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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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durch die Luft und landete auf dem Rücken am Boden. Einen qualvollen Augenblick lang blieb ihm die Luft weg, dann sprang er fluchend und zornbebend auf.
    Angesichts dieser neuen Bedrohung wollte sich Elise ins Haus zurückziehen. Außer sich vor Empörung, daß ein Mädchen ihn vom Pferd hatte stürzen lassen, hatte Reland sie zurückgerufen. Als Elise seine schweren Schritte hinter sich vernahm, war sie rechtzeitig zur Seite gesprungen und seinem ausgestreckten Arm geschickt ausgewichen. Reland stöhnte auf und taumelte an ihr vorbei.
    Noch ehe Elise sich umgedreht hatte, verriet ihr ein platschendes Geräusch, was passiert war. Reland war kopfüber in einem Teich gelandet. Spuckend und prustend richtete er sich langsam auf und bot der Dienerschaft einen so lächerlichen Anblick, daß die Leute kaum an sich halten konnten vor unterdrücktem Gekicher. Der nasse Federschmuck seiner Kopfbedeckung hing ihm über die Hakennase, aus seinen Reithandschuhen lief Wasser, von seinem pelzbesetzten Umhang flossen Rinnsale, und in den weichen Reitstiefeln, seinem ganzen Stolz, wirkten seine Beine wie aufgequollen, als er aus dem Teich stapfte.
    Relands Wutausbruch hatte bewirkt, daß der Hengst schnaubend Reißaus genommen hatte und jetzt, nervös den Kopf schüttelnd, abseits stand. Sein Blick fiel auf die Katze, die sich in einiger Entfernung auf einer Steinmauer in Sicherheit gebracht hatte. Als Siegerin der Auseinandersetzung saß sie entspannt da, leckte eine Pfote und glättete ihr Fell.
    Relands finsterer Blick ließ das Gekicher der Dienerschaft verstummen; dann wandte er sich dem frechen kleinen Ding zu, das so kühn seiner Autorität getrotzt hatte. Elise hielt seinem Blick ruhig stand, lächelnd, sanft und rätselhaft, wohl wissend, daß er sie jetzt mit Absicht in eine Hofecke drängte. Elise wich zurück, bis sie die Steinmauer im Rücken spürte. Sie war bereit, es mit ihm aufzunehmen. Unter Verwünschungen packte Reland sie am Kragen, hob sie hoch und schüttelte sie heftig. Doch Elise reagierte blitzschnell: Kratzend, beißend, stoßend, ihm die Finger in die Augen treibend, setzte sie sich zur Wehr, bis der unedle Earl unter Schmerzen aufstöhnte.
    »Du kleines Biest!« brüllte Reland und holte zu einem Schlag aus.
    »Der Himmel steh uns bei!« rief Edward von der Galerie her, die sich an der Wand entlangzog. »Was geht da vor?« Entsetzt über den Anblick, der sich ihm bot, kam er die Stufen heruntergelaufen und trennte mit Hilfe einiger Bediensteter die beiden Kontrahenten. Seine Nichte schaffte es eben noch, Relands Schienbein einen jähen Tritt zu versetzen.
    »Du ekelhafte Ausgeburt eines Spitzbuben!« schleuderte sie Reland mit undamenhafter Heftigkeit nach. »Aus welchem Loch bist du gekrochen?«
    »Elise! Beruhige dich!« Edward hörte fassungslos die Beleidigungen, mit denen seine Nichte den Earl überhäufte. In einem Versuch, die Situation zu retten, rief er: »Das ist Arabellas Verlobter…«
    »Arme Arabella!« stieß Elise verächtlich hervor. »Einem tölpelhaften Schwachkopf wie dem da ausgeliefert sein…«
    »Pst, Mädchen!« Edward rang verzweifelt die Hände und bemühte sich, seinen künftigen Schwiegersohn zu besänftigen. Noch nie hatte er sich in einer Situation befunden, die so viel Beherrschung von ihm verlangte. Gegen seine Nichte konnte er nichts unternehmen, weil ihm sonst ihr Vermögen zu entgehen drohte. Aber auch den Earl durfte er nicht gegen sich aufbringen. »Reland, Ihr müßt es dem Mädchen nachsehen. Sie ist außer sich. Sie ist eine Verwandte, vor kurzem erst hier eingetroffen. Ihr seht, daß sie noch viel lernen muß. Ich bitte Euch, zügelt Euren Zorn, damit wir die Sache mit Anstand regeln können.«
    »Sie hat mein Pferd verletzt!« Reland deutete mit triefendem Handschuh auf das Tier, das durch diese Geste erneut aufschreckte und den Kopf zurückwarf. Eine Blutspur lief ihm über die Nase, auf dem kunstvollen Zaumzeug schimmerten Blutstropfen wie winzige Rubine auf einer Kette. »Bis an sein Lebensende wird es die Folgen tragen!« Da fiel ihm noch etwas ein, er faßte nach seinem schmerzenden Kopf und stöhnte: »Und ich wäre mit dem Kopf fast auf den Steinen aufgeschlagen… alles durch ihre Schuld!«
    »Keine Angst, Mylord«, gab Elise schnippisch zurück. »Ein leerer Kopf kann keinen Schaden nehmen!«
    Relands Zorn flammte von neuem auf. Drohend schüttelte er die Faust gegen sie. »Du dumme Gans, du! Eddy hätte dich töten können! Nächstes Mal soll er dich
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