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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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Bochumer Kripo anrufen, ich gebe Ihnen die Nummer …«
    Ich hörte am anderen Ende Papier rascheln und diktierte ihm alle Nummern, unter denen man Winnie oder seine Kollegen erreichen konnte. »Sprechen Sie mit seinen Mitarbeitern und sagen Sie, was Sie mir gesagt haben. Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Was ist mit dem Auto? Kriege ich das irgendwann wieder zurück?«
    »Der Wagen ist unversehrt, soweit ich das sehe. Sprechen Sie mit meinen Kollegen im Präsidium darüber. Da muss auf jeden Fall die Spurensicherung ran. Auf Wiederhören.«
    »Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Abendroth. Die Kollegen wissen dann Bescheid. Die werden mich zurückrufen.« Und mächtig auf die Palme gehen, dachte ich, als ich auflegte. Ich lauschte. Es brummte. Ich zog den Stecker der Kühltruhe aus der Dose. Das Brummen erstarb. Aber der Gestank blieb. Mein Herz hämmerte. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas dachte, als ich den Deckel anhob und mit Mackes Handy in die Box leuchtete. Niemand wäre auf die Idee gekommen, etwas Appetitliches in dem Ding finden zu wollen. Mir schlug der Pesthauch von Gruft No. 5 entgegen, und ich würgte. Das Erste, was ich sah, waren die Hefte
Mit Netz und Rute
, die obenauf lagen. Mit Hilfe des Handys schob ich sie an die Seite. Aus einem Haufen Kleidung und zerrissenem Papier streckte sich mir eine Hand entgegen. Die Haut an den Fingern war an einigen Stellen aufgequollen und schwarz. Am Daumen war sie geplatzt und hing lose herunter. Vor Schreck fiel mir das Handy in die Truhe. Ich brachte es nicht über mich, es wieder rauszuholen und knallte den Deckel zu.
    Das Licht in der Garage ging an.
    »Darf ich vorstellen? Opa Schmicke, der alte Stinker. Leider mit Gefrierbrand.«
    Ich fuhr herum und stieß mir das Knie an der Stoßstange des Audis. Ich wollte schon rufen: »Rudi!« Aber ich bekam keinen Ton heraus.
    »Du hast doch ein Bestattungsinstitut. Kannst du das mal kurz übernehmen?«, sagte Eckes und lachte. »Die Idee, den toten Macke bei dir abzuliefern, war von Danuta. Und auch noch bei so ’ner Friedhofausstellung. Supi. Hat echt Spaß gemacht. Schade, dass wir keine Zeit mehr hatten, sonst hätten wir den alten Stinker auch noch bei euch abgeliefert.«
    Wie er dieses ›Supi‹ sagte, klang genau so wie von Rudi. Gespenstisch. Aber warum bei mir abgeladen? Bei mir? Bei Bestattungen Abendroth …?! Die bringen jemanden um, und Danuta fällt nichts Besseres ein, als den bei
mir
abzuladen?
    »Und warum?«, sagte ich und schob mich Millimeter für Millimeter zwischen Stoßstange und Wand, damit der Wagen zwischen mir und Eckes blieb. Dabei versuchte ich, auf meinem Handy in der Jackentasche tastend 110 zu wählen, und das alles, ohne Rudis bösen Zwilling aus den Augen zu lassen.
    »Der Typ hat den Schmicke leider gefunden. Die Truhe ist kaputt. Schlecht fürs Geschäft – ich meine, wenn jemand eine Leiche in der Tiefkühltruhe findet. Weißt du … Opa Schmicke offiziell nicht tot – Rente läuft weiter, und die Kosten für die Beerdigung hat man sich auch gespart. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Sind schlimme Zeiten.«
    »Und das alles hat mit den Diebstählen bei Quality-TV gar nix zu tun?« Meine Stimme zitterte, und Eckes grinste. Offenbar hatte er es nicht eilig, denn er fuhr ungerührt fort: »Nee, eigentlich fatale Sache. Der Typ fotografiert mich in dieser Kiezkneipe. Hab ich original mitgekriegt. Mich und Danuta. Ich denk, was will der Kerl – bestimmt wegen der gestohlenen Sachen bei Quality-TV. Und dann krieg ich mit, wie der mir bis hierher folgt … Tja, und das war leider blöd, dass der hier rumgeschnüffelt hat. Man sollte nie in fremder Leute Garagen gehen … ts! Ich hab ja erst später kapiert, dass der meinem Bruder auf den Fersen war … Da arbeitet die Blitzbirne doch tatsächlich beim Bestatter, und dann noch bei dir. Schicker Laden, muss man dir lassen, aber scheißbieder. Da möchte ich noch nicht mal tot überm Zaun hängen. Und wer ist dieser andere Typ? Der sieht ja aus wie aus ’nem Kaurismäki-Film.«
    »Der Rudi weiß gar nicht, dass es dich gibt.«
    »Ist auch besser so – macht ihn supi tauglich als Sündenbock. Ansonsten völlig aus der Art geschlagen – in unserer Familie arbeitet keiner. Man schämt sich ja geradezu.«
    »Du bist bei eurer Mutter aufgewachsen?«
    »Na ja, was man so aufwachsen nennt. Ich bin so durchgereicht worden. Oma, Opa, Tante, Onkel, Bratkartoffelverhältnis … Mein Bruder hat es wesentlich besser gehabt – der war im
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