Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
»Ooooooo!«, hauchte sie und ihr Glühen verlosch beinahe ganz. »Kairos wird hochgehen wie 'ne Supernova. Weiß er, dass du sein Amulett hast.? Wie bist du denn da drangekommen? Hat Chronos es dir gegeben? Und wie ist der da drangekommen?«
    Ich blinzelte durch ihr Leuchten hindurch zu Josh hinüber. Mist. Das lief nicht gerade optimal. Sie durfte es gar nicht wissen. Ron würde ausflippen. Aber solange sie bei mir war, konnte sie wenigstens nicht abhauen und es weiterplappern. Josh schüttelte den Kopf. Wütend hob ich das Kinn. »Na schön. Dann erzähl doch mal, was in deinem Traum passiert?« Seine Hände glitten übers Lenkrad, als er ins Stadtzentrum abbog. »Das ist alles ein bisschen unscharf«, sträubte er sich. »Du weißt doch, wie das mit Träumen ist, wenn man anfängt, über sie nachzudenken.«
    »Sag schon«, hakte ich nach.
    Er runzelte die Stirn. »Ich hab den Notarzt gerufen. In meinem Traum«, fügte er hinzu, die Nackenmuskeln angespannt. »Die haben gesagt, ich soll in der Leitung bleiben, aber das hab ich nicht gemacht. Ich bin nach unten gerannt, um nachzusehen, ob mit dir alles okay ist. Als ich bei dir angekommen bin, warst du alleine und dann bist du irgendwie einfach … eingeschlafen. Hast aufgehört zu atmen.«
    Und ich hab auch seitdem keinen Grund gehabt, wieder damit anzufangen, dachte ich verdrossen. »Und dann?« Ich wusste nicht, was zwischen meinem Tod und dem Leichenschauhaus passiert war. Darüber hatte Barnabas nie reden wollen.
    »Ähm …« Josh sah stur geradeaus auf die Straße, er wirkte nervös. »Der Krankenwagen war eher da als die Polizei. Die haben dich in einen Leichensack gesteckt. Das Geräusch, als der Reißverschluss zuging … das vergesse ich nie.« Beinahe peinlich berührt rutschte er auf dem Sitz hin und her. »Die Sanitäter waren alle ganz still, als sie dich aus dem Wagen geholt haben. Klar haben sie da ihren Job erledigt, aber sie waren echt traurig.«
    »An den Teil erinnere ich mich nicht«, flüsterte ich. Mittlerweile saß der Schutzengel wieder auf seiner Hupe und hörte schweigend zu.
    »Die Polizei.. .« Josh stockte und tat dann so, als müsste er nach links und rechts gucken, während er sich sammelte. »Ich musste mit denen ins Krankenhaus fahren um mich untersuchen zu lassen, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich gar nicht in dem Auto war. Dein Vater war auch da. Er hat geweint.«
    Ich krümmte mich vor Schuldgefühlen. Ron sagte zwar, er hätte diese Erinnerung im Gedächtnis meines Vaters blockiert, aber wie konnte er sich da so sicher sein? Das Ganze war ein einziger Albtraum. »Er hat gesagt, es wäre nicht meine Schuld«, sagte Josh leise. »Trotzdem, ich hätte dich nach Hause bringen sollen. Und dann verändert sich der Traum. Als wäre nichts passiert. Ich bin zu Hause, wische mir den Schlamm von meinen guten Schuhen und mein Vater schreit mich an.« Er schüttelte den Kopf, den Blick noch immer auf die Straße gerichtet. »Und das ist das Verrückteste an der ganzen Sache, weil ich mich nämlich hundertprozentig daran erinnere, dass ich meine Schuhe sauber gemacht habe.« Er guckte hinunter auf seine Hände, dann wieder auf die Straße. »Aber sonst war's, als wäre das alles nie passiert. Dir ging's gut. Ich hasse solche Träume.«
    Ich wunderte mich, dass er das als Traum abtun konnte. Doch ich konnte auch sehen, dass er sich trotzdem fragte, woher der Schlamm an seinen Schuhen stammte, wenn er nicht runter zu mir in die Schlucht geklettert war.
    »Ich hab mir das Kleid versaut«, sagte ich. »Ich bin jetzt noch dabei, den blöden Fummel beim Verleih abzubezahlen.«
    Josh warf mir einen Seitenblick zu. »Es war ein Traum. Ich meine, du bist doch hier. Lebendig.« Ich stützte den Ellbogen auf den Fensterrahmen und hielt mich am Dach fest. »Na ja, zumindest bin ich hier.«
    Er schnaubte. »Lebendig.«
    Ich fummelte an meinem Amulett herum. »Nein, eigentlich nicht.« Er hielt hinter einer grauen Corvette. Als er sich mir zuwandte, umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Bin ich wirklich nicht«, beteuerte ich. Von Joshs Harley-Hupe tönte es mit glockenheller Stimme: »Ein Mädchen mit Lippen so rot, das erzählt immer rum, es sei tot. Sie hat echt 'ne Macke und braucht 'ne Zwangsjacke - in der Klapse hätt sie's ganz kommod.«
    Ich verzog den Mund - der übrigens gar nicht so rot war - , wippte genervt mit dem Fuß und traf dabei die Hupe. Das Geräusch ließ Josh aus seinen Gedanken hochschrecken. »Weißt du was?«, sagte er,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher