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Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
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überlegen, das Haus zu verkaufen.«
    »Viel Glück!« wünschte Kim. »Meins steht schon seit fünf Monaten zum Verkauf, und ich habe noch nicht ein vernünftiges Angebot bekommen.«
    »Ich mußte sogar schon meine Kinder von der Privatschule nehmen«, fuhr Tom fort. »Aber was soll’s? Ich bin ja selber auf eine staatliche Schule gegangen.«
    »Wie steht’s denn überhaupt mit dir und Nancy?« fragte Kim.
    »Um ehrlich zu sein - nicht gerade gut«, erwiderte Tom. »In der letzten Zeit hat es bei uns ziemlich viel böses Blut gegeben.«
    »Das tut mir leid«, sagte Kim. »Nachdem ich dieses Drama am eigenen Leib erlebt habe, kann ich gut nachempfinden, wie es dir geht. Es ist eine verdammt stressige Zeit.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich mich in diesem Stadium meines Lebens plötzlich in so einer Lage wiederfinden würde«, entgegnete Tom und seufzte. »Geht mir genauso«, bekannte Kim.
    Kurz hinter der OP-Rezeption blieben die beiden Männer im Eingangsbereich zur Aufwachstation stehen.
    »Sag mal, bist du am Wochenende da?« fragte Tom.
    »Klar«, erwiderte Kim. »Warum? Was gibt’s?«
    »Vielleicht muß ich noch mal nach dem Patienten sehen, den wir am Dienstag operiert haben«, erwiderte Tom. »Bei ihm ist eine Residualblutung aufgetreten, und wenn sie nicht aufhört, muß ich ihn wohl oder übel noch einmal öffnen. Falls es wirklich dazu kommt, könnte ich deine Hilfe gebrauchen.«
    »Du kannst mich jederzeit über den Pager erreichen«, entgegnete Kim. »Ich bin auf alle Fälle da. Meine Ex-Frau will nämlich das ganze Wochenende weg. Ich glaube, sie hat einen Neuen. Becky verbringt das Wochenende bei mir.«
    »Wie hat Becky die Scheidung eigentlich überstanden?« fragte Tom.
    »Ihr geht es prima«, erwiderte Kim. »Jedenfalls erheblich besser als mir. Im Augenblick ist sie der einzige Lichtblick in meinem Leben.«
    »Wahrscheinlich sind Kinder doch nicht so leicht unterzukriegen, wie wir immer glauben«, stellte Tom fest. »Sieht jedenfalls ganz so aus«, stimmte Kim ihm zu. »Nochmals vielen Dank für deine Hilfe heute. Tut mir leid, daß der zweite Fall so lange gedauert hat.«
    »Schon gut«, entgegnete Tom. »Du hast ein Meisterwerk vollbracht. War eine echte Lehrstunde für mich. Bis später im Umkleideraum.«
    Kim betrat die Aufwachstation. Auf der Schwelle zögerte er kurz und überlegte. Er würde zuerst nach Sheila Donion sehen. Er hatte sie erst heute nachmittag operiert. Die Operation war äußerst schwierig gewesen. Statt wie vorgesehen nur eine, hatte er ihr zwei neue Herzklappen einsetzen müssen. Er ging an ihr Bett, wo eine der Schwestern gerade dabei war, eine fast leere Infusionsflasche auszutauschen. Mit seinem Expertenblick checkte er zunächst die Gesichtsfarbe der Patientin, dann nahm er die Monitore ins Visier. Der Herzrhythmus war normal, ebenso der Blutdruck und die arterielle Sauerstoffzufuhr.
    »Alles okay?« fragte Kim und nahm die Aufzeichnungen der Schwestern in die Hand, um sich das Kurvenblatt anzusehen.
    »Bisher sind keine Probleme aufgetreten«, erwiderte die Schwester, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. »Alle Werte sind stabil. Die Patientin scheint okay zu sein.« Kim legte die Aufzeichnungen zurück und ging neben das Bett. Vorsichtig hob er die Bettdecke und warf einen Blick auf den Verband. Er wies die Assistenzärzte immer an, so wenig Verbandmaterial wie möglich zu verwenden. Falls eine unerwartete Blutung auftrat, war diese schneller zu entdecken. Zufrieden legte er die Decke zurück, richtete sich auf und sah sich nach seinem anderen Patienten um. Da nur etwa die Hälfte der Betten belegt war, hatte er den Raum schnell überblickt.
    »Wo ist Mr. Glick?« fragte er. Ralph Glick war Kims erster Fall heute gewesen.
    »Fragen Sie Mrs. Benson an der Rezeption«, erwiderte die Schwester, während sie sich die Enden des Stethoskops in die Ohren steckte und die Blutdruckmanschette an Sheila Donions Arm aufpumpte.
    Wegen der etwas unwirschen Antwort leicht verärgert, marschierte Kim zum zentralen Tresen, mußte dort jedoch feststellen, daß Mrs. Benson ebenfalls beschäftigt war. Die Stationsschwester erteilte gerade diversen Kräften des Reinigungsdienstes Anweisungen, welche Betten weggeräumt, wo saubergemacht und welches Bett bezogen werden sollte.
    »Entschuldigen Sie bitte«, begann Kim. »Ich suche…« Mrs. Benson gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, daß sie nicht gestört werden wollte. Kim überlegte, ob er sie darauf hinweisen sollte, daß seine
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