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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition)
Autoren: Ingrid Rieger
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Landespolizeidirektion ein.
    »Ich bestell mir eine Pizza, bevor wir uns zusammensetzen. Willst du auch eine?« Der Tod bot immer einen makaberen Eindruck - mal mehr mal weniger. Ab und an schaffte es eine besonders entstellte Leiche, einen hart gesottenen Beamten zum Kotzen zu bringen. Eines würden sie nie schaffen, nie würde Monika Mühlbacher der Appetit vergehen.
    »Was ist? Soll ich dir eine Diavolo bestellen oder nicht?«, Monika fuchtelte mit der Hand vor Spechts Kopf herum, der sich völlig auf seinen Computer konzentrierte.
    »Ja, schön scharf.«
    Während sie im Besprechungsraum auf Specht und die Pizza wartete, kritzelte Monika in ihr Notizbuch: Schuhgröße 45, somit kann ein weiblicher Täter nahezu ausgeschlossen werden.
    So ganz allein in dem Raum zu sitzen, war merkwürdig. Sonst war immer einer ihrer Kollegen damit beschäftigt, Fotos der Opfer auf die lange Pinnwand zu heften oder Obduktionsergebnisse auf die Tafel zu schreiben. Heute waren Pinnwand und Tafel noch leer - lange würde es hoffentlich nicht so bleiben, aber zuerst war die Pizza dran oder Specht - je nachdem wer schneller war.
    Der Sieg ging an Specht. Er machte es sich gerade auf einem der Stühle bequem, als das Essen geliefert wurde.
    »Na los, erzähl, was du rausgefunden hast!« Monika griff nach einem Stück Pizza, faltete es in der Mitte und stopfte sich einen Großteil davon in den Mund.
    Nachdem sie das Auto und somit Namen und Anschrift des Opfers gefunden hatten, war Specht losgefahren, um die Familie zu informieren. Monika war am See geblieben, um zusammen mit der Spurensicherung den Wagen und den Tatort nach eventuellen DNA-Spuren oder sonstigem brauchbaren Material zu durchsuchen. Am Nachmittag gab sie der Presse die Initialen des Opfers bekannt und den Tathergang - soweit möglich. Dass die Frau erstochen wurde, bevor der Täter sie in den See warf, verschwieg sie fürs Erste.
    »Ich war bei Frau Nußbaumers Adresse. Eine nette Reihen-haussiedlung, du weißt schon, idyllische Gärten, Kinderspielplatz usw. Auf jeden Fall war niemand in ihrem Haus anzutreffen, also habe ich bei der Nachbarin geläutet. Eine neugierige Blondine, die mich darüber informiert hat, dass Frau Nußbaumer zwei kleine Kinder im Kindergarten hat. Woraufhin ich die Jugendwohlfahrt angerufen habe, die sich um die Kinder kümmert, bis morgen die Mutter der Toten aus dem Urlaub zurückkommt.«
    »Und der Vater?«
    »Der ist weg. Angeblich hat sie ihn vor einem Jahr rausgeschmissen, nachdem sie ihn mit seiner Sekretärin erwischt hat. Wo genau er sich momentan aufhält, konnte mir die Nachbarin allerdings nicht sagen. Vielleicht erfahre ich das morgen von ihrer Mutter. Bei der Abfrage im Melderegister habe ich nur herausgefunden, dass er noch immer bei seiner Ex gemeldet ist.« Er stand auf und schrieb mit großen Buchstaben Nußbaumer auf die Tafel.
    »Was ist mit Verehrern oder Liebhabern? Wusste sie etwas über Frau Nußbaumers derzeitiges Privatleben?«, Monika leckte sich die Finger ab, bevor ein weiteres Pizzastück in ihrem Mund landete. Specht knabberte lustlos an einer Pfefferoni.
    »Angeblich gab es niemanden. Die Nachbarin glaubt, sie wolle nichts mehr mit Männern zu tun haben, seitdem Alfred sie beschissen hat.«
    »So ein Blödsinn. Ein paar Wochen, vielleicht ein paar Monate, aber doch nicht ewig. So ganz ohne … ein Leben lang?«
    »Du solltest nicht immer von dir auf andere schließen.« Specht biss in seine Pizza und vergaß dabei nicht, anzüglich zu grinsen.
    Monika hob drohend die Pizzaschachtel, als ob sie den Inhalt über seinen Kopf kippen wolle. Beide lachten.
    »Nein, mal im Ernst. Glaubst du wirklich, die war ein Jahr allein und hat um ihren fremdgehenden Ex getrauert?«
    Anstelle einer Antwort zuckte Specht nur mit den Schultern, versprach jedoch, bei den anderen Nachbarn nachzufragen.
    »Hast du sonst noch etwas Interessantes erfahren?«
    »Ich bin bisher davon ausgegangen, dass sie immer um dieselbe Zeit am See anzutreffen war. Allerdings ist das - nach Aussage der Nachbarin - nicht so. Laut den Beobachtungen der Frau lief sie sonst meist direkt von zu Hause aus, also fernab des Sees und gewöhnlich abends. Nur weil sie heute erst später zur Arbeit musste, hat sie die Zeit genutzt, um an den See zu fahren.«
    Diese Aussage veranlasste Monika zu der Annahme, dass der Mörder über die Pläne seines Opfers Bescheid wusste. Doch woher? Hatte sie ihm davon erzählt? War er ein Bekannter? Sie lehnte sich in ihrem Sessel
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