder immer in Gefahr waren. Und er sah immer nur von weitem zu und tat nichts.
    Was hielt ihn zurück? Angst davor, Verantwortung zu übernehmen? Nein, davor hatte er noch nie Angst gehabt. Er hatte nur Angst, die Menschen zu verletzen, die er liebte. Er wollte sie beschützen. Und Justin hatte Recht. Er liebte Nan. Und er liebte ihre Kinder.
    Nan hatte gesagt, dass sie ihn liebte. Aber wenn sie wegen ihm so unglücklich war, wie Justin sagte, beschützte er sie dann? Er schüttelte den Kopf. Nein.
    Er beschützte nur sich selbst. Er beschützte seine Bedürfnisse.
    Denn er liebte es, Polizist zu sein. Er liebte den Nervenkitzel der Jagd, die Zufriedenheit, die ihn erfüllte, wenn wusste, dass er die Straßen für die Bürger sicherer machte, dass er etwas Konstruktives zu dieser Gesellschaft beitrug.
    Er hatte Justin erklärt, dass er nun einmal mit Leib und Seele Polizist wäre. Aber das war er nicht immer gewesen. Er war erst nach dem Tod seiner Mutter Polizist geworden. Er hatte oft darüber nachgedacht, wie sehr seine Mutter nach dem Tod seines Vaters gelitten hatte. Wie sie gelitten hatte unter der Einsamkeit. Und der Enttäuschung nach der Heirat mit Joe, der sich als langweiliger Spießer entpuppte, der jeden Abend Punkt halb neun ins Bett ging. Joe hatte keinen Beruf gehabt, der gefährlich war. Aber er hatte seine Mutter nicht glücklich gemacht. Und er war auch nicht der Vater gewesen, den David sich gewünscht und den er gebraucht hätte.
    Konnte David Nan glücklich machen? Konnte er ihren Kindern der Vater sein, den sie brauchten?
    Doch selbst wenn er ihnen geben konnte, was sie brauchte und was die Kinder brauchten – was gab ihm das Recht auf Corrys Familie? Durfte er den Platz seines Freundes einnehmen, nur weil er statt Corry überlebt hatte?
    Nan hatte ihm einmal erklärt, dass er seinen Blick darauf richten sollte, warum er lebte, und nicht darauf, warum Corry sterben musste. Hatte sie Recht? Sollte David jene schreckliche Nacht überlebt haben, um Nan und die Kinder zu lieben und für sie zu sorgen? War das sein Schicksal? Seine Bestimmung?
    Die Enge in seiner Brust ließ etwas nach. „Oh Gott, bitte, ich möchte das so gern glauben.“
    Aber wie sollte er für Nan und die Kinder sorgen? Er wusste, dass er unglücklich wäre, wenn er bei der Polizei einen Schreibtischjob annehmen würde. Aber er konnte auch nicht mehr Streife fahren. Das würde er Nan und den Kindern niemals antun.
    Justins Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf und quälten ihn. Wenn du meine Mutter wirklich liebst, dann würdest du alles tun, um sie glücklich zu machen.
    Alles.
    Es musste einen Weg geben. Es gab immer einen Weg. Er musste ihn nur finden.
    Sheba machte mit hoch erhobenem Schwanz einen Buckel und miaute. Nan schaute zur Tür hinüber. Durch die Gardine der Eingangstür sah sie einen großen Schatten, im selbem Moment ertönte ein leichtes Klopfen. Glücklicherweise klingelte der Besucher nicht. Sie hoffte, dass die Kinder endlich eingeschlafen waren.
    Aber wer könnte sie um zehn Uhr abends noch besuchen? Sie lächelte. Es war noch nicht lange her, dass ein später Besucher ihr Angst eingejagt hatte. Das lag glücklicherweise hinter ihr. Sie ging zur Tür. „Wer ist da?“
    „David.“
    Ihr Atem setzte für einen Moment aus. Ihr Herz begann, wie wild zu schlagen.
    Ihre Hände zitterten, als
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